Eingezäunter Heumarkt, VideoüberwachungSo wollen Stadt und Polizei für eine sichere EM in Köln sorgen

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Sport- und Schuldezernent Robert Voigtsberger, Martin Lotz, Einsatzleiter der Polizei und Udo Peltzer, Leitender Polizeidirektor der Bundespolizei

Sport- und Schuldezernent Robert Voigtsberger, Martin Lotz, Einsatzleiter der Polizei und Udo Peltzer, Leitender Polizeidirektor der Bundespolizei (v.l.) stellten das Sicherheitskonzept zur EM in Köln vor.

Tausende Polizisten und Hunderte Sicherheitskräfte werden während der EM im Einsatz sein. Zwei Spiele stehen unter besonderer Beobachtung.

Zwischen Vorfreude und Anspannung: So lässt sich die Stimmung bei Stadt und Polizei vor Beginn der Europameisterschaft zusammenfassen. „Die Europameisterschaft ist in diesem Jahr eines der größten Sportereignisse der Welt, aber sicher das größte in Köln“, sagt Sportdezernent Robert Voigtsberger. Insgesamt fünf Spiele finden zwischen dem 15. Juni und dem 30. Juni in Köln statt. Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen. Auf einer Pressekonferenz stellten Stadt und Polizei am Donnerstag das Sicherheitskonzept vor. Die wichtigsten Planungen im Überblick:

Wie hat sich die Stadt vorbereitet?

Wie an den Karnevalstagen wird es auch während der EM eine Leitzentrale geben, in der Vertreter der Stadt, des Ordnungsamtes, der Feuerwehr und des Sicherheitsdienstes das Geschehen im Auge behalten.

Neben den beiden Public-Viewing-Flächen am Tanzbrunnen und auf dem Heumarkt, die Platz für insgesamt 20.000 Fans bieten, steht dabei der Bereich rund um den Dom als Anlaufpunkt vieler Fans im Mittelpunkt. In der Altstadt gibt es mit dem „Fan Embassy“ eine Anlaufstelle für Fans aus dem Ausland.

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Im Jugendpark stellt die Stadt den Fans außerdem einen Zeltplatz gegen Gebühr zur Verfügung. Rund um den Tanzbrunnen können Breitensportler bei der „Fan Experience“ auch selbst kicken. Eine kostenlose Rheinfähre soll die Fan-Zonen auf den beiden Rheinseiten verbinden.

Welche Spiele stehen besonders im Fokus?

„Durch das Losglück hat sich eine bunte Mischung von Spielen ergeben“, freut sich der EM-Beauftragte der Stadt, Gregor Timmer. Und stellte klar: „Es ist kein sogenanntes Hochrisikospiel dabei, aber zwei Spiele, die einer besonderen Beobachtung unterliegen.“

Gemeint sind die Partien Schottland gegen Schweiz (19. Juni) und England gegen Slowenien (25. Juni). Weil Sicherheitsbehörden und Fanverbände warnten, dass die Flächen am Tanzbrunnen und am Heumarkt für diese beiden Spiele nicht reichen werden, hat die Stadt zwischen Hauptbahnhof und Bastei auf dem Konrad-Adenauer-Ufer kurzfristig ein weiteres Public-Viewing-Areal eingerichtet, das bei diesen beiden Spielen zum Einsatz kommen soll. „Wir haben Hinweise bekommen, dass bis zu 50.000 Fans zu den Spielen kommen könnten“, sagt Timmer.

Das hat in der Nachbarschaft auch für Unmut gesorgt. Viele Anwohner erwarten ein Verkehrschaos. Timmer betont: „Natürlich versuchen wir, einen Ausgleich zu schaffen zwischen einem guten Angebot für die Fans und möglichst wenig Beeinträchtigungen für die Anwohner.“ Doch die Fläche direkt am Rhein sei nach eingehender Prüfung alternativlos gewesen.

Wie will die Stadt für Sicherheit sorgen?

Hauptverantwortlich für das Sicherheitskonzept ist der Dienstleister Kompakt B. Bis zu 700 Sicherheitskräfte werden während der Spiele im Einsatz sein, die zuvor von der Polizei überprüft wurden.

Das umfangreiche Sicherheitskonzept von Kompakt B sieht unter anderem vor, dass der Heumarkt während der EM durchgehend eingezäunt wird. An mehreren Einlassstellen werden die Fans vor dem Betreten der Fläche kontrolliert. Außerdem überwacht die Stadt die Public-Viewing-Flächen mit Videotechnik. Dabei handele es sich aber ausdrücklich nicht um eine personenbezogene Überwachung, betont Timmer: „Es geht nicht um Identifizierung, sondern darum, den Zustrom der Menschen im Auge zu behalten, um bei Überfüllung die Flächen rechtzeitig schließen zu können.“

Die Deutzer Brücke bleibt zwar für den Verkehr frei, soll aber bei Bedarf ebenfalls schnell gesperrt werden können. Für die Sicherheit im Stadion ist die UEFA verantwortlich. Rund um das Stadion werden aber auch Polizei und Rettungsdienst im Einsatz sein. 19 Unfallhilfsstellen, vier davon mit Notarzt, wird es in der Stadt außerdem geben.

Womit rechnet die Polizei?

Die Polizei rüstet sich mit einem Großaufgebot: „Eine besondere Aufbauorganisation mit 2400 Polizisten ist an Spieltagen im Wechseldienst rund um die Uhr im Einsatz“, sagt Einsatzleiter Martin Lotz. Wie bei jedem Großereignis dieser Art rechne man vereinzelt auch mit Gewalt, vor allem ausgehend von alkoholisierten Fans. 

Bekannt ist auch, dass die Terrorgefahr seit dem 7. Oktober 2023 erhöht ist. „Das haben wir zuletzt in Köln auch an Weihnachten und Silvester gesehen.“ Konkrete Hinweise auf Terroranschläge gebe es bisher allerdings nicht.

Udo Peltzer, Leitender Polizeidirektor der Bundespolizei und damit für die Bahnhöfe zuständig, sagt: „Wir werden vor allem an den Bahnhöfen Messe/Deutz und dem Hauptbahnhof Präsenz zeigen.“ Dabei wird die Bundespolizei auch von ausländischen Kollegen unterstützt.

Für die Zeit der EM hat die Bundespolizei eine Allgemeinverfügung für die beiden Bahnhöfe erlassen, die das Mitführen gefährlicher Gegenstände verbietet, ähnlich einer Messerverbotszone. Man habe „alle möglichen Szenarien durchdacht und geplant“. Nur eines sei unkalkulierbar: das Wetter. „Wir hoffen auf viel Sonne, damit wir am Ende wirklich ein Sommermärchen erleben können.“

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