Mord an schwangerer EhefrauZeugen werden verhört – Wollte 49-Jähriger vorbeischießen?

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Dem 49-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, seine schwangere Ehefrau erschossen zu haben.

Köln – Mehdi K., der im vorigen November in Weiden seine schwangere Ehefrau Tina G. erschossen haben soll, hat das Geständnis widerrufen, das er bei den polizeilichen Vernehmungen abgelegt hat.

Das haben seine Verteidiger Funda Bicakoglu und Marius Meurer am Montag zum Auftakt des Prozesses vor dem Kölner Landgericht erklärt.  Die Staatsanwaltschaft wirft dem 49-Jährigen Mord aus Heimtücke vor. Beim zweiten Verhör hatte er die Tat gestanden, eine Tötungsabsicht allerdings bestritten.

Familie des mutmaßlichen Mordopfers protestiert

Als der iranischstämmige Angeklagte den Sitzungssaal betrat, schallten ihm Beschimpfungen in seiner Muttersprache Farsi entgegen, gerufen von der Schwester und der Mutter des Opfers, die als Nebenklägerinnen auftreten. Sie trugen schwarze T-Shirts mit einem Aufdruck, der Tina G. in voller Größe zeigt.

Das Motiv kehrte auf den Fotoausdrucken wieder, die Zuschauer, die hinten im Saal saßen, zur Demonstration ihrer Anteilnahme an ihrer Kleidung  befestigt hatte. Der Vorsitzende Richter bat sie vor Prozessbeginn, die Bilder abzulegen. 

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Die Familie des mutmaßlichen Mordopfers protestiert mit schwarzen T-Shirts mit einem Foto des Opfers. 

Im Juli hatte Mehdi K., der erstmals 1993 nach Deutschland eingereist ist und mehrmals erfolglos einen Asylantrag gestellt hat, Tina G. geheiratet. Für ihn war es die vierte Ehe. Die Kosmetikerin war 13 Jahre jünger und wurde schnell schwanger. Die Verbindung soll unter anderem davon belastet gewesen sein, dass Mehdi K. nicht hinnehmen wollte, dass seine Frau  sich mit männlichen Freunden traf.

Am Tag der Tat war das Paar mit Verwandten auf dem Weihnachtsmarkt.  Der Anklage zufolge kam es zum Streit, weil ihr Mann Tina G. wegen der Schwangerschaft – sie war im fünften Monat – verbieten wollte, Glühwein zu trinken.

Mann folgt seiner Frau mit geladener Pistole

Stimmen die Vorwürfe, spielte sich danach Folgendes ab: Die Eheleute fuhren zurück nach Weiden, und Tina G. stieg vor der Einfahrt zur Tiefgarage aus – gegen den Willen ihres Mannes, der sie aufforderte, mit in die Wohnung  in der Lübecker Straße zu kommen. Statt dessen ging sie auf das Schulgelände des Georg-Büchner-Gymnasiums in der Ostlandstraße. Mehdi K. folgte ihr mit einer Schusswaffe, die mit zwei Patronen geladen war.

An der Turnhalle setzte sie sich auf einen Fahrradständer und machte Anstalten, eine Zigarette zu rauchen. Er  stellte sie zur Rede und verlangte erneut, mit ihm nach Hause zu gehen. Wütend fuhr sie ihn an, er solle seine Sachen nehmen und verschwinden. Nun drohte er zunächst,  sich umzubringen, und hielt sich die Waffe an den Kopf.  Dann schoss er ihr aus etwa 20 Zentimetern Entfernung in die Brust und ein paar Sekunden später  in den Kopf.  Sie starb noch am Tatort. Soweit die Schilderung der Anklageschrift.

Angeklagter soll behauptet haben, er wollte vorbeischießen

Ein Wachmann der nahe gelegenen Flüchtlