Gruppen an GlühweinbudenStadt Köln deutet Konsequenzen nach Einsatz in Ehrenfeld an

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Zum Abendspaziergang mit Glühwein kommen jedes Wochenende auch zahlreiche Menschen in den Rheinauhafen. In Ehrenfeld kamen so viele Menschen zusammen, dass das Ordnungsamt eingreifen musste. (Archivfoto)

Köln-Innenstadt – Nach wiederholten großen Menschen-Ansammlungen an Glühweinständen deutet die Stadt nun angesichts weiterhin hoher Corona-Infektionszahlen Konsequenzen an. Ausdrücklich behalte sich die Stadt weitere Sanktionen vor, sollten diese als notwendig erscheinen, sagte Stadtsprecher Alexander Vogel am Sonntag.

„Die Einhaltung der Regeln liegt im Interesse aller; weder kann noch will die Stadt überall und zu jeder Zeit sein, sondern sie setzt weiterhin auf die Einsichtsfähigkeit der Bürgerinnen und Bürger und in diesem Fall auch auf die Verantwortung der Glühweinstand-Betreiber“, ergänzte Vogel. Der Krisenstab werde sich in seiner kommenden Sitzung damit befassen.

Ordnungsamt ließ am Freitag Buden schließen

Am Freitagabend hatten sich laut Ordnungsamt etwa 200 Menschen vor den Ständen in der Bartholomäus-Schink-Straße zwischen dem Club Bahnhof Ehrenfeld und der Bar Bumann & Sohn versammelt – weitgehend ohne Maske und Abstand. Infolge mehrerer Anrufe von Anwohnern hätten die Einsatzkräfte eingegriffen und die Buden schließen lassen, hieß es vom Ordnungsamt. Innerhalb von einer Viertelstunde habe sich die Ansammlung daraufhin aufgelöst. Eine Einsatzhundertschaft der Polizei, die hinzugerufen worden war, habe nicht mehr eingreifen müssen.

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Schlangen auf Einkaufsstraßen aufgelöst

Wie am ersten Adventswochenende waren Ordnungsamt und Polizei auch am vergangenen Samstag in den Einkaufsstraßen, um dort die Einhaltung der Corona-Regeln zu überprüfen. Es seien zwar viele Menschen in der Stadt unterwegs gewesen, aber nicht mehr als an Samstagen in der Vorweihnachtszeit üblich. Auf der Hohe Straße wurden mehrere Schlangen vor Geschäften aufgelöst, da „sich diese sonst über die gesamte Fußgängerzone erstreckt hätten“, sagte ein Stadtsprecher. 

Am gleichen Abend seien ähnliche Ansammlungen im Belgischen Viertel durch das Ordnungsamt aufgelöst worden. Insgesamt seien an dem Abend stadtweit sieben Betriebe geschlossen worden, die Betreiber müssen mit entsprechenden Verfahren rechnen.

Barbetreiber: „Verzerrte Realität“

Philipp Schmitt, einer der Inhaber der Ehrenfelder Bar „Bumann & Sohn“, wehrt sich gegen Darstellungen, wonach das Ordnungsamt am Freitagabend eine Versammlung von 200 Leute aufgelöst habe. „Das trifft nicht annähernd zu, sondern verzerrt die Realität“, so der Gastronom. Zutreffend sei, dass auf der gesamten Bartholomäus-Schink-Straße vielleicht 200 Leute gestanden hätten, aber nicht vor einem einzigen Laden. Mit solchen Behauptungen werde Öl ins Feuer gegossen. „Man setzt den Leuten Bilder in den Kopf von Gastronomen, die sich nicht kümmern und von Gästen, die sich nicht scheren.“ 

Nach zehn Tagen Erfahrung mit dem Glühwein-Wanderweg könne er sagen: „Grundsätzlich setzen sich die Leute, die man anspricht, immer direkt in Bewegung. Das Verständnis ist da und auch der Wille, das mit zu tragen.“ Aber natürlich gebe es immer welche, die sich nicht dran halten wollen. Das Angebot sei ein kreativer Umgang mit Corona. „Wir bieten den Leuten ein bisschen Weihnachtsgefühl, aber nicht im Sinne von Event-Charakter“, betont Schmitt und spricht damit auch für seine „Kollegen vom Art-Theater, dem Club Bahnhof und anderen Ehrenfelder Lokalen“.

Personal steht mit Warnweste vor Lokal

„Wir achten darauf, dass die Situation nicht eskaliert und haben dafür zusätzlich Personal abgestellt“, sagt Monier Zuri, Inhaber des Lokals „Eckstein“ in Sülz. Dort hatten Anwohner am Wochenende das Ordnungsamt angerufen. „Sobald irgendwo mehr als vier Leute stehen, werden die Leute nervös“, glaubt Zuri, der selber – mit roter Warnweste – vor seinem Lokal gestanden hatte.

Am Samstag kontrollieren zwei Personen, dass Abstände eingehalten und die Maskenpflicht nicht verletzt wird. Das habe gut geklappt, aber könne natürlich nicht zusätzlich darauf zu achten, ob die Leute 50 Meter weiter zu siebt oder zu zehnt zusammenstehen.

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„Du musst jemanden vor der Tür stehen haben, sonst funktioniert es nicht“, bestätigt Alexander Manek. Der Inhaber vom „Haus Unkelbach“ hat den Glühwein-Verkauf vor seinem Haus am Wochenende ebenfalls selber mit überwacht. „So kommt man auch besser ins Gespräch mit den Leuten.“

Lauterbach kritisiert Glühwein-Stände scharf

Die meisten seien verständnisvoll. „Und weil es nicht so gemütlich bei uns ist, gehen die relativ schnell weiter. Wir haben die Sache im Griff“, erklärt der Gastronom. Er befürchtet jedoch, dass mit dem Glühwein-Verkauf bald Schluss sein könnte und Köln dem Beispiel von Bayern folgt, wo ab dem 9. Dezember der Konsum von Alkohol unter freiem Himmel verboten werden soll.

SPD Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte am Wochenende seinem Unverständnis über die Kölner im Belgischen Viertel via Twitter Luft gemacht. „Glühweinstände sind heute Abend voll im Einsatz“, schrieb er am Samstagabend und kritisierte: Die Leute stehen dort „ohne Maske und Abstand mit Glühwein und Flaschenbier. Ordnungskräfte sehe ich keine.“

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