Ab 16. November kommt es zu Einschränkungen auf den Linien 1, 13, 14, 17 und 19. Der Fahrplanwechsel wird vom 10. Dezember auf Ende März verschoben.
Personalmangel, Fahrzeugprobleme, hoher KrankenstandKVB muss Fahrplan ab 16. November noch mehr ausdünnen
KVB-Chefin Stefanie Haaks hat die Betriebsqualität bei den Stadtbahnen am Donnerstag als unzumutbar bezeichnet. Die Ausfallquote liege mittlerweile zwischen fünf und 28 Prozent. Vor allem an den Wochenenden sei der Betrieb in den vergangenen Wochen regelmäßig zusammengebrochen. Deshalb wird der Fahrplan ab 16. November weiter ausgedünnt.
Das hat mehrere Gründe: Die Krankenquote beim Fahrpersonal ist nach einem aus Sicht der KVB relativ stabilen Sommer im September in der Spitze auf bis zu 17 Prozent gestiegen. Im Wirtschaftsplan sind 13,5 Prozent eingepreist. Die Zahl der Ausbildungsplätze für den Fahrdienst wurde 2024 zwar auf 120 erhöht, alle Kurse waren auch ausgebucht, doch fehlen weiterhin rund 40 Fahrerinnen und Fahrer. Die Abbruchquote liegt bei rund 15 Prozent.
Weil der Job im Führerstand einer Straßenbahn offenbar so stressig ist, steigt die Zahl derer, die von Vollzeit auf Teilzeit wechseln oder sich betriebsintern auf andere Stellen bewerben. Die Teilzeitquote liegt mittlerweile bei 30 Prozent. Insgesamt sind bei der KVB rund 800 Fahrerinnen und Fahrer beschäftigt.
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„Wir müssen feststellen, dass durch die personellen Lücken die Belastung für die Fahrerinnen und Fahrer erheblich gestiegen ist“, sagt Stefanie Haaks. „Viele von ihnen sind an ihre Belastungsgrenze gelangt. Darauf müssen wir achten und reagieren. Ich bitte zu bedenken, dass die Mitarbeitenden im Fahrdienst, im Service oder in der Instandhaltung, die unsere Fahrgäste täglich sehen, nichts für unsere Situation können. Ihnen gebührt eine wertschätzendere Behandlung für ihren Einsatz, als ich es momentan wahrnehme.“
Hinzu kommen erhebliche technische Probleme mit den Fahrzeugen. Die Flotte ist zum Teil veraltet und störanfällig, bei Ersatzteillieferungen komme es zu monatelangen Verzögerungen. Teilweise müsse man aus Bahnen, die deshalb stillstehen, funktionsfähige Gebrauchtteile ausbauen, um sie für andere Zügen zu nutzen, so die KVB-Chefin.
Aus all diesen Problemen zieht das Unternehmen jetzt weitere Konsequenzen und dünnt den Fahrplan zum dritten Mal in Folge weiter aus. Die Fahrleistung wird noch einmal weitere drei Prozent sinken. Im Vergleich zu 2023 sind es mittlerweile elf Prozent.
„Wir müssen Schadensbegrenzung betreiben, damit wir im Betrieb stabiler und verlässlicher sind und nicht unkontrolliert drei oder vier Bahnen hintereinander ausfallen“, sagt die KVB-Chefin. „Das Paket ist mit der Stadt abgestimmt. Die Verwaltung war darüber nicht erfreut, dass wir zu dieser Notmaßnahme greifen müssen. Aber ein stabilerer Fahrplan ist immer noch besser als eine nicht planbare Reiseroute.“
Eine seriöse Prognose, wann die KVB beim Fahrplan den Normalzustand wieder erreichen wird, kann die KVB-Chefin nicht geben. „Wir werden auf Sicht fahren müssen.“
Neuer Fahrplan, wenn die Mülheimer Brücke wieder geöffnet ist
Ab 16. November kommt es zu Einschränkungen auf den Linien 1, 13, 14, 17 und 19. Vor allem an den Wochenenden werden das die Fahrgäste deutlich zu spüren bekommen. Der turnusmäßige Fahrplanwechsel wird vom 10. Dezember verschoben, bis die Sperrung der Mülheimer Brücke für die Stadtbahnen aufgehoben ist. Das soll nach Angaben der Stadt Ende März der Fall sein.
Mit den Kürzungen des Fahrangebots steht die KVB im Vergleich zu anderen NRW-Städten ziemlich allein da. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigten die Sprecher der Rheinbahn (Düsseldorf), der Ruhrbahn (Essen, Mülheim), der Bogestra (Bochum, Gelsenkirchen) und der Dortmunder Stadtwerke, dass es keine Pläne gibt.
„Trotz der immer noch knappen Personalressourcen kommt es bei der Rheinbahn bisher nicht zu Fahrplaneinschränkungen und auch für den Fahrplanwechsel im Januar 2025 ist das nicht geplant. Wir sind hierfür jedoch auf die Bereitschaft für Mehrleistung der Mitarbeitenden angewiesen“, sagte ein Rheinbahn-Sprecher. „Wie jedes Unternehmen auch spüren wir die aktuelle Krankheitswelle, können diese aber derzeit noch kompensieren. Wir sind sehr aktiv im Recruiting neuer Mitarbeitender und haben allein dieses Jahr bereits fast 120 Fahrerinnen und Fahrer neu eingestellt“, so der Sprecher der Dortmunder Stadtwerke.
So kürzt die KVB den Fahrplan ab 16. November:
Linie 1: Die morgendlichen Verstärkerfahrten, die einen Fünf-Minuten-Takt sicherstellen, werden auf die Strecke zwischen Brück und der Moltkestraße beschränkt. Bislang fahren diese Bahnen zwischen Refrath und Junkersdorf. Im stark ausgelasteten Bereich des Bahnhofs Deutz bleibt es damit beim Fünf-Minuten-Takt. Zur besseren Abwicklung des Schülerverkehrs werden dafür zwei Fahrten der Buslinie 173 zwischen „Weiden Lübecker Straße“ und „Universitätsstraße“ vorzeitig wieder in Betrieb genommen.
Linie 13: Im Abendverkehr ab 20 Uhr, am frühen Samstagmorgen sowie sonntags fahren die Bahnen nur alle halbe Stunde statt bisher alle 15 Minuten. Samstags fährt die 13 nur noch alle 20 statt bisher zehn Minuten.
Linie 14: Montags bis freitags verkehrt die während der Bauarbeiten auf der Mülheimer Brücke eingesetzte Linie in der nachfragestarken Zeit zwischen 5.30 und 9 Uhr sowie 13 Uhr und 20 Uhr. Samstags und sonntags fällt die Linie 14 schon jetzt aus.
Linie 17: Im Abendverkehr, am frühen Samstagmorgen sowie sonntags fahren die Bahnen statt alle 15 nur noch alle 30 Minuten. Samstags bleibt im Tagesverkehr der 20-Minuten-Takt bestehen.
Linie 19: Die Bahnen fahren während der Trennung der Mülheimer Brücke aktuell nur in der morgendlichen Hauptverkehrszeit bis 9 Uhr. Zusätzlich werden Einzelwagen auf der Ringstrecke und der Luxemburger Straße eingesetzt. Diese Fahrten entfallen künftig. Auf der Luxemburger Straße (Linie 18) bleibt es dann bei einem Zehn-Minuten-Takt und auf der Ringstrecke (Linien 12 und 15) bei einem Fünf-Minuten-Takt.