Kölner Petfluencer107.000 Menschen verfolgen das Leben von Hund Frida auf Instagram

Hund Frida aus Köln.
Copyright: Tine
- Frida ist ein Influencer auf Instagram, ein tierischer. Auf dem Account „freaky_frida“ zeigt Besitzerin Tine den Alltag ihrer Hundedame.
- Mit mehr als 107.000 Followern ist Frida eine der beliebtesten Petfluencer auf der Social Media Plattform.
- Doch was steckt hinter diesem Erfolg? Wir haben mit Tine gesprochen und uns den Account einmal angeschaut.
Köln – Mit schnellen Bewegungen streift Tine mit einer Bürste über Fridas Rücken. „Zeit den Winterpelz loszuwerden“, steht in weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund im unteren Teil des Videos, das mit doppelter Geschwindigkeit abgespielt wird. Wenige Frequenzen weiter frisst Frida eine Möhre, geht draußen spazieren und einige Stunden später sitzt sie in einem Körbchen aus braunem Natur-Rattan. „Sie ist begeistert“, sagt eine Frauenstimme aus dem Hintergrund.
Frida ist ein Influencer auf Instagram, ein tierischer. Auf dem Account „freaky_frida“ zeigt Besitzerin Tine (die ihren Nachnamen nicht nennen möchte) den Alltag ihrer rund sechs Jahre alten Hundedame Frida.

Fridas Besitzerin Tine ist s wichtig, dass Frida immer Spaß hat.
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In welchem Hundekörbchen der Hund mit schwarz-weißem Fell sitzt und ob es ihr gefällt, verfolgen derzeit mehr als 107.000 Menschen. Damit ist Frida einer der beliebtesten tierischen Influencer auf der Social Media Plattform.
freaky_Frida: Instagram-Star mit zu langer Zunge
Beim ersten Blick auf den Account überrascht der Erfolg von Frida nicht, denn sie scheint alles zu haben, was echte Tierfans lieben und sehen wollen: Sie ist fotogen, unterhaltsam, süß und vor allem hat Frida ein echtes Markenzeichen: ihre Zunge. Denn diese ist für den sehr kleinen Hund viel zu groß geraten und hängt Frida die meiste Zeit zur rechten Seite aus dem Maul heraus. Da rücken sogar die ebenfalls viel zu großen Fledermaus-Ohren in den Hintergrund.
Ein bisschen sieht Frida so aus wie Ed, die Hyäne aus „König der Löwen“, oder der Disney-Hund Dante. Das sagt auch Tine selbst. Doch nicht nur wegen der Zunge hat Frida die Kölnerin damals an die Disney-Charaktere erinnert. Frida war ein Straßenhund aus Bulgarien und kam nur mit wenigen Monaten in das Tierheim Köln-Dellbrück. Von dort adoptierte Tine den Hund, der keiner Rasse zugeordnet werden kann.
Tine und Frida verdienen 4000 Euro im Jahr mit Instagram
Zu diesem Zeitpunkt hatte Frida einen Nabelbruch und die Blase war falsch angewachsen, sagt Tine. Das Fell war von Pilzen befallen. „Und damit sah sie eben ein bisschen aus wie Ed, die Hyäne“, sagt die 30-Jährige und lacht. Ein so schillerndes Leben, wie es jetzt auf Instagram präsentiert wird, hatte Frida also nicht von Anfang an. „Sie brauchte viele Operationen, damit sie ein erfülltes Leben haben konnte.“
Aber das hat sie jetzt. Sie ähnelt äußerlich zwar nur noch wegen der Zunge dem tierischen Disney-Star, hat aber durchaus ein paar Charakterzüge von Ed, sagt Tine: „Sie ist immer verrückt drauf, bei allem dabei, sie liebt es zu spielen, sie liebt es rumzuspringen.“ Und genau das zeigt sie in ihren Fotos und Videos – und verdient damit mittlerweile auch Geld. Bis zu 4000 Euro netto im Jahr. Und wenn Tine wollte, könnte die Zahl auf dem Konto auch noch deutlich höher sein.
freaky_frida nimmt nur bestimme Kooperationen an
„Für mich ist das aber kein Beruf, sondern ein reines Hobby“, sagt die 30-Jährige. Storys posten, Rabattcodes verlinken, Hundekörbchen und Leckerlies bewerten, das macht sie nur, wenn sie Lust darauf hat. „Konstant ist das bei mir nicht“. Sie wolle keinen Druck bei Frida aufbauen, nur für Geld ständig das Futter wechseln oder sie für ein paar Likes und Follower in irgendwelche Hunde-Kostüme stecken. Das sei alles andere als artgerecht, weiß die Kölnerin, die mit Tieren aufgewachsen ist und vegetarisch lebt.

