Versuchter MordMann sticht in Kölner Waldstück auf Nebenbuhler ein

Lesezeit 4 Minuten
angeklagter_koenigsforst

Der Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

Köln – Schwer verletzt hockt ein Mann in einer Pfütze im Königsforst, wäscht sich Blut aus dem Gesicht, dann bricht er bewusstlos zusammen. Spaziergänger entdecken ihn, alarmieren die Polizei und den Rettungsdienst. Eine Not-Operation rettet das Leben des 37-Jährigen, die Ärzte mussten tiefe Fleischwunden versorgen. Seit Mittwoch wird der Kriminalfall vor dem Landgericht aufgearbeitet.

Täter soll rasend vor Eifersucht gewesen sein

Auf der Anklagebank saß in Saal 13 des Kölner Justizgebäudes ein dreifacher Vater aus den Niederlanden. Die Mutter ist Bankangestellte, der Vater Beamter der städtischen Verwaltung von Rotterdam. Er selbst bezeichnet sich als DJ, der vor Corona-Zeiten in angesagten Clubs auf Ibiza aufgelegt habe. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten heimtückischen Mord vor.

Eifersucht soll das Motiv der Bluttat im Wald in Rath-Heumar gewesen sein. Über Wochen soll das spätere Opfer eine Affäre mit der Verlobten des Angeklagten – das Paar hat eine gemeinsame Tochter – gehabt haben. Am Tattag im Mai vergangenen Jahres sei eine Aussprache mit allen Beteiligten geplant gewesen, schilderte der Beschuldigte beim Prozessauftakt.

Mit dem Auto die Verfolgung aufgenommen

Er sei früher als verabredet aus den Niederlanden angereist und an der Wohnanschrift des Nebenbuhlers in Leverkusen angekommen. Er habe seine Verlobte, mit der er eine Fernbeziehung führte, mit dem Mann beobachtet und darauf geschlossen, dass die Affäre trotz gegenteiliger Beteuerungen noch nicht beendet gewesen sei. Das habe ihn rasend vor Eifersucht gemacht, so der Angeklagte.

Nachdem die Freundin und der Mann mit dem Auto davongefahren seien, habe er die Verfolgung aufgenommen. Nach einem Telefonanruf hielt man an einer Tankstelle. Es gab Diskussionen, am Ende stieg der Nebenbuhler zum Angeklagten ins Auto. Man wolle das unter sich klären, wohlgemerkt mit Worten, die Verlobte sollte nicht dabei sein. Dann fuhren die Männer los.

Täter: „Konnte seine Lügen nicht mehr hören“

Der Angeklagte bog mit dem schwarzen Range Rover in den Königsforst ab. „Ich konnte seine Lügen nicht mehr hören“, so schilderte der Angeklagte seine Motivation, dem Mann, der ihn auch noch angegrinst habe, zunächst im Auto eine Flüssigkeit überzuschütten. Der Leverkusener vermutete einen Säureangriff und lief panisch davon.

Es habe sich bei der Flüssigkeit lediglich um den Inhalt einer Dose Red Bull gehandelt, sagte der Angeklagte. Er habe den Nebenbuhler in den Wald verfolgt, dort sei er gestolpert. Dann habe er eine abgebrochene Bierflasche auf der Erde erblickt und diese einfach eingesetzt. „Ich wollte ihm wehtun, aber ihn bestimmt nicht töten“, meinte der 34-Jährige. Er habe freiwillig von dem Mann abgelassen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Lendenbereich des Opfer aufgeschlitzt

Erschrocken gab sich der Niederländer, der einen Monat nach der Tat in seiner Heimat festgenommen worden war und seitdem in Haft sitzt, als der Richter ihm Bilder der Verletzungen präsentierte. Sie zeigten den Lendenbereich des Opfers, der in einer Breite von 23 Zentimetern regelrecht aufgeschlitzt worden war. Der Täter will das nicht wahrgenommen haben.

Ob es sich bei der Tatwaffe tatsächlich um eine zufällig gefundene Scherbe handelt oder vielleicht doch ein Messer eingesetzt wurde, muss der Prozess zeigen. Der Verteidiger des Angeklagten echauffierte sich, die Staatsanwaltschaft habe im Vorfeld von einer Machete „schwadroniert“. Oberstaatsanwalt Bastian Blaut sprach von Ungereimtheiten bei der Aussage des Angeklagten.

Richter äußert Skepsis nach Aussage des Täters

Auch der Vorsitzende Richter Peter Koerfers äußerte eine gewisse Skepsis. „Man könnte auf den Gedanken kommen, dass man in den Waldweg fährt, weil man etwas vorhat und einen abgeschiedenen Platz sucht“, sagte er. Der Angeklagte entgegnete darauf, sich in Köln nicht auszukennen und einfach irgendwo abgebogen zu sein, um sich aussprechen zu können.

Dem Angeklagten, der sich als Familienmensch darstellte, drohen viele Jahre Haft. Er sagte, immer noch verlobt zu sein. Auf Nachfrage des Richters gab er aber zu, den genauen Beziehungsstatus zur Mutter seiner jüngsten Tochter nicht zu kennen. Sie habe ihn zuletzt in der JVA besucht, man habe aber nur über das Kind gesprochen. Der Prozess wird fortgesetzt.

KStA abonnieren