Mann mit Waffen gestopptFrau in Kölner Park verhinderte wohl gewaltätigen Angriff

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Der Beschuldigte ging bewaffnet durch den Stadtgarten Mülheim.

Köln – Mit Messern, Kabelbindern, Hammer und Molotowcocktails in der Jacke eingenäht hatte sich ein Kölner 2017 auf eine abstruse Mission begeben. Er wollte nach eigenen Angaben diejenigen jagen, die ihm Geld schuldeten, ihnen die Organe aus dem Körper schneiden und im Darknet verkaufen. So hatte es der 28-Jährige jedenfalls im Gespräch mit einer Spaziergängerin angekündigt. Die Frau blieb cool und verhinderte womöglich ein Blutbad. Nun läuft der Gerichtsprozess.

Spaziergängerin im Park angesprochen

Wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz musste sich der Mann aus Neuehrenfeld nun vor dem Kölner Landgericht verantworten. Er räume den Vorwurf ein, wollte seinen Plan aber „natürlich nicht“ in die Tat umsetzen, sagte Verteidigerin Eva Kuhn. Der Mandant habe zum Tatzeitpunkt im August 2017 unter einem psychotischen Schub gelitten, mittlerweile sei er medikamentös eingestellt.

Eine Studentin erzählte im Zeugenstand, im Mülheimer Stadtgarten eine Zigarette geraucht zu haben, als ihr der Beschuldigte aufgefallen sei. „Er machte einen verwirrten Eindruck“, berichtete die 28-Jährige. Man sei ins Gespräch gekommen, er sei nett zu ihr gewesen. Doch dann habe der Mann ihr von seinen Plänen des Organhandels berichtet und ihr die Waffen in seiner Jacke gezeigt.

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Festnahme nach Hinweis von Zeugin

„Ich habe das Gespräch aufgelöst, habe kurz überlegt und gedacht: Das nimmst du jetzt besser ernst“, schilderte die Zeugin ihre Gedanken. Sie habe daher die Besatzung eines Streifenwagens angesprochen. Die Beamten suchten nach dem Mann, es kam zur Festnahme. Der Beschuldigte wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo er über einige Zeit verbleiben musste.

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„Ich habe Dinge gesehen durch die Psychose, die so nicht waren“, sagte der Beschuldigte ruhig und reflektiert. „Ich bin Geistern hinterhergejagt.“ Die Waffen habe er selbst eingenäht. „Ich habe eine gute Feinmotorik“, sagte der Mann. Ob er ihnen denn wirklich die Organe entnehmen wollte, wenn er diese Männer erwischt hätte, wollte Richter Peter Sommer wissen. „Vielleicht“, so die Antwort.

Landgericht muss über Klinikeinweisung Entscheiden

Der Neuehrenfelder berichtete davon, sich in seinem Leben immer verfolgt gefühlt zu haben. Von seinen Mitschülern in Grund- und Hauptschule, von seinen Kollegen in einer Jugendwerkstatt. Zur Verteidigung habe er auch immer „so einen roten Nothammer aus der Bahn“ dabei gehabt. „Ach, aus der KVB geklaut?“, fragte der Richter interessiert. „Ja“, gab der 28-Jährige da verstohlen zu.

Das Landgericht muss jetzt entscheiden, ob von dem Mann aktuell noch eine Gefahr ausgeht und eine Klinikeinweisung geboten ist. Mittlerweile ist der 28-Jährige in konstanter Behandlung, erst kürzlich hat er eine neue Wohnung bezogen. „Die möchte ich nicht verlieren“, bat er den Richter. Drogen, die die Psychose ausgelöst haben sollen, nehme er keine mehr. Der Prozess geht weiter.

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