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Dreikampf um die Macht beim 1. FC KölnStobbe, Stroman und Adenauer sprechen im Triple-Interview über ihre Chancen

7 min

Das Bewerbertrio: Jörn Stobbe, Sven-Georg Adenauer und Wilke Stroman.

Bei der Mitgliederversammlung des 1. FC Köln sind erstmals drei Teams zur Vorstandswahl zugelassen. Im Interview geben die  Präsidentschaftsbewerber Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Im Kampf um die Macht beim 1. FC Köln kommt es zu einem Novum: Erstmals in der Geschichte des Bundesligisten sind bei der Mitgliederversammlung drei Teams zur Wahl des Vorstands zugelassen.

Der Mitgliederrat hat das Trio Jörn Stobbe als Präsidentschaftskandidaten und Jörg Alvermann und Ulf Sobek als mögliche Vizepräsidenten nominiert. Die Teams „Adenauer“ (Sven-Georg Adenauer, Thorsten Kiesewetter, Martin Hollweck) und „Stroman“ (Wilke Stroman, Carsten Wettich, Tugba Tekkal) gingen am Mitgliederrat vorbei erfolgreich auf Stimmenfang, sammelten die benötigten 4589 Unterschriften und werden zur Versammlung am 27. September zugelassen, die erstmals im Rhein-Energie-Stadion stattfindet.

Entscheidend wird, wer am Tag der Wahl die meisten Unterstützer mobilisieren kann. Die Präsidentschaftskandidaten Stobbe, Stroman und Adenauer geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Erstmals stellen sich drei Vorstand-Teams zur Wahl. Was bedeutet das für den Klub und seine Mitglieder?

Jörn Stobbe: Das ist ein starkes Zeichen für den 1. FC Köln. Es zeigt, wie lebendig, demokratisch und mitgliedergetragen unser Verein ist. Die Mitglieder bringen sich leidenschaftlich ein und wünschen sich Weiterentwicklung. Dieser innere Antrieb ist eine herausragende Stärke des FC, auf die wir bauen und die wir als Team FC weiter fördern wollen.

Wilke Stroman: Die Mitglieder zeigen deutlich: Sie haben Lust, mit und durch ihre Lieblingsteams die Zukunft des FC aktiv mitzugestalten. Die FC-Familie ist gewachsen, hat sich verändert. Anders als bisher soll nicht ein vorgeschlagenes Team automatisch die Verantwortung übernehmen. Die Mitglieder haben bereits gezeigt: Das reicht uns nicht mehr, wir wollen Vielfalt und nehmen uns unser Recht, alte Strukturen zu ändern. Sollte eines der Teams gewinnen, das Unterschriften gesammelt hat, bedeutet das für den FC, dass eine neue Zeitrechnung beginnt. Dann wird die Tatsache gelebt, dass der Klub durch die Mitglieder geführt wird.

Sven-Georg Adenauer: Das ist für den 1. FC Köln eine große Chance und ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratisierung und Einbeziehung von Mitgliedern bei wichtigen Entscheidungen. Darüber hinaus zeigt die Vielfalt der Kandidatenteams, dass sich immer mehr Menschen aktiv in die Zukunft des Vereins einbringen wollen. Es entsteht ein echter Wettbewerb der Ideen, bei dem die Mitglieder nicht nur zwischen Personen, sondern auch zwischen unterschiedlichen Konzepten und Visionen wählen können. Das stärkt die Mitbestimmungskultur. Gleichzeitig signalisiert es nach außen, dass der 1. FC Köln offen für Wandel ist und sich als moderner, mitgliedergeführter Klub versteht.

Was für einen Wahlkampf erwarten Sie in den kommenden Wochen? Und welche Art des Wahlkampfs will Ihr Team führen?

Stobbe: Wir stehen dafür, Menschen zu verbinden und Brücken zu bauen. Deshalb agieren wir fair, transparent, zielorientiert und setzen auf unsere eigene Stärke. Was wir machen, machen wir im Sinne des FC. Für uns steht der Verein im Mittelpunkt und nicht persönliche Eitelkeiten oder Polarisierung. Wir wollen mit Haltung und Inhalten überzeugen – nicht mit Lautstärke.

Stroman: Wir erwarten nichts. Wir schauen nur auf uns und machen so weiter wie bisher. Das war die ganze Zeit so und hat dazu geführt, dass wir als erstes Team die erforderlichen 4600 Unterschriften einsammeln konnten. Wir werden auch keinen Wahlkampf führen, der nur zu einer Spaltung des Vereins führen würde. Wir umarmen die Menschen, die uns schon jetzt ausgewählt haben. Und versuchen, weitere Mitglieder für uns zu gewinnen, und gehen auf sie zu. Wir machen klar, wofür wir inhaltlich stehen.

Adenauer: Wir werden einen absolut fairen Wahlkampf führen. Wir wollen die Mitglieder in zahlreichen Gesprächen und Veranstaltungen von unseren Ideen überzeugen. Dabei setzen wir auf Transparenz, Respekt und inhaltliche Auseinandersetzung. Uns ist wichtig, dass es nicht um persönliche Angriffe geht, sondern um die besten Konzepte für die Zukunft des FC.

Wie geht Ihr Team den weiteren Wahlkampf an und welche Themen werden Sie besonders in den Vordergrund stellen?

