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Stilkritik zum neuen FC-TrikotWas, bitte, gibt es gegen dieses geradlinige Design einzuwenden?

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Die neuen Trikots des 1. FC Köln setzen auf klassische Farben.

Die neuen Trikots des 1. FC Köln setzen auf klassische Farben.

Die neuen Trikots des 1. FC Köln setzen auf klassische Farben und Streifen, um Stilsicherheit und Verbundenheit zum Club zu demonstrieren.

Jetzt, kurz bevor die Mannschaft zum Trainingslager in die südöstliche Steiermark aufbricht, ist also klar, in welchem Gewand die Spieler des 1. FC Köln in die neue Saison starten werden.

Am ersten Bundesliga-Wochenende (23./ 24. August) präsentieren sie sich auswärts in Mainz in schlichtem Rot auf dem Rasen, beim Heimspiel werden sie dann mit vertikalen Blockstreifen in Müngersdorf auflaufen, in Rot-Weiß versteht sich. Auf das dritte Trikot, das Ausweichtrikot, wartet die Fan-Gemeinde derweil gespannt; Gerüchten zufolge soll es in monochromem Schwarz gehalten sein, aber erst um den 9. August anlässlich des Freundschaftsspiels gegen den Serie-A-Ligist Atalanta Bergamo präsentiert werden. Und bis dahin, so kann man nur hoffen, wird noch viel Wasser den Rhein heruntergeflossen, beziehungsweise der Ärger verstörter Fans verpufft sein. Denn am neuen Trikot entlädt sich einiges an Kritik.

Geißbock sitzt beim neuen Trikot nah am Herzen

Rot, Weiß, Schwarz und Blockstreifen. Was, bitte, gibt es gegen dieses geradlinige Design und die entschiedene Farbwahl einzuwenden? Nüchtern betrachtet: Nullkommanichts. Aber wer will schon nüchtern, wenn es um Fußball geht? Ein Versuch, dem neuen Trikot etwas Positives abzugewinnen, ist es trotzdem wert.

Auf beiden Modellen sitzt der Geißbock, wo er hingehört: Nämlich auf der linken Brust und damit nah am Herzen, was ja für Spieler wie Fans sicherlich nicht bedeutungslos ist, zumal bei der Rückkehr in die erste Liga nervenaufreibende Zitterpartien Spielplan-immanent sind. Ebenfalls sind die Sponsoren ordentlich untergebracht und die Club-Farben könnten nicht besser zur Geltung kommen als beim aktuellen Design: Beim roten Auswärtstrikot mit changierendem und dunklerem Rotstreifen – der ganz subtil erst beim genaueren Hinschauen zur Geltung kommt –, ist das gelungen. Und beim Heimtrikot mit den symmetrisch angeordneten Streifen in der Breite von rund sieben Zentimetern in Rut un Wiess erst recht. Ach ja, Kölle…

Streifen lenken sogar von Bierbäuchen ab

Aber um genau diesen sportlichen Streifen dreht sich der Frust. Dabei, man stelle sich vor, hätte das Trikot ja auch mit horizontaler Ausrichtung ausfallen können. Was wäre dann erst los in Fan-Kreisen? Schon mal dieses karnevaleske Ringelshirt-Szenario gedanklich durchspielt? Vermutlich nicht.

Der dänische Ausstatter Hummel hat sich bei seinem letzten Trikotentwurf für den 1. FC Köln offenbar etwas gedacht: Was für die Profisportler sicherlich weniger von Belang ist als für den einen oder anderen Fan: Vertikale Blockstreifen – ganz alter Modetrick –, strecken! Dank optischer Täuschung lenken sie ganz nebenbei von Bierbauchdramen ab, machen beim Überziehen des Trikots den Genuss von zu viel Stadionwurst, Siegbier oder Frustkölsch einfach vergessen. Wie praktisch ist das! Da kann man nur sagen: Tipptopp und Danke, Hummel!

In Vergangenheit schon schlimmere Trikot-Verfehlungen

Als seien die Streifen nicht schon Zumutung genug für die Fans, gipfelt weiterer Zorn des Publikums im angedeuteten Polokragen des Heimtrikots. Doch auch da lässt sich feststellen: Der einzige Fehler der Firma Hummel besteht darin, das Trikot nicht konsequent mit einem ernsthaften Kragen versehen zu haben, so dass er sich bei brennender Sonne hochklappen ließe und schwitzende Nacken schützt.

Vermutlich wird aber auch diese umstrittene Uniform wieder viel Geld bewegen. Man erinnere sich bloß, welche mode- und gesellschaftspolitischen Diskussionen das pinkfarbene Auswärtstrikot der Nationalmannschaft 2024 auslöste - und wie es noch vor dem Anpfiff der EM zum absoluten Verkaufsschlager wurde. Und wirft man einen Blick ins Trikot-Archiv des 1. FC Köln, dann kann man sagen, es gab wahrlich schlimmere Verfehlungen: Psychedelisch anmutende Wabenmuster 97/98, crazy Revierblau 96/97, Borussia-Dortmund-Gelb-Schwarz 2020/21, oder auch Farbkombinationen, mit denen man die Ampelkoalition gut aufs Bundesparkett hätte schicken können.

Zurück in der ersten Liga, sollen die Spieler einfach nur eine gute Figur machen, gestreift, in Rot, in Schwarz… Das ist vollkommen in Ordnung. Hauptsache mit weniger Drama. Das wär´ schon mal was.