„Köln stellt sich quer“Polizei erwartet Zehntausende zu Großdemo am Sonntag – KVB rechnet mit Normalbetrieb

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21.1.2024: Teilnehmer vor Beginn der Demo an der Deutzer Werft

21.1.2024: Teilnehmer vor Beginn der Demo an der Deutzer Werft

Ein breites Bündnis stellt sich am Sonntag an der Deutzer Werft gegen erstarkenden Rechtsextremismus. Die KVB geht zunächst von normalem Betrieb aus.

Köln, Hamburg, Frankfurt, Dortmund, Kassel... – seit Tagen gehen in ganz Deutschland Zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen die AfD zu demonstrieren und für die Demokratie einzustehen. Am Sonntag steht nun die nächste Großdemonstration gegen Rechts in Köln an, die Polizei erwartet auch hier mehrere Zehntausend Teilnehmer und Teilnehmerinnen.

Das Bündnis „Köln stellt sich quer“ hat unter dem Motto „Demokratie schützen, AfD bekämpfen“ von 12 Uhr bis 14 Uhr zu einer Kundgebung auf dem Alter Markt aufgerufen. Seit Freitag allerdings steht fest, dass die Demonstration auf der Deutzer Werft stattfindet, dort ist deutlich mehr Platz als in der Kölner Innenstadt. 

Großdemo in Köln am Sonntag findet auf Deutzer Werft statt

Das Bündnis bedauerte den Standortwechsel zunächst. „Eigentlich gehört so eine Veranstaltung in das Herz der Stadt“, sagte Manfred Post, einer der Sprecher von „Köln stellt sich quer“ dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Nichtsdestotrotz dürfen sich die Veranstalter freuen. Einerseits darüber, dass laut Polizeiangaben erneut Zehntausende Menschen erwartet werden. Andererseits darüber, dass zahlreiche Größen aus der Kölner Politik und Kultur zugesagt haben. So tauchen im Programm unter anderem zahlreiche Kölner Bands wie die Höhner, Cat Ballou, Brings, Bläck Fööss und Kasalla auf. Auch die Kabarettisten Jürgen Becker und Wilfried Schmickler werden auftreten.

Demonstration am Sonntag gegen AfD: Zahlreiche Kölner Bands sind dabei

Darüber hinaus wird die Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Rednerpult erwartet, andere Vertreter der demokratischen Parteien in Köln werden in zwei Talkrunden zu Wort kommen. Joachim Frank, Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeiger“, wird am Sonntag eine Podiumsdiskussion mit Vertretern aller Ratsfraktionen außer der AfD leiten, bei der es darum gehen soll, was die demokratischen Parteien gegen den zunehmenden Rechtsruck tun können. Auch Anette Dowideit, stellvertretende Chefredakteurin von „Correctiv“ ist zu der Demo eingeladen und wird über die Recherchen des Medienhauses reden. Bis etwa 14.30 Uhr soll das vielfältige Programm andauern.  

Schon am Dienstag gingen bei einer spontan angemeldeten Demonstration am Heumarkt rund 30.000 Kölnerinnen und Kölner gegen den Rechtsruck auf die Straße. Der Heumarkt und seine Seitengassen platzten aus allen Nähten. Kurzfristig musste der anschließende Aufzug verlegt und zur Deutzer Werft geleitet werden.

KVB rechnet mit normalem Bahnverkehr

Während am vergangenen Dienstag während der Demonstration mit 30.000 Menschen die KVB über Stunden den Verkehr auf den Linien rund um Neumarkt und Heumarkt einstellen musste, sind am Sonntag die Chancen auf normalen Betrieb höher. KVB-Sprecher Matthias Pesch sagte vor Beginn der Demonstration, man rechne zunächst mit einem normalen Betrieb. Ab Heumarkt und über die Deutzer Brücke verkehren die Bahnen auf einer eigenen Trasse, anders als auf weiten Teilen der Cäcilienstraße.  

Pesch betonte jedoch auch, dass die Polizei je nach Lage auch einzelne Straßen sperren könne. Werde es zu voll, könnten sich dann auch Personen im Gleisbett aufhalten, so dass die Polizei einschreiten müsse.

Zwei weitere Demonstrationen am Sonntag in Köln

Und noch immer wühlen die Rechercheergebnisse des Medienhauses „Correctiv“ viele Kölnerinnen und Kölner auf, die ein Geheimtreffen von AfD-Politikern und Mitgliedern der Werteunion mit der identitären Bewegung offenbarten. Dort wurden unter anderem Pläne geschmiedet, Millionen von Menschen aus Deutschland zu vertreiben.

Neben der Demonstration von „Köln stellt sich quer“ wird es nach Polizeiangaben am Sonntag zwei weitere Demonstrationen geben: Eine Privatperson hat im Zeitraum 11.15 - 13.00 Uhr eine Versammlung zum Thema „Breiter Protest zu den aktuellen Enthüllungen zum Treffen rechtsextremer Politiker*innen“ mit 10.000 - 15.000 Teilnehmenden angemeldet. Nach einer Auftaktkundgebung in Höhe des Deutzer Bahnhofs ist ein Aufzug über die Deutzer Brücke, die Cäcilienstraße bis zum Neumarkt geplant. Auf dem gleichen Weg soll es dann zurück zur Deutzer Werft gehen.

Eine weitere Versammlung ist durch eine Privatperson unter dem Motto „Demokratie schützen, AfD bekämpfen“ zwischen 11.00 - 12.30 Uhr mit 500 Teilnehmenden angemeldet. Der Aufzug startet am Chlodwigplatz und soll über die Severinstraße, die Löwengasse, die Straße „Am Malzbüchel“ führen und anschließend über die Deutzer Brücke bis zur Deutzer Werft ziehen. Die Polizei empfiehlt ortskundigen Verkehrsteilnehmenden, den Bereich weiträumig zu umfahren.

Mehr als 50 Parteien, Initiativen und Gewerkschaften aus Köln demonstrieren

Dass es voll wird, das lässt nicht nur die Stimmung in Köln, sondern auch ein Blick auf die Unterstützerliste erahnen. Zu „Köln stellt sich quer“ zählen mehr als 50 Parteien, Gewerkschaften und Initiativen. Aber auch das Festkomitee Kölner Karneval, die Synagogengemeinde Köln und das Katholische Stadtdekanat Köln unterstützen den Aufruf.  

Man wolle ein Zeichen für Demokratie und Vielfalt setzen, heißt es in der Ankündigung der Demonstration. Angesichts der bevorstehenden Europawahl vermisse „Köln stellt sich quer“ eine eindeutige Brandmauer der demokratischen Parteien gegen Extremisten, Populisten und Nationalisten.

Weiter heißt es: „Wer die AfD unterstützt und wählt, gibt Personen ein Mandat, die menschenverachtende Verfassungsfeinde sind, die die Demokratie missbrauchen, um sie abzuschaffen, und die selbst vor Deportationen nicht zurückschrecken.“

„Dieses Treffen hat gezeigt, wes Geistes Kind die AfD ist. Ich hoffe, dass am Sonntag ganz viele Menschen zur Demo kommen, um unsere Demokratie zu verteidigen“, sagte Peter Brings zu der Kundgebung. „Ich bin ein Kind dieser Demokratie und ich hoffe, dass sie auch meinen Kindern und Enkelkindern erhalten bleibt.“

Auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“ stellt sich hinter die Forderungen der Kundgebung. Unter dem Motto „Köln steht auf“ bekennen wir uns zu einer vielfältigen Demokratie und stehen an der Seite von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die zunehmend ins Visier von Rechtsextremen geraten.

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