Nach TumultenNeues Gremium will Deutzer Kirmes vor Ausschreitungen schützen

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Polizeieinsatz Kirmes Deutz

Auf der Deutzer Kirmes war es 2022 zu Ausschreitungen gekommen.

Köln-Deutz – Wie kann es mit der Deutzer Kirmes weitergehen, die im Frühjahr wegen Tumulten für Schlagzeilen sorgte? Was muss sich ändern, damit es nicht erneut zu Zuständen kommt, die die Bürgerinitiative Deutz in einem Brandbrief „unerträglich“ nannte? Damit soll sich ein Begleitgremium befassen, dem unter anderen Anwohner, Schausteller und Vertreter der Stadt angehören.

Kurz nach den Sommerferien werde es zum ersten Mal im Bürgerzentrum Deutz tagen, sagte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt. Anlass war eine von der CDU-Fraktion beantragte Aktuelle Stunde. Die Anwohner hätten „berechtigte Sorgen“ und wollten „besser vor den Auswüchsen geschützt werden“ sagte Mario Schmitz (CDU) zur Begründung des Antrags.

Deutzer Kirmes in Köln: Lärm, Müll und verstopfte Straßen

Was in der BV zur Sprache kam, war im Wesentlichen bereits im Mai bei einer Bürgerversammlung zu hören gewesen, zu der rund 200 Anwohner und Anwohnerinnen in die Kirche St. Heribert gekommen waren. Einige von ihnen nahmen an der BV-Sitzung teil und machten abermals die Konfliktpunkte deutlich. Dazu zählen Lärmbelästigung, Vermüllung, Wildpinkeln und verstopfte Straßen.

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Bürgerkritik ging nicht an die Schausteller

Die Kritik zielte nicht auf die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS). Diese habe einiges dafür getan, den Problemen vorzubeugen, war man sich einig. So hatte die GKS für das Frühlingsvolksfest ein Anwohnerschutzkonzept entwickelt, das beispielsweise Zufahrtsbeschränkungen für Besucher vorsah, die nicht im Viertel wohnen. Gelobt wurde in der BV auch, dass der Festplatz mit einheitlicher Musik beschallt wird.

Kirmes abends

Blick auf die Besucher der Deutzer Kirmes am Abend. (Symbolbild)

Wie aber verhindern, dass Nutzer von Fahrgeschäften aus Leibeskräften so laut kreischen, dass es die Nachbarschaft stört? Das Hauptproblem seien allerdings jugendliche Besucher, „die alles andere im Kopf haben, als Karussell zu fahren“, sagte Norbert Monßen von der Bürgerinitiative Deutzer Werft.

Kölner Bürgervereinigung spricht von „Hohem Aggressionspotenzial“

Katharina Dellhofen von der Bürgervereinigung Deutz sprach von einem „hohen Aggressionspotenzial“ dieser Besuchergruppe und zog das Fazit: „Nicht die Kirmes selber“ sei das Problem, sondern das „Drumherum“. Dazu zähle auch die Präsenz von „Autoposern“ auf der Siegburger Straße. Ausgehend von den „guten Ansatzpunkten“ sollte das Schutzkonzept erweitert und konsequenter durchgesetzt werden.

Dirk Schmaul vom Ordnungsamt sagte, man sei weiter im Gespräch mit den Schaustellern. Er glaube, einige Probleme ließen sich deutlich reduzieren. Das betreffe etwa die Lautstärke und die Verkehrsbelastung. Und anders als manche Kritiker unterstellten, zeige der Ordnungsdienst durchaus Präsenz am Veranstaltungsort. Dabei bekämen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zunehmend Aggressivität zu spüren, bis hin zu körperlichen Angriffen. „Wenn es zu gefährlich wird, müssen wir die Kollegen zurückziehen.“

Kölner Schaustellerverband: „Größter Besucherandrang jemals“

Willi Krameyer vom GKS-Vorstand sagte, einen so großen Andrang wie am 20. April, dem ersten, mit Rabatten lockenden „Familientag“, an dem es zu den Schlägereien kam, „haben wir noch nicht erlebt“; daher habe man den Kirmesbetrieb vorzeitig beendet. Der anschließende große Tumult zwischen Polizei und Randalierern habe sich nicht auf dem Gelände, sondern auf dem Rheinboulevard abgespielt. „80 bis 90 Prozent“ der Besucher seien „normal“ gewesen und hätten nach langer Pause nur „Spaß haben“ wollen. Infolge der Ereignisse musste die Kirmes jeden Abend eine Stunde früher schließen, der zweite „Familientag“ wurde gestrichen.

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Die Bezirkspolitiker lobten, dass die anwesenden Anwohner und Anwohnerinnen keine Front gegen die Schausteller machten und die Kirmes nicht pauschal verteufelten. Die Gemeinschaft der Bürger gehe das Problem „sehr pragmatisch und zielorientiert“ an, sagte etwa Tim Cremer (SPD); das „Aggressionspotenzial“ zeige sich auch anderswo in der Stadt, zum Beispiel am Zülpicher Platz. Gunda Wienke (Die Linke) regte an, mehr Anreize für Kirmesbesucher zu schaffen, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen. Es müsste mehr Toiletten und Mülleimer aufgestellt werden, schlug Mario Schmitz vor.

Mobile Polizeiwache gefordert – Polizei widerspricht

Auf der Bürgerversammlung im Mai waren unter anderem eine Ausweitung der Straßensperren, konsequentes Abschleppen von falsch geparkten Fahrzeugen und ein abendliches Alkoholverbot außerhalb der gastronomischen Einrichtungen gefordert worden. Außerdem eine mobile Wache von Polizei und Ordnungsamt am Eingang der Kirmes. Dies hält die Polizei allerdings nicht für sinnvoll. 

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