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Über vier JahrzehnteKölner Künstlerin versorgt Unicef mit Bildmotiven

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Künstlerin Ingrid Montag-Schoenenberg vor einem ihrer Werke.

Künstlerin Ingrid Montag-Schoenenberg vor einem ihrer Werke. 

Schätzungsweise 300 bis 400 Ölgemälde stellte Ingrid Montag-Schoenenberg Unicef zur Verfügung. 

Angesichts der schätzungsweise rund 2,8 Milliarden Chat-Nachrichten, die täglich in Deutschland verschickt werden, kann man sich kaum vorstellen, dass überhaupt noch per Hand geschriebene Karten in den Briefkästen landen. Ein Irrtum. Das Deutsche Komitee für Unicef verkauft jährlich nach eigenen Angaben etwa sieben Millionen Grußkarten. Dass diese tatsächlich mit Texten versehen und verschickt werden, weiß kaum jemand besser als Ingrid Montag-Schoenenberg, denn sie ist eine der Künstlerinnen, von denen die Motive stammen.

Werke werden auch in andere Kontinente verschickt

Seit mehr als vier Jahrzehnten malt die Kölnerin unentgeltlich für das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen sowie für die SOS-Kinderdörfer. Wer sich in ihrem Haus in Braunsfeld umschaut, sieht überall Blumenmotive, Winterlandschaften oder zugefrorene Weiher mit Schlittschuh laufenden Kindern.

Allerdings entdeckt man auf den schätzungsweise 300 bis 400 Ölbildern, die sie allein Unicef zur Verfügung gestellt hat, so gut wie nichts typisch Kölsches – nicht einmal die weltberühmte Doppelspitze. „Man muss neutral bleiben“, erklärt die Künstlerin, die erst nach ihrer langjangjährigen Tätigkeit im Vorstandssekretariat zum Pinsel gegriffen hat und bis heute bei den Hilfsorganisationen praktisch zu den Bestseller-Lieferantinnen zählt.

Wirklich Kölsch wirken die Gemälde nicht – man müsse neutral bleiben, sagt die Künstlerin.

Wirklich kölsch wirken die Gemälde nicht – man müsse neutral bleiben, sagt die Künstlerin.

Nicht nur in Europa und den USA – auch in Korea, Japan, Lateinamerika und Australien wurden und werden ihre Werke verschickt.

Noch immer sitzt sie bis zu drei Stunden täglich an ihrem Arbeitstisch im Untergeschoss des Hauses und fabriziert mit Blick in den hübschen Garten Lavendelfelder, französische Häuserreihen mit Sprossenfenstern oder bunte Blumenwiesen.

Malen für den guten Zweck war eher ein Zufall

Gut erinnern kann sie sich an den Winter 2009, als es in Köln wahnsinnig geschneit hatte. „Wir müssen schnell zum Aachener Weiher!“, sagte sie zu ihrem Mann und war wenig später vor Ort, um die Szene mit den vielen auf der Eisfläche spielenden Kindern einzufangen plus – eine echte Rarität – den Kölner Fernsehturm im Hintergrund.

Das Malen für den guten Zweck hat sich in den Achtziger Jahren eher zufällig ergeben. Als sie damals einige ihrer Bilder zum Rahmen brachte, erklärte man ihr zu ihrem eigenen Erstaunen, dass sich ihre Motive sicher sehr gut verkaufen ließen. Dass sie ein gutes Händchen für Stilleben hatte, die den Menschen gefielen, zeigte sich bei den Bilderausstellungen in der Severinstorburg, an denen sie schließlich regelmäßig teilnahm. Dort wurde sie dann auch von einer Unicef-Mitarbeiterin entdeckt.

Nächstenliebe verarme heutzutage

Im Laufe der Jahre hat die Hilfsorganisation, deren Deutschland-Sitz sich nach wie vor in Köln befindet, nicht nur unzählige Grußkarten „made in Cologne“, sondern auch Kalender oder Geschenkanhänger von Ingrid Montag-Schoenenberg drucken lassen. Allein die Vorstellung, dass man heute mehr und mehr dazu übergeht, Weihnachtspost digital zu verschicken, findet sie schrecklich.

Sie sei früher Pfadfinderin gewesen, betont die gebürtige Lindenthalerin und berichtet, dass sie als Jugendliche „zu alten Leuten putzen gegangen“ sei oder ehrenamtlich Gräber gepflegt habe, zu denen niemand mehr kam. Die Künstlerin spricht von „einer Verarmung der Nächstenliebe heutzutage“ und ist glücklich, mit ihren Bildern eine gute Sache unterstützen zu können.

Ganz nebenbei ist sie felsenfest davon überzeugt, dass nichts glücklicher macht, als Malen und Musik. Abstrakte Motive machten ihr allerdings keinen Spaß, gesteht sie. Und interessanterweise kämen die modern gestalteten Grußkarten auch nicht so gut an. Gefahr, dass die Farbtuben auf der Arbeitsfläche im Untergeschoss vertrocknen, besteht also nicht.