Mäuse im Restaurant oder Rattenkot im Imbiss: Für Gäste und Besitzer ein Alptraum. Effektive Maßnahmen helfen gegen Kölner Anfälligkeit.
„Lässt sich nicht ausschließen“Wie geht die Kölner Gastronomie mit Ratten und Mäusen um?

2021 hatten viele Gastronomiebetriebe aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Und Ratten suchten sich Lebensmittelabfälle zum Beispiel am Kölnberg. (Archivbild)
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Das Essen ist angerichtet, sieht fantastisch aus und schmeckt auch so. Doch plötzlich huscht im Augenwinkel etwas an der Wand des Restaurants entlang. War das eine Ratte? Oder eine Maus? Für viele ist das ein Alptraum, der Appetit vergangen.
Mäuse im Restaurant, Rattenkot in der Imbissbude: Immer wieder machen solche Meldungen in Köln die Runde. Fälle, bei denen ein höheres Bußgeld droht, veröffentlicht das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung. Für Köln finden sich dort einige mit dem Stichwort „Schadnager“. Hat die Kölner Gastronomie ein Problem mit Ratten und Mäusen? Und wie geht sie damit um?
Auch für die Gastronomie selbst sind Schadnager ein Ärgernis. Deren Exkremente können Krankheiten übertragen. Mäuse oder Ratten lassen sich professionell entfernen, der Ruf des Betriebs bleibt aber oft darüber hinaus beschmutzt. Wohl auch deshalb wollen nur wenige Kölner Gastronomiebetriebe offen über Schadnager reden. „Das ist einfach kein appetitliches Thema“, heißt es etwa aus einem Kölner Restaurant, das namentlich nicht genannt werden soll.
Zahl der Ratten und Mäuse in Köln ist nicht bekannt
Wie viele Ratten und Mäuse es in Köln gibt, lässt sich nicht sagen. Die Stadtverwaltung kann keine Zahl nennen, Schätzungen gehen weit auseinander und beruhen teilweise auf über 100 Jahre alten Faustformeln. „Grundsätzlich ist Köln nicht anfälliger für Mäuse und Ratten als andere Städte“, teilt die Stadt mit. Einige Attraktionen für Nager hat Köln jedoch zu bieten, wie zwei Schädlingsbekämpfer erklären. Da ist zum einen die Infrastruktur. Sie bietet Ratten und Mäusen mit dichter Bebauung und einem Kanalnetz, das seit dem Zweiten Weltkrieg auch über einige tote Leitungen verfügt, viele Rückzugsräume.
Zum anderen gefällt Ratten und Mäusen die Gastronomie. Das vielfältige gastronomische Angebot führe auch dazu, dass „dort Abfälle häufig achtlos weggeworfen werden – sei es von Gästen im Außenbereich oder durch unsachgemäße Müllentsorgung im Betrieb“, erklärt Knut Bramer von der Schädlingsbekämpfung Mausfrei. Das zieht Ratten und Mäuse an, hier finden sie Nahrung. Auch Julian Emad von McKill beobachtet das: „Besonders Gebiete mit hoher Gastronomiedichte und touristischem Aufkommen, wie die Altstadt und der Bereich rund um den Dom, scheinen anfälliger zu sein.“
Die Corona-Pandemie verschob die Situation etwas: Die Gastronomie musste schließen, Nagetiere zog es eher zu Wohnhäusern, wie Knut Bramer erklärt. „Inzwischen hat sich die Lage wieder normalisiert.“ Mit Ausnahme der Pandemie sei das Problem in den vergangenen Jahren konstant geblieben, das berichten auch Gastronomiebetriebe.
Mäuse auf der Baustelle: Löcher verschlossen, Situation im Griff
Das Gasthaus Marienbild ist in Braunsfeld „in der glücklichen Lage, dass wir diese Probleme nur aus Erzählungen kennen.“ Das Gaffel am Dom hingegen hat für Ratten und Mäuse eine gute Lage. Aber: „Ein systematisches Vorkommen konnte bei uns nie festgestellt werden“, sagt Geschäftsführer Dennis Lieske. Das Brauhaus hat Vorkehrungen getroffen: Alle Ecken und Bereiche seien versiegelt, der glatte Boden ohnehin unattraktiv für Mäuse.
Auch das Restaurant Sahila in der Altstadt geht offen mit dem „für alle Gastronomen sehr heiklen Thema“ Mäuse um. Der Betrieb selbst hatte noch keine Probleme mit Mäusen, während der Bauphase vor der Eröffnung seien die Tiere allerdings angelockt worden. „Wir haben einen Innenhof und da waren viele Löcher in den Ecken“, berichtet Yunus Özananar. Mit einem Kammerjäger habe man nach und nach alle möglichen Verstecke gefunden, verschlossen und die Situation in den Griff bekommen.
Schädlingsbefall lässt sich in Köln nie zu 100 Prozent ausschließen
„Wir haben viel darüber gelernt, was man alles tun muss, um Mäuse vermeiden zu können“, sagt Özananar. Am wichtigsten sei die regelmäßige Kontrolle. Sahila, das Gaffel am Dom und auch das Marienbild arbeiten regelmäßig mit Spezialisten zusammen. Die Schädlingsbekämpfer Mausfrei und McKill empfehlen hohe Hygienestandards, ordnungsgemäße Abfallentsorgung mit geschlossenen Behältern, die sichere Lagerung von Lebensmitteln und Schulung der Angestellten. Außerdem müssen mögliche Verstecke für Ratten und Mäuse, vor allem kleine Löcher, verschlossen werden. „Dieser Punkt ist viel wichtiger als man denkt“, sagt Özananar. „Wenn man sich damit näher beschäftigt, sieht man erst, wie viele kleine Öffnungen überall zu finden sind.“
Trotz aller Maßnahmen: „In einer Stadt wie Köln lässt sich ein Schädlingsbefall niemals zu 100 Prozent ausschließen“, sagt Knutz Bramer. Da sind sich Gastronomie und Schädlingsbekämpfer einig. Offene Türen zum Beispiel können in einer ruhigen Minute auch Mäuse nutzen. Finden sie jedoch kein Versteck, suchen die scheuen Tiere oft schnell wieder den Ausgang. Restaurants haben es etwas einfacher als Imbissbuden, weil die Lebensmittelabfälle bei ihnen landen. Wer Speisen zum Mitnehmen anbietet, ist auf die Gäste angewiesen. Fällt eine Pommes zu Boden, lockt das die Nager an.
Damit sich Mäuse und Ratten nicht unbemerkt einnisten, gibt es unangekündigte Kontrollen. „Wird ein Mäuse- oder Rattenbefall festgestellt, werden Sofortmaßnahmen angeordnet“, erklärt die Stadt Köln. Dazu gehören Reinigung und Desinfizierung, außerdem wird ein Schädlingsbekämpfer hinzugezogen. Auch bauliche Veränderungen können angeordnet werden. In schweren Fällen werden Betriebe amtlich geschlossen und dürfen erst nach einer erneuten Kontrolle wieder öffnen. So geschehen in einigen Fällen, die das Landesamt für Verbraucherschutz und Ernährung veröffentlicht hat.