Stobbe: Wir haben uns als Team FC in dem vom Mitgliederrat sehr professionell durchgeführten Auswahlprozess durchgesetzt, weil wir inhaltlich sehr in die Tiefe gegangen sind und dieses Vorgehen mit unseren fachlichen Stärken, Erfahrungen und Plänen untermauert haben. Wir drei stehen für Klarheit, Kompetenz und Zusammenhalt. Deshalb ist es uns wichtig, den Mitgliedern zuzuhören und gemeinsam mit ihnen und allen Gremien des Vereins die Zukunft des FC zu gestalten. Wichtige Themen wie die Zukunftsfähigkeit des Geißbockheim, die Umsetzung einer Struktur- und Satzungsreform und die Förderung des gemeinnützigen Engagements und Breitensports sind natürlich von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus steht bei uns das Thema Sport und insbesondere die Förderung der jungen Spielerinnen und Spieler sehr weit oben auf der Liste. Wir wollen die Talente noch besser fördern, um sie länger an den FC zu binden und so neue Werte für den Verein zu schaffen. Die Liste unserer Themen ist lang und wir haben einen klaren Fahrplan.

Stroman: Eine Wahlkampagne ist immer auch Marketing. Darauf wollen wir verzichten. Uns geht es um Inhalte und klare Botschaften. Wer uns wählt, weiß was er bekommt: Wir möchten den FC auf das nächste Level bringen: Ein Verein, der sportlich ambitioniert, wirtschaftlich unabhängig und gesellschaftlich klar positioniert ist. Die Fans sollen den Fußball genießen können, im Stadion, in den Kneipen oder vor dem Fernseher. Wir kümmern uns um den Rest. Der FC soll dauerhaft in der Ersten Liga spielen; mittelfristig ist auch mehr möglich. Die FC-Frauen sollen sich im Mittelfeld der Bundesliga etablieren, mittelfristig möchten wir sie in die Top 5 führen. Das Geißbockheim muss nachhaltig die Heimat der FC-Familie bleiben. Mit den neu gewählten politischen Vertretern und der Stadt Köln werden wir zudem über die Zukunft des Stadions sprechen. Darüber hinaus wollen wir überall die wirtschaftlichen Grundlagen ausbauen, damit der Verein nachhaltig ohne Investoren auskommt. Wir wollen 50+1 verteidigen und mutig für einen vereinsgeführten Fußball in Deutschland eintreten. Dazu gehört unter anderem ein echtes Herzensprojekt: Wir wollen in unserer Amtszeit auf 200.000 Mitglieder wachsen. Im Fall unserer Wahl werden wir die Mitglieder bei wichtigen Entscheidungen aktiv einbinden und für die besondere Fankultur beim FC und einen zugänglichen Fußball eintreten.

Adenauer: Seitdem 20. Mai haben wir zahllose Gespräche mit Fans und Mitgliedern geführt. Wir haben gespürt, dass sie Veränderungen wollen. Wir sind ein Team von der Basis für die Basis. Und so gehen wir die Zeit bis zur Mitgliederversammlung auch an. Wir suchen den Dialog mit den Menschen und wollen dazu beitragen, dass der FC wieder der Verein wird, den sich alle wünschen: sympathisch, erfolgreich und finanziell gut aufgestellt. Der Ausbau des Stadions, die Weiterentwicklung des Geißbockheims als Herz des Vereins und die Einbindung der Nachwuchsspieler in die Profimannschaft sind für uns ganz wichtige Themen. Die top ausgebildeten Jugendspieler sind die Erfolgsgaranten für den FC – sportlich und wirtschaftlich. Zudem wollen wir das arg ramponierte Image unseres „Effzeh“ aufpolieren. In Deutschland und darüber hinaus soll der FC als sympathischer Klub wahrgenommen werden. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Wir sehen uns als Dienstleister für die Mitglieder, Geschäftspartner, Mitarbeitende. Das ist – unserer Beobachtung nach – eine deutlich andere Herangehensweise als zuletzt. Mein Vorteil ist es, dass ich mich ab 1. November voll und ganz dem Verein widmen kann, weil ich keine anderen beruflichen Verpflichtungen mehr habe.

Was für eine Resonanz erwarten Sie bei der Mitgliederversammlung? Und welchen Einfluss wird sie auf das Wahlverhalten haben?

Stobbe: Wir wünschen uns eine starke Beteiligung der FC-Mitglieder und einen lebendigen und fairen Austausch. Es geht darum, die Zukunft des FC gemeinsam zu gestalten. Der 27. September 2025 ist ein wichtiger Tag für den FC – und hoffentlich der Startschuss für eine intensive und erfolgreiche Zeit.

Stroman: Unser Team wird frischen Wind mit ins Stadion bringen. Die Mitglieder, die für uns unterschrieben haben, wollen Verantwortung tragen. Und dass werden sie im ersten Schritt tun, indem sie ins Stadion kommen. Das haben uns viele bereits signalisiert. Wir wissen spätestens seit der spontanen Demonstration der FC-Familie in Sachen Geißbockheim, welche Wucht die Mitglieder haben. Diese Wucht erhoffen wir uns auch am 27. September.

Adenauer: Je mehr Mitglieder dabei sind, desto größer ist die Möglichkeit, dass es zu einem Neuanfang kommt. Eine Frischzellenkur, die der 1. FC Köln dringend benötigt. Es ist die vielleicht einmalige Chance, den Automatismus, dass das vorgeschlagene Team des Mitgliederrates auch Vorstand wird, zu durchbrechen. Wir würden uns wünschen, dass am 27. September mehr als 10.000 Mitglieder ins Stadion kommen. Das wäre ein starkes Zeichen für die Demokratie und die Außenwirkung des Vereins in Deutschland.