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Modeschmuck repariertKölner Klunker-Frau ist die Rettung für gerissene Ketten

Lesezeit 3 Minuten
Klunker-Chefin

Saskia Placzek in ihrem Sülzer Geschäft Klunker  

Köln – Missgeschicke haben die Angewohnheit, sich meist nicht nur einen unpassenden Moment, sondern auch eine ungünstige Umgebung auszusuchen. Ketten reißen in der Regel nicht auf dem Wohnzimmerteppich, sondern auf dem Waldweg oder im Biergarten, wo sich die Rettung aller Perlchen noch aussichtsloser gestaltet als die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Aber nicht umsonst hat Saskia Placzek mindestens 1000 kleine Gläser in ihrem Geschäft stehen – gefüllt mit den unterschiedlichsten Steinchen, Perlen und Anhängern – und sie hat sich im Zuge jahrelanger Übung sämtliche Tricks angeeignet, um kaputt gegangenen Modeschmuck zu reparieren.

Als sie vor sehr vielen Jahren das Geschäft „Klunker“ auf der Luxemburger Straße übernahm, war die Do-it-yourself-Bewegung zwar noch nicht so stark wie heute, dafür gab es allerdings auch noch mehr Geschäfte in Köln, die Schmuck-Reparaturen vornahmen. Inzwischen bekomme sie „immer öfter auch Echtschmuck gebracht“, sagt die 37-Jährige und berichtet von einer Kundin, die ihr eine geerbte Perlenkette vorlegte, die der zunächst beauftragte Juwelier nicht etwa neu aufgefädelt, sondern zum Entsetzen der Kundin einfach zusammengeklebt und damit zerstört hatte.

Riesige Auswahl an Perlen in allen Materialien

Eigentlich ist Placzek nur für Modeschmuck zuständig, was aber nicht heißt, dass ihr Sortiment geringen Wert hätte. Abgesehen von einer riesigen Auswahl an Glas-, Kunststoff- oder Holzperlen, gibt es viele Sorten an echten Edelsteinen wie Rosenquarz, Granat, Mondstein, Labradorit oder Achat.

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In mehr als 1000 Gläschen stehen die unterschiedlichsten Arten von Perlen bereit.

Hinzu kommen ausgefallene Materialien wie böhmisches Glas, kleine Anhänger aus Edelstahl in Form von Sternchen oder Herzen oder – besonders beliebt – winzigen Schildkröten, Dinosauriern, Elefanten, Bienchen oder Flamingos. Und es gibt natürlich auch das ganze Zubehör in Form von Ösen, Verschlüssen oder Quetschperlen. Das Sülzer Geschäft ist ein zuverlässiger Indikator für Befindlichkeiten. Anders als in der Corona-Phase, als das Selbstgemachte fast ein bisschen trist wirkte, gebe es nun eine auffällige Lust an Farbe und Opulenz. Bemerkenswert sei außerdem die Begeisterung für Stilbrüche. Schmuck müsse nicht mehr „wie aus einem Guss“ erscheinen, betont die Einzelhändlerin.

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Bei der Reparatur einer Kette stelle sich somit oft die Frage, ob das Teil wieder so wie vorher sein soll, oder ob sich vielleicht etwas anderes integrieren lässt, was dem Schmuckstück einen neuen Look verleiht. Placzek hat ursprünglich Gehörlosenpädagogik studiert und sich die Techniken, die sie fürs Geschäft braucht, selber angeeignet.

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Saskia Placzek repariert Modeschmuck

Die Basics gibt sie gerne weiter – entweder im Rahmen der Schmuckkurse, die sie regelmäßig (auch für Kinder) veranstaltet oder bei Junggesellinnen-Abschieden, wo sie dann mit dem Koffer anrückt und beispielsweise dafür sorgt, dass die gesamte Mädelsrunde am Ende das Armband mit der Aufschrift „Team Bride“ in Form von Buchstabenperlen am Handgelenk trägt.

Nicht alle Anleitungen aus dem Internet sind zielführend

Zu Placzeks Kundinnen gehören allerdings auch oft Frauen, denen sie erklären muss: „So würde ich das auf keinen Fall machen!“ Nicht alle Anleitungen aus dem Internet seien wirklich zielführend, sagt die Expertin. „Wenn du mit scharfkantigen Halbedelsteinen arbeitest, solltest du zum Auffädeln nicht unbedingt ein dünnes Gummiband benutzen.“

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Nach Corona ist opulenter Schmuck wieder mehr gefragt

Die Klunker-Frau zeigt dann Alternativen wie hauchdünnen Draht, Seide oder Kunstseide, dünne Lederbändchen, Nylon oder was sonst noch als reißfeste Basis taugt. Damit sind Ketten aber dennoch nicht bis in alle Ewigkeit haltbar. Um ein Malheur auf der Wiese oder zwischen Schottersteinchen zu vermeiden, rät sie deshalb, Lieblingsstücke hin und wieder neu auffädeln zu lassen.Klunker, Luxemburger Straße 230, Köln-Sülz. Telefon: 0221-415999Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10-13.30 und 14.30 -18.30 sowie samstags 10-15 Uhr. www.klunker-koeln.de