„Schlechte Laune“Diese Kölner Clubs öffnen wieder – Party zwischen Krieg und Corona

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Ab Freitag, 4. März dürfen die Clubs in NRW öffnen. Von Euphorie ist unter Kölner Clubbetreibern allerdings nichts zu spüren (Symbolbild)

Köln – Drei Monate nach ihrer pandemiebedingten Schließung dürfen ab diesem Freitag die Clubs in NRW wieder öffnen – mit der 2G-Plus-Regel. Auch Geboosterte müssen demnach einen nicht mehr als 24 Stunden alten Schnelltest nachweisen.

An Karneval ist in Kneipen bereits gefeiert worden – allerdings hatte noch offiziell das Tanzverbot gegolten. Mit der neusten Coronaschutzverordnung ist dieses aufgehoben worden. Unter Kölner Clubbetreibern ist von Euphorie jedoch nichts zu spüren. Es herrscht eine durchwachsene Stimmung.

Clubbetreiber in Köln kritisieren kurzfristige Auflagenveröffentlichung

Das hat mehrere Gründe: „Wir blicken der Öffnung mit gemischten Gefühlen entgegen. Natürlich freuen wir uns, denn der wirtschaftliche Druck ist höher als letztes Jahr, viele müssen einfach wieder öffnen. Andererseits geht die Situation in der Ukraine nicht an uns vorbei, die Feierlaune ist getrübt“, sagt Mankel Brinkmann, Vorsitzender der Klubkomm, dem Verband der Kölner Clubs und Veranstalter. Die Hilfsprogramme seien zudem nicht mehr so gut ausgestattet wie zuvor.

Die Clubbetreiber kritisieren vor allem, dass die konkreten Auflagen, unter denen sie öffnen dürfen, erst seit zwei Tagen in der Verordnung nachzulesen sind – auch wenn Öffnungen im März erwartbar waren. Planungen wurden so erheblich erschwert. Viele fürchteten beispielsweise eine Maskenpflicht oder Kapazitätsbeschränkungen.

Kapazitätsbeschränkungen auch für Clubs in NRW

Und die gibt es tatsächlich: Für bis zu 500 Menschen gelten keine Beschränkungen, ab 500 dürfen laut Verordnung noch 60 Prozent der eigentlichen Auslastung in den Club. Bei über 1000 gleichzeitig anwesenden Personen muss mit dem zuständigen Gesundheitsamt geklärt werden, ob auf Grundlage des bestehenden Hygienekonzepts die Grenze noch nach oben verschoben werden kann, erklärt Mathias Johnen, stellvertretender Geschäftsführer des Hotel und Gaststättenverbands Nordrhein (Dehoga). Je größer der Laden, desto unwirtschaftlicher sei es durch diese Auflage, sagt Mankel Brinkmann.

Corona noch nicht überstanden: Personalausfälle in Kölner Clubs

Auch das Thema Corona ist längst nicht überstanden. Niemand kann derzeit vorhersagen, wie sich die Infektionslage im Herbst entwickelt, ob womöglich erneute Schließungen drohen. Auch die Folgen des Karnevals machen  einigen Betrieben die Wiedereröffnung schwer.

Während der Studentenclub „Das Ding“ coronabedingt seine Öffnung auf nächstes Wochenende verschieben musste, wie Club-Chefin Claudia Wecker in den sozialen Medien verkündet hat, beklagt auch die „Roonburg“ in der Roonstraße viele Ausfälle durch Corona. „Wir machen heute dennoch mit einer Minimalbesetzung auf. 80 Prozent meines Personals fällt coronabedingt aus“, erzählt Inhaber Frederik Abels.

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Er rechnet nicht mit einem gleich großen Ansturm wie noch Ende August, als die Clubs nach anderthalb Jahren wieder öffnen durften. Das Wochenende nach Karneval sei traditionell ohnehin schwach besucht. Dennoch glaubt er an einen gewissen „Wiedereröffnungseffekt“.

Köln: Clubs müssen Betrieb wieder komplett hochfahren

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Peter Debüser vom Luxor

Einige Clubs sind noch mitten in den Vorbereitungen: Sie müssen Personal suchen, DJs und Live-Acts reaktivieren, wie etwa das Luxor. Dort geht der Betrieb erst Ende März wieder los, erzählt Peter Debüser. „Mit so kurzfristigen Ansagen ist es schwierig für uns. Es braucht nun Zeit, um wieder in die Spur zu finden.“ Man sei noch auf der Suche nach technischem Personal, das in der Zwischenzeit in andere Branchen abgewandert sei. Auch ein Bühnenprogramm mit Bands auf die Beine zu stellen, gehe nicht im Handumdrehen.

Ehrenfelder Clubs: Helios37, Artheater und Live Music Hall öffnen dieses Wochenende

Die Türen des Helios37 und der Live Music Hall in Ehrenfeld gehen jedoch bereits dieses Wochenende wieder auf. „Wir sind vorbereitet. Wir freuen uns, dass das Leben einerseits zurückkehrt. Andererseits sorgt die politische Lage für schlechte Laune“, sagt Betreiber Micki Pick. „Das geht bei mir nicht weg. Trotzdem müssen wir nach vorne schauen und dafür sorgen, dass man für eine Weile schöne Stunden zusammen verbringt, lacht und sich ablenkt, denn danach geht der Alltag weiter.“ Freitagabend soll pro Eintritt des Helios37 ein Euro für die Ukraine gespendet werden.

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Stefan Bohne im Biergarten des Artheater

Auch Stefan Bohne vom Club Artheater, der auch dieses Wochenende startet, will aktiv helfen. „Ein bestimmter Anteil der Einnahmen aller kommenden Events werden für die Ukraine gespendet. Das wollen wir langfristig aufbauen. Wir haben viele ukrainische Freunde.“

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