Trend zur NachhaltigkeitPaar feiert „Green Wedding“ in Köln – so sieht eine umweltbewusste Hochzeit aus

Lesezeit 4 Minuten
Eine Braut trägt ein Secondhand-Hochzeitskleid, der Brautstrauß besteht aus regionalen Wiesenblumen.

Der Brautstrauß von Kim Martin ist aus Wiesenblumen, das Kleid ist second-hand.

Das Thema Umweltschutz prägt Hochzeitsfeiern immer mehr. Ein Paar folgte dem „Green Wedding“-Trend bei seiner Hochzeit in Köln.

Riesen-Buffet, Vorfahrt im gemieteten Luxusauto, viele Luftballons, Berge von aufwändig verpackten Geschenken, teure neue Kleider. Das war lange das typische Bild bei Hochzeiten. Sie sind traditionell eher das genaue Gegenteil von einer nachhaltigen Veranstaltung. Man lässt es richtig krachen. Doch das ändert sich. Bei einer Umfrage von Statista in Deutschland im Jahr 2020 gaben rund 32 Prozent der Befragten an, das Thema Nachhaltigkeit habe ihre Hochzeit beeinflusst. Und manche Paare feiern deshalb eine „Green Wedding“.

„Das ist eine Hochzeit, bei der das Brautpaar bewusst darauf achtet, den ökologischen Fußabdruck ihrer Feier zu minimieren“, sagt Simon Valentin. Der Kölner Fotograf betreibt einen Green-Wedding-Blog, auf dem er Brautpaaren Tipps für eine nachhaltige Feier gibt. Eines davon waren Philipp und Kim Martin.

Der Kölner Fotograf Simon Valentin

Der Kölner Fotograf Simon Valentin berät Paare, die nachhaltig heiraten wollen.

Green Wedding: Herausforderung veganes Catering

Philipp und Kim Martin aus Bonn haben bereits 2019 umweltschonend geheiratet. Ihre Hochzeit feierten sie im kleinen Kreis mit 25 Gästen. Die Feier fand im Garten der Eltern in Köln statt. Die Dekoration war schlicht und weiß. Stoffservietten und Stofftischläufer sowie kleine Vasen mit Wiesenblumen schmückten die Tische. Im Garten standen zudem Topfpflanzen, die später als Gastgeschenke dienten. Die vegane Hochzeitstorte fertigte eine Konditorin aus Bonn an. Die Braut trug ein Secondhand Hochzeitskleid, der Brautstrauß bestand aus regionalen Wiesenblumen.

Zu sehen ist das Tischarrangement einer nachhaltigen Gartenhochzeit, mit Bierbänken und Zelten. Der Tisch ist geschmückt mit weißer, dezenter Stoffdeko und Wiesenblumen.

Die Hochzeit fand im Garten statt, Tisch- und Blumendeko waren umweltschonend.

Das Essen stellte allerdings eine Herausforderung dar. „2019 gab es kaum Caterer, die ein veganes Menü anboten“, sagt Philipp Martin. „Wir sind schließlich fündig geworden, die Suche hat aber viel Zeit in Anspruch genommen.“ Ein regionales, saisonales und pflanzenbasiertes Catering habe eine sehr viel niedrige Umweltauswirkung als ein Buffet mit viel Fleisch- und Milchprodukten, erklärt Valentin. Bei Buffets bleibt außerdem oft sehr viel Essen übrig und muss dann weggeworfen werden.

Das Brautpaar Philipp und Kim Martin schneiden ihre vegane Hochzeitstorte an. Foto von Simon Valentin.

Philipp und Kim Martin boten ihren Gästen bei ihrer Feier eine vegane Hochzeitstorte an.

Außerdem sollte Plastik und Verpackungsmüll reduziert werden. „Einladungen und Dekorationen können umweltfreundlich gestaltet sein, etwa, indem man recyceltes Papier, natürliche Materialien oder Stoff verwendet“, sagt der Fotograf. Die Outfit-Wahl spiele ebenfalls eine Rolle. Mit Secondhand-Kleidung oder einer Auswahl an öko-zertifizierter Kleidung könne man CO₂-Emissionen verringern.

Green Wedding: Reaktionen der Gäste

Und wie waren die Reaktionen der Gäste auf die grüne Hochzeit? Fast ausschließlich positiv, sagt Philipp Martin. „Unsere Freunde schätzten es, dass wir unseren Grundsatz, umweltschonend zu leben, auch auf unsere Hochzeitsfeier übertragen und da keine Ausnahme gemacht haben.“ Besonders gefiel den Gästen, dass die Feier so klein und intim war, so dass viele schöne Gespräche möglich waren.

Einzig die Großeltern äußerten ihre Verwirrung über das vegane Menü und fragten, warum es denn kein Fleisch gebe. Ihrer Meinung nach sei das dem Anlass nicht angemessen gewesen. Das Paar nahm die Kritik jedoch gelassen hin. „Man kann es nie allen recht machen, aber wir haben uns mit dem veganen Essen wohlgefühlt“, sagt Philipp Martin.

Veganes Catering,Falafel-Spieße mit Gemüse. Foto von Simon Valentin.

Veganes Catering: Falafel-Spieße mit Gemüse

Hochzeitsfeier: Macht Nachhaltigkeit einen finanziellen Unterschied?

Nachhaltige Hochzeiten seien auf jeden Fall ein Gewinn. „Jeder Euro, den man ausgibt, verursacht CO₂-Emissionen. Jeder Euro, den man einspart, reduziert CO₂-Emissionen.“ Die Hochzeitsfeier sei sozial, ökonomisch und ökologisch gewesen.

Die soziale Komponente habe darin bestanden, dass den Gästen kleine Aufgaben gegeben wurden und sie dadurch die Feier mitgestaltet haben. „Ökonomisch gesehen war die Hochzeit durch die Feier im kleinen Kreis wesentlich günstiger“, sagt Philipp Martin. Auch die ökologische Ausrichtung und lokale Anbieter hätten dazu beigetragen, die Kosten zu senken. Er möchte keine genaue Zahl nennen, sagt aber: „Wir hatten eine relativ günstige und gleichzeitig eine unseren Vorstellungen entsprechende nachhaltige Hochzeit.“

Schränkt Nachhaltigkeit ein?

Die Idee der Green Weddings stammt ursprünglich aus den USA. Es ist eine Gegenreaktion auf die immer verrückter und größer werdenden Hochzeiten und die sogenannten Destination Weddings, also Hochzeiten,  die an einem besonderen Ort im Ausland stattfinden. Meist fliegen die Gäste zu der Location, was eine riesige CO₂-Belastung verursache, sagt Valentin.

Es sei wichtig, dass alle Optionen für eine nachhaltige Hochzeit als Anpassungen und nicht als Einschränkungen gesehen würden, meint Rolf Buschmann, Experte für Ressourcenschutz beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. „Natürlich soll gefeiert werden, wir brauchen Feiern, niemand spricht davon, Feiern zu verbieten. Wir müssen uns aber klarmachen, dass es nötig ist, diese anders zu gestalten, auf bestimmte Sachen sorgsamer zu schauen“, sagt Buschmann.

„Wir haben eine Klimakrise und CO₂-Ausstöße sind mit all unseren täglichen Tätigkeiten verbunden.“ Für ihn seien daher bereits vermeintlich kleine, nachhaltige Aktionen wie eine Green Wedding ein wichtiger Schritt nach vorn.

Nachhaltigkeit hat auch zum Ziel, dass etwas möglichst langlebig ist. An den Pflanzen, die später als Gastgeschenke dienten, erfreue sich das Paar noch heute, wie Philipp Martin erzählt: „Wenn wir Familie und Freunde besuchen, sehen wir, wo die Pflanzen ihren Platz gefunden haben, wie sie gewachsen sind. Immer wieder werden wir so bei Besuchen an unseren schönen Hochzeitstag erinnert.“

KStA abonnieren