Rhein-Energie-StadionZwischenbericht listet Probleme bei Ausbau in Müngersdorf auf

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Das Rhein-Energie-Stadion in Müngersdorf

Köln-Müngersdorf – Die von der Kölner Sportstätten GmbH beauftragten Prüfer haben einen Zwischenbericht zum Stadionausbau vorgelegt.

Auch wenn die Daten und ihre Bewertungen nach eigener Einschätzung der Experten noch „nicht verlässlich“ seien, gibt der Bericht doch eine Richtung vor: Ein Ausbau des Müngersdorfer Stadions an Ort und Stelle wird demnach nicht nur technisch eine anspruchsvolle Angelegenheit. Er hätte auch allerlei gewichtige Hürden zu nehmen. Die Auflistung der möglichen Probleme vermittelt den Eindruck: Die Suche nach einem neuen Standort für einen kompletten Neubau könnte der einfachere Weg sein.

Die Stadtplaner und Projektsteuerer der beauftragten Firmen Companeer und Albert Speer haben drei Varianten eines Ausbaus geprüft: Für die Erhöhung der Kapazität auf 67 000 beziehungsweise 73 000 Plätze wird ein Aufbau eines neuen Oberrangs geprüft. Um diesen zu tragen, muss das Stadion verbreitert werden. Der Zwischenbericht listet etwa Bedenken des 1.FC Köln auf, der zum Beispiel anmerkt, dass man von einigen Plätzen schlecht sehen könnte.

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Bei einer Vergrößerung wären auch mehr Parkplätze und ein Ausbau der KVB-Station nötig

Vor allem bei der großen Variante wären erhebliche Eingriffe ins Umfeld nötig. Das Stadion bräuchte Flächen der geschützten historischen Abel-Bauten und Baureihen im Umfeld sowie der angrenzenden Sportplätze. Zusätzlich sind mehrere begleitende Einzelmaßnahmen erforderlich: Nötig seien mehr Parkplätze, ein Ausbau der KVB-Station, eine Bushaltestelle für Fanbusse, Fahrradabstellplätze sowie ein restriktives Schutzkonzept für die geplagten Anwohner.

Solche Einzelmaßnahmen wären auch bei der kleinste Variante nötig – einer Erhöhung der Platzzahl auf 60 000. Der Aufwand wäre jedoch deutlich geringer; für eine solche Erweiterung sind keine großen Eingriffe in die Umgebung nötig. Es müsste kein Oberrang auf die Längsseiten aufgesetzt werden. Trotzdem ist auch bei dieser Variante das Votum der Prüfer klar negativ: Der 1.FC Köln stufe die kleine Lösung als „unwirtschaftlich“ ein, heißt in dem Bericht. Auf welcher Grundlage man zu dieser Einschätzung kommt, wird nicht verraten.

Die Erbauer des Rheinergie-Stadions werden nicht gefragt

Dass die Prüfer, die im Auftrag von Stadt und städtischer Stadiontochter handeln, an mehreren Stellen die Einwände und Anmerkungen des FC übernehmen, soll bei der Präsentation des Berichts bei einige Zuhörern für Irritationen gesorgt haben. Im Vorfeld der Vergabe des Prüfauftrags ohne Ausschreibung hatte die SPD-Opposition im Rathaus bei der Oberbürgermeisterin und anderen Verantwortlichen angefragt, ob es denn sinnvoll sei, hier die gleichen Experten arbeiten zu lassen, die auch für den FC nach Neubaustandorten in der Region gesucht haben. Es könnte ein Interessenkonflikt vorliegen. Die Stadt hatte das zurück gewiesen.

Erstaunlich ist auch, dass der Zwischenbericht an keiner Stelle nach der Einschätzung der Architekten fragt, die das Rheinenergie-Stadion gebaut haben. Im Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner hatte man sich darüber gewundert, dass die Stadt dem Büro von Albert Speer und nicht ihm den Prüfauftrag gegeben hatte. Architekt Volkwin Marg hatte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt, dass er sich nicht gegen eine Erweiterung sperren werde. Sein Büro könne entsprechende Vorschläge machen. Marg hatte jedoch auch Zweifel geäußert, ob eine Erweiterung überhaupt sinnvoll ist. Eine Variante könnte doch auch sein, alles so zu lassen, wie es ist.

Verlässliche Kostenkalkulationen fehlen in allen Prüfungen

Die Gemengelage wird noch etwas unübersichtlicher, weil neben den beauftragten Prüfern auch eine verwaltungsinterne Arbeitsgruppe an dem Thema arbeitet. Wie es heißt, prüft sie wohl ausschließlich eine Kapazitätserweiterung im Bestand, also ohne aufwendige Aufstockungen. Eine Variante geht von nur rund 5000 zusätzlichen Plätzen aus, eine zweite von einer Aufstockung auf knapp über 60.000. In das heutige Stadion passen bei einem Bundesligaspiel knapp unter 50.000 Zuschauer. Wenn bei internationalen Spielen die Stehplätze wegfallen, sind es nur etwas über 46.000.

Was bislang in allen Prüfungen völlig fehlt, sind verlässliche Kostenkalkulationen – es gibt sie weder für den Stadionbau noch für die Maßnahmen im Umfeld. Auch Companeer und Speer sagen bislang nicht, was denn die aufgezählten Begleitmaßnahmen kosten würden. Noch gewichtiger wird die Frage nach der Infrastruktur rund um die Arena, wenn sie tatsächlich neu gebaut werden sollte.

Eine Bahnanbindung mit großem massentauglichem Bahnhof, in dem einen schnellen Transport garantieren kann, Parkplätze und Straßenanbindungen könnten sich schnell auf einen dreistelligen Millionenbetrag summieren, wie die Erfahrungen in anderen Städten zeigen. Die Prüfer wollen bereits Mitte Juli ihren Abschlussbericht vorlegen. Der FC drängt auf eine schnelle Entscheidung. Bis Ende des Jahres soll feststehen, wie es weiter geht.

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