Vergifteter Arzt aus KölnAnwälte fordern hohes Schmerzensgeld von Schwiegertochter

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Die Angeklagte beim Prozessauftakt im Landgericht Köln.

Köln – Im Fall des vergifteten Arztes aus dem Kölner Westen soll dessen Schwiegertochter ein hohes Schmerzensgeld bezahlen und Schadensersatz leisten. Einen entsprechenden Antrag hatte die Opfer-Seite im laufenden Prozess vor dem Kölner Landgericht gestellt. Das spektakuläre Verfahren befindet sich nach einem Hinweis des Vorsitzenden Richters nun auf der Zielgeraden.

Köln: Schmerzensgeld für vergifteten Arzt gefordert

In einem sogenannten Adhäsionsantrag hatten die Nebenklage-Anwälte Tobias Westkamp und Frank Hatlé ein Schmerzensgeld von 75.000 Euro für Mediziner gefordert, zudem weitere rund 97.000 Euro Schadenersatz. Die Verteidiger Jürgen Graf und Frank Seebode lehnten das ab. Der Antrag sei „inhaltlich unbegründet und nicht geeignet, im Strafverfahren erledigt zu werden“.

Nach wie vor bestreitet die Angeklagte den von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwurf, ihren Schwiegervater in dessen Villa mit einem Beruhigungsmittel ruhigstellt und dann durch Spritzen einer Überdosis Insulin vergiftet zu haben. Der Senior hatte nur knapp überlebt, ist jetzt ein Pflegefall. Die Verteidigung hatte immer wieder mit einem möglichen Suizidversuch argumentiert.

Kölner Richter lehnt kuriosen Antrag ab

Die Anwälte der Beschuldigten argumentieren auch damit, dass die bei dem Senior gemessenen Körperwerte nicht zu dem mutmaßlichen Tatzeitpunkt passten. So sei etwa der Koffeinwert zu hoch gewesen. Die Verteidigung regte daher einen Versuch an, den Arzt Kaffee aus seiner Kaffeemaschine trinken zu lassen und Blut abzunehmen, um die Werte zu rekonstruieren.

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Richter Peter Koerfers wies den kurios anmutenden Beweisantrag zurück, der dem Geschädigten eine solche Maßnahme nicht zugemutet werden müsse, schon gar nicht ohne dessen Zustimmung. Auch wäre mit der Ermittlung neuer Werte kein Beweiswert gegeben, da gar nicht bekannt sei, wie viel Kaffee der Senior am mutmaßlichen Tattag im Juli 2020 getrunken habe.

Kölner Insulin-Fall: Gericht sieht keinen weiteren Mordversuch

Koerfers machte klar, dass auch eine Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung in Betracht komme, da der Senior dauerhaft sein Sprechvermögen verloren habe und dahingehend nur kleine Fortschritte mache. Allein das könnte zu einer Strafe von bis zu zehn Jahren Gefängnis führen. Wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes droht der Angeklagten aber ohnehin lebenslänglich.

Einen möglichen zweiten Mordversuch bei einem Klinikbesuch, wie zuletzt von Nebenklage-Anwalt Westkamp angedeutet, sieht das Gericht nicht. Die Angeklagte sei hier nie allein mit ihrem Schwiegervater gewesen. Das Gericht setzte schließlich der Verteidigung eine kurze Frist, innerhalb derer noch Beweisanträge gestellt werden können. Danach soll plädiert werden. 

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