107.000 Menschen verflogen den Alltag von Frida aus Köln.
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Wenn sie dann aber mal eine Kooperation annimmt, prüft sie das Produkt ganz genau. „Leckerlies zum Beispiel teste ich vorher für einige Wochen, um herauszufinden, ob Frida die mag, Lust darauf hat oder auch verträgt“, erklärt Tine. Sie recherchiert die Hintergründe der Firmen und die Inhaltsstoffe. Erst dann gibt sie dem Unternehmen eine Rückmeldung. „Vieles passt auch einfach nicht zu uns und das sage ich dann auch ab.“
Petfluencer: Vorbilder für Instagram-Nutzer
Als „Petfluencer“ werden erfolgreiche Hunde oder Katzen auf Instagram eigentlich bezeichnet. Doch Tine will sich von diesem Ausdruck distanzieren. „Ich glaube einfach nicht, dass wir die Leute großartig influencen, also beeinflussen.“ Vor allem wolle sie auch gar kein Vorbild für andere Tierbesitzer sein.
Als Verantwortliche des Accounts „freaky_frida“ fühle sie sich manchmal von den Fragen zu dem leckersten Futter, der weichsten Hundebürste, der günstigsten Versicherung oder allgemein der Haltung von Hunden unter Druck gesetzt. „Ich will immer die bestmögliche Antwort geben und fühle mich dann manchmal auch gezwungen, erst einmal zwei bis drei Stunden zu recherchieren, da ich ja nichts Falsches sagen möchte.“
Instagram mit Hunde: Zwischen Nachrichten, Storys und Fragstickern
Die Follower vertrauen der 30-Jährigen, so wie viele Fans eben auch den menschlichen Influencern auf Instagram das glauben, was sie in Beiträgen und Storys erzählen. Tine hat für sich aber eine gute Lösung gefunden, wie sie mit den Hunderten von Nachrichten in ihrem virtuellen Postfach umgeht: Private Nachrichten liest sie kaum noch, „da ich gemerkt habe, dass mir das persönlich nicht gut tut und da der Druck noch einmal mehr zu spüren ist“. Lieber nutzt sie die Funktion des Frage-Stickers, beantwortet allgemeinere Fragen, zum Beispiel welches Körbchen sie für Frida nutzt.
Die Antworten - Frida mag übrigens das Tipi am liebsten - veröffentlicht sie dann in ihren Storys. Nur vereinzelt beantwortet sie spezifischere Fragen. „Dann schicke ich meistens Links, die mir geholfen haben und worüber sich die Follower dann nochmal selbst informieren können.“ Die Frage, die am meisten gestellt werde, sei aber sowieso eine ganz andere: „Wieso hängt Fridas Zunge raus?“ Die Antwort ist eine ganz einfache: „Ihr Kiefer ist minimal schief gewachsen“, sagt Tine und gibt Entwarnung: „Frida kann perfekt atmen und hat keine Beeinträchtigungen.“
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Geplant war der Instagram-Erfolg nicht. Als Tine 2017 den Account erstellte, folgten ihr auch nur ein paar Freunde und Familienmitglieder, die wissen wollten, was Frida den ganzen Tag macht. „Es sollte ein kleines Fotoalbum sein“, sagt Tine. Daran, dass sie, oder wohl eher Frida, ein Influencer werden kann, hat sie nicht gedacht. Als Künstlermanagerin für Video-Produzenten und - menschliche - Influencer arbeite sie seit sechs Jahren in der Branche.
Hinter den Kulissen macht es ihr Spaß, vor der Kamera selbst will sie aber nicht stehen. „Ich möchte mich einfach nicht selbst darstellen“, sagt sie. Frida hingegen liebe es, im Mittelpunkt zu stehen. Nur manchmal teilt sie sich den Platz vor der Kamera mit Tines bestem Freund, dem Influencer „crispyrob“. „Ich mach dann einfach mal schnell ein Foto, wenn die beiden auf dem Sofa liegen und fertig ist der Beitrag“, sagt Tine. Professionelle Shootings, lange Vorbereitungen für ein kurzes Video, all das macht die Kölnerin aber nicht.
Schreckliche Nachrichten von Tierhassern auf Instagram
Trotz des süßen Fotomotivs, das Frida mit ihrer Zunge definitiv ist, sind nicht alle Instagram-Nutzer schockverliebt in den kleinen Hund. Zwischen den Tierfreunden tummelt sich auch der ein oder andere Tierhasser. „Ich bekomme dann zum Beispiel Nachrichten, in denen mir Menschen schreiben, dass sie Frida aufschlitzen wollen“, sagt Tine.
Für die Kölnerin, die Frida wie ein eigenes Kind behandelt, sind das keine schönen Momente und ein weiterer Grund, warum Tine ihre Privatsphäre schützen will. „Frida ist meine große Liebe“, sagt sie. Am wichtigsten sei es ihr, dass Frida sich sicher fühlt und Spaß bei allem hat. Deswegen investiert die Kölnerin das Geld, das die über Instagram verdient, wieder in ihren Hund. Aber nicht nur die notwendigen, teuren Operationen bezahlt sie davon.
„Ich möchte dem Hund einfach alles kaufen, was ich möchte. Dann wird manchmal auch richtig auf die Kacke gehauen und Frida bekommt das teuerste Futter“, sagt Tine. Und dass ihr Hund ein kleiner verwöhnter Instagram-Star ist, mag sie eigentlich ganz gern.