Das neue Buch des Comedians kritisiert Selbsthilfemythen und bietet ernsthafte Tipps, die Selbstwahrnehmung und Individualität fördern.
Neues BuchMaxi Gstettenbauer: „Viele Menschen glauben, dass sie kaputt sind“

29.04.2025 Köln. Interview mit Maxi Gstettenbauer zu seinem neuen Buch. Der Comedian leidet unter Depressionen und Panikattacken. Foto: Alexander Schwaiger
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Er hat ja auch keine Ahnung. Sagt er selbst. Und doch hat Comedian und Wahl-Kölner Maxi Gstettenbauer ein Buch über Selbsthilfe geschrieben. Und das, obwohl er meint, dass jene Bücher, von denen er etliche gelesen hat, null Effekt haben.
Mehrere Seiten umfasst die Liste der Titel, bei denen Maxi die Hoffnung hegte, sie könnten helfen – vergeblich. Obwohl: „Es gibt ein Buch, das mir geholfen hat“, sagt er. „Und das war ein Buch über Übungen für Hals- und Brustwirbelsäule.“ Erhofft hatte er sich Hilfe für ein „optimiertes Leben“.
Gstettenbauer litt an Depressionen
Denn der Comedian leidet unter Panikattacken, in der Vergangenheit auch an Depressionen. Darüber schrieb er in seinem ersten Buch. „Ich habe lang überlegt, was das Thema für Buch Nr. 2 sein könnte. Ich habe alle Techniken angewandt, die man in diesen Selbsthilfebüchern lernt – es brachte nichts.“
So wollte Maxi seine Autorenkarriere bereits zu Grabe tragen. „Da kam dieser Gedanke: Du könntest doch darüber schreiben, dass das alles nichts bringt. Dann musste ich lachen – und habs gemacht.“
Letztlich schlichen sich in „11,5 Rules für dein erfolgreiches Leben – Selbsthilfe von einem Typen, der auch keine Ahnung hat“ doch mehr ernst gemeinte Tipps ein. „Ich wollte ein Comedybuch schreiben. Aber beim Schreiben habe ich gemerkt: Wenn du keine Position beziehst, ist es alles wurscht“, sagt er. „Eigentlich will das Buch klarmachen, dass es keine Regeln gibt. Es mehr darum geht, auf sich selbst zu hören. Weg davon, was ein Coach oder ein Buch sagt – eine riesige Ironie.“
Selbsthilfe und Selbstoptimierung boomen
Mit der Thematik dürfte Gstettenbauer jedenfalls auf offene Ohren stoßen – Selbsthilfe und Selbstoptimierung boomen. In Büchern, vor allem in den Sozialen Medien. „Ich glaube, das hat deshalb einen solchen Erfolg, weil viele Menschen glauben, dass sie kaputt sind. Ich wollte mich reparieren – habe das aber nicht gemerkt. Und da springt diese Selbsthilfe ein: Man versucht sich etwas abzugucken von jemandem, der es vermeintlich besser kann“, sagt Maxi. „Das Problem ist, dass das oft nur für den funktioniert, der es geschrieben hat.“
Ein besonders mieser Ratschlag von selbst ernannten Coaches: „Dass die Einstellung total wichtig ist.“ Das viel beschworene Mindset. „Eine totale Überbewertung der eigenen Gedankenwelt. Hat schon was Zwanghaftes“, sagt er. Für sich habe er zum Beispiel festgestellt: „Egal was ich mache, ich werde immer zweifeln. Aber die Zweifel scheinen mittlerweile nicht mehr die Kontrolle zu haben. Sie sind einfach da – ich komme aber immer wieder zu dem Schluss, im Großen und Ganzen ist eigentlich alles in Ordnung.“
Das Stichwort hierzu: „Erkenntnis. Dass man sich selbst bewusst wird, was man eigentlich macht. Ich muss in mir nach einer Antwort suchen, was mich weiterbringt. Und das kommt oft durch loslassen und reflektieren“, sagt Gstettenbauer. Überlegen, warum man sich fühlt, wie man sich fühlt. „Das ist die ultimative Selbsthilfe.“