Kölner Seniorin nach Sturz gestorbenAnwältin der Tochter spricht von Unfall

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Die Beschuldigte beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht mit ihrer Verteidigerin Harriet Krüger 

Köln – Einen dramatischen Einsatz in einer Wohnung in Bickendorf beschrieben Polizisten im laufenden Prozess vor dem Landgericht gegen eine Kölnerin, die für den Tod ihrer Mutter verantwortlich gemacht wird. „Sie hat sich einfach nur vor Schmerzen gekrümmt und geschrien“, sagte ein Beamter über das 71-jährige Opfer aus. Die Seniorin habe noch ihre Tochter beschuldigt, sie geschubst zu haben. Die Staatsanwaltschaft sieht in der Beschuldigten eine Gefahr für die Allgemeinheit.

Köln: Mehrere Polizeieinsätze gegen Tochter

Mehrere Polizeieinsätze hatte es zuvor in der Wohnung der Seniorin gegeben, der Staatsanwalt listet verschiedene Ausraster der psychisch angeschlagenen Tochter auf. Diese soll ihre Mutter mehrfach ins Gesicht geschlagen, sie getreten und eine Glastür zum Wohnzimmer zerstört haben. „Die wollte sich immer mit mir streiten“, hatte die 39-jährige Tochter ausgesagt. Mal war ihr vorgeworfen worden, noch nicht geheiratet zu haben, dann sei es um ihr unaufgeräumtes Zimmer gegangen.

Und schließlich der fatale Vorfall am 8. November vergangenen Jahres. Die Beschuldigte hatte ein ihr von der Polizei auferlegtes Rückkehrverbot in die Wohnung ignoriert und bei ihrer Mutter geklingelt. Laut Ermittler soll sie dann nach Bargeld gesucht, einen Schlüssel entwendet und ihre Mutter im Wohnungsflur so wuchtig gestoßen haben, dass die Seniorin zu Boden fiel. Eine Nachbarin hatte den vorangegangenen Streit der beiden Frauen mitbekommen und die Polizei alarmiert.

Kölner Seniorin verstarb vier Wochen nach dem Vorfall

Am Tatort angekommen, berichtete die Verletzte auf Türkisch, dass ihre Tochter sie geschubst habe und sie auf die Hüfte gefallen sei. Besagte Nachbarin übersetzte den Beamten, die einen Rettungswagen hinzuriefen. Die 71-Jährige habe Alzheimer und vergesse, dass die Tochter ihr ständig Schaden zufüge, habe die Nachbarin berichtet, sagte ein Polizist im Zeugenstand. Angetroffen habe man die Tochter nicht, sie war nach dem Vorfall offenbar aus dem Mehrfamilienhaus geflüchtet.

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Vier Wochen später verstarb die 71-Jährige im St. Franziskus-Hospital an einem Herzinfarkt, nachdem sich zuvor Blutgerinnsel in Lunge und Herzkammer gebildet hatten. Der Tod der Seniorin sei auf die Folgen des Sturzes mit Oberschenkelbruch zurückzuführen und damit der Tochter zuzurechnen, so führt es die Staatsanwaltschaft aus. Denn für die Beschuldigte sei es vorhersehbar gewesen, dass ihre Mutter aufgrund ihres Gesundheitszustandes infolge der Gewaltanwendung sterben könne.

Kölner Landgericht: Verteidigerin deutet möglichen Unfall an

Verteidigerin Harriet Krüger deutete an, dass ihre Mandantin die Mutter nicht vorsätzlich verletzt habe und brachte ein Schlüsselband ins Spiel. „Kann sein, dass daran gerissen wurde und sie deshalb zu Sturz kam?“, sagte die Anwältin. Womöglich habe die Nachbarin auch gar nicht neutral übersetzt und ihre eigene Interpretation mit eingebracht, zumal sie auch vorherige Einsätze mitbekommen habe. „Ich bringe sie um“, soll die Tochter kurze Zeit vorher über ihre Mutter gesagt haben.

Nach der mutmaßlichen Attacke war die Beschuldigte zu ihrer in der Türkei lebenden Schwester geflogen. Bei der Rückkehr nach Deutschland im Januar wurde sie festgenommen. Die Beschuldigte, die früher mal als Zimmermädchen in einem Hotel gearbeitet hat, leidet seit mehr als 15 Jahren unter psychischen Problemen mit Angstzuständen. Mal höre sie Geräusche, „als ob jemand an die Wand klopft oder hämmert“. Ihr droht die dauerhafte Einweisung in die geschlossene Psychiatrie. 

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