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„Nicht unsere Bühne bieten“Live Music Hall in Köln streicht Bob Vylan-Konzert nach Glastonbury-Eklat

Lesezeit 3 Minuten
Bob Vylan-Musiker beim Auftritt auf der West Holts Stage während des Glastonbury Festivals in Worthy Farm in Somerset. Zwei Bands - darunter das Duo Bob Vylan - hatten die Bühne des weltbekannten Glastonbury-Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt.

Bob Vylan-Musiker beim Auftritt auf der West Holts Stage während des Glastonbury Festivals in Worthy Farm in Somerset. Zwei Bands - darunter das Duo Bob Vylan - hatten die Bühne des weltbekannten Glastonbury-Festivals für antiisraelische Parolen und Kritik an der britischen Regierung genutzt.

Ein umstrittener Festivalauftritt mit israelfeindlichen Parolen hat für die Künstler nun auch drastische Folgen in Köln.

Das Punk-Rap-Duo Bob Vylan darf nach dem Eklat auf dem britischen Glastonbury-Festival nicht auf der Bühne der Live Music Hall auftreten. Dies bestätigte der Veranstalter auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Dienstag (1. Juli).

„Zusammen mit dem örtlichen Veranstalter ‚Prime Entertainment‘ haben wir uns dazu entschieden, den Künstler Bob Vylan nicht hier in der Live Music Hall auftreten zu lassen. Wir möchten so jemandem nicht unsere Bühne bieten“, heißt es von Seiten der Live Music Hall.

In Köln war Bob Vylan am 13. September als musikalischer Support der Band „Gogol Bordello“ eingeplant. Die Show ist auch weiterhin auf der Website der Live Music Hall zu finden, nur eben ohne die britische Band.

Anti-Israel-Parolen: USA entziehen britischer Band Visa

Hintergrund sind hasserfüllte Äußerungen bei einem Auftritt der Band am vergangenen Samstag (28. Juni). Ein Bandmitglied hatte das Publikum bei dem Kult-Festival aufgefordert, nicht nur „Free, free Palestine“, sondern auch „Death, death to the IDF“ („Tod den israelischen Streitkräften“) zu skandieren.

Bobby Vylan der Band Bob Vylan badet im Meer der Zuschauer. Während seines Auftritts forderte die Band sein Publikum auf, „Death, death to the IDF“ (Tod den israelischen Streitkräften) zu skandieren.

Bobby Vylan der Band Bob Vylan badet im Meer der Zuschauer. Während seines Auftritts forderte die Band sein Publikum auf, „Death, death to the IDF“ (Tod den israelischen Streitkräften) zu skandieren.

Das US-Außenministerium hat den Mitgliedern der Band deshalb am Montag (30. Juni) auch kurzerhand nach eigenen Angaben ihre Visa für eine geplante Tournee in den Vereinigten Staaten entzogen. „Ausländer, die Gewalt und Hass verherrlichen, sind keine willkommenen Besucher in unserem Land“, schrieb Vize-Außenminister Christopher Landau auf der Plattform X.

Auch in Deutschland wurden derartige Stimmen laut. Volker Beck, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, forderte auf X ebenfalls ein Einreiseverbot für die Musiker. „Wer 'Tod der IDF‘ singt und ruft, darf nicht in Deutschland auftreten“, sagte Beck und erklärte, sich an das Bundesinnenministerium sowie an NRW-Innenminister Herbert Reul  wenden zu wollen.

Veranstalter distanziert sich von Bob Vylan – Band verteidigt Aussagen

Der umstrittene Auftritt war am Wochenende von der BBC live im Internet gestreamt worden, wofür sich der Sender anschließend entschuldigte. Die BBC überträgt traditionell große Teile des Festivals in der Grafschaft Somerset.

Dass die israelfeindlichen Parolen zunächst unkommentiert gesendet wurden, stieß auf breite Kritik – zumal Bob Vylan bereits zuvor mit umstrittenen Aussagen zum Gaza-Krieg aufgefallen waren. Die Festival-Organisatoren hatten sich bereits kurz nach dem Vorfall klar distanziert.

Bob Vylan stehen trotz der massiven Kritik zu ihrem Auftritt. Nach dem Festival verteidigte die Band ihre Aussagen in den sozialen Medien: „I said what I said“, hieß es in einem Text auf Instagram, mit dem zum Protest für einen Wandel in der Außenpolitik aufgerufen wird.

Die Parolen dort klangen sehr viel differenzierter als jene vom Festival. Reue war darin aber nicht zu erkennen. Am Dienstag legte die Band einen weiteren Post nach, in dem sie sich als Opfer darstellt: „Wir wurden zum Ziel, weil wir laut gesprochen haben“, heißt es da unter dem Motto „freies Palästina“.