Nach Ende des Obdachlosen-ProjektsSo geht die Stadt Köln jetzt mit ehemaligen Bewohnern um

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Das Gebäude in der Gummersbacher Straße 25 steht seit Anfang Juni wieder leer.

Das Gebäude in der Gummersbacher Straße 25 steht seit Anfang Juni wieder leer.

Die Stadt hat das selbstverwaltete OMZ-Projekt in Deutz gestoppt. Einige ehemalige Bewohner leben wieder auf der Straße. 

Nach dem Auszug aus der Gummersbacher Straße 25 leben einige Menschen, die dort im Rahmen des Projekts „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ) untergebracht waren, wieder auf der Straße. Die Stadt hatte das Projekt Ende Mai beendet und dies mit Gewalttaten begründet, die es zu stoppen gelte. Aus einem Mailverkehr zwischen Unterstützern des OMZ und Mitarbeitern der Sozialverwaltung, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, geht hervor, dass es einen Streit um die Übergangsangebote der Stadt gibt.

Während die Angebote für die weitere Unterbringung aus Sicht mehrerer Unterstützer nicht niedrigschwellig genug sind, argumentiert die Stadt, es seien verschiedene Optionen geschaffen worden, die teilweise nicht angenommen werden. Auch die Solidarisierung mit gewaltbereiten Personen, die sich zuletzt im Umfeld des OMZ bewegt hatten, verkompliziere die Situation.

Von der Stadt heißt es auf Anfrage, dass die meisten Bewohner aus der Gummersbacher Straße angebotene Optionen – allerdings außerhalb des geplanten Nachfolgeprojekts in der Winterberger Straße in Merheim – genutzt hätten. Menschen, die verschiedene Hilfsangebote bislang nicht genutzt haben, werden laut Stadt „verstärkt im öffentlichen Raum aufgesucht“, um weiterhin Beratungs- und Unterbringungsangebote zu machen.

„Im Ergebnis kann die Stadt Köln die Menschen jedoch nicht besser stellen als alle anderen Kölner, die von Obdachlosigkeit betroffen sind“, heißt es weiter. „Der Einsatz der selbsterwirtschafteten Mittel zum eigenen Lebensunterhalt sowie Gewaltfreiheit sind wichtige Grundvoraussetzungen. Soweit hierzu keine Bereitschaft besteht oder man sich mit Gewalttätern solidarisch erklärt, bleibt uns nur der Existenzschutz in den vorhandenen Systemen der Notversorgung, Beherbergungsbetriebe und der Humanitären Hilfen“, so die Begründung.

Sind die Wohnungs-Angebote für Betroffene hilfreich?

Doch die Notunterkünfte, etwa in der Vorgebirgsstraße, gelten aus Sicht von mehreren früheren OMZ-Bewohnern und Unterstützern als unzureichend, die Hygienebedingungen seien sehr schlecht. „Jeder, der anspruchsberechtigt war, erhielt ein Angebot zur Unterbringung – jedoch wurden diese nicht von allen Personen angenommen“, heißt es von der Stadt. Der Zugang steht den von OMZ benannten Menschen für ein Nachfolgeprojekt prioritär offen. Ein Teil der Menschen haben sich gegen das Nachfolgeprojekt entschieden und andere Wohnmöglichkeiten bevorzugt. Der andere Teil erklärt sich derzeit mit der Gesamtgruppe – unter Einschluss der Gewalttäter – solidarisch oder möchte nicht selbst erwirtschaftete Mittel für die eigene Versorgung einsetzen.

Ein Beispiel für den Konflikt ist das Angebot für Zwischenunterkünfte, das die Stadt über die „Initiative Bauen Wohnen Arbeiten" (IBWA) in der Escher Straße vermittelt hat. Aus Sicht der Sozialverwaltung niedrigschwellig, aus Sicht der Unterstützer gibt es für viele ehemalige OMZ-Bewohner deutlich zu viele bürokratischen Hürden. Der Vorwurf: Es seien „Vorsprachen“ und regelmäßige Teilnahmen an Gruppentreffen notwendig, auch die Kriterien für einen Einzug seien undurchsichtig. Die Sozialverwaltung hingegen hält ihre Vermittlungsangebote für ausreichend und sieht in dem mangelnden Engagement potenzieller Bewohner ein Kernproblem.

Stadt Köln hat Möbel-Unterbringung allen Bewohnern angeboten

„Ausreichend Zimmer stehen für den Übergang in das Nachfolgeprojekt, soweit diese gewünscht ist, zur Verfügung“, heißt es. Der Sozialausschuss hat die Verwaltung beauftragt, insgesamt 23 Übernachtungsmöglichkeiten für den Übergang zu organisieren. Die Verwaltung sieht den Auftrag als erfüllt an, solange für allen Menschen, die sich um eine solche Wohnung bemühen, ein Platz geschaffen werden kann. Offenbar sind es derzeit deutlich weniger als 23 Wohnungen.

Uneinigkeit besteht auch mit Blick auf die Lagerung des Eigentums der ehemaligen OMZ-Bewohner. Die Stadt hat angeboten, die Möbel sicher unterzubringen. Allerdings besteht kein täglicher Zugang zum Eigentum, sodass einige Menschen das Angebot ablehnten. Einen Vorschlag des Streetworkers Franco Clemens, eine Art improvisiertes Camp für die Zwischenzeit einzurichten, lehnt die Stadt ab. Die Erklärung hierzu deutet deutlich darauf hin, dass die Stadt aktuell nicht damit rechnet, dass ein Großteil der OMZ-Bewohner ab September in die neue Unterkunft ziehen wird: Beherbergungen seien „auch mit Blick auf Wintermonate sicher die bessere Alternative“.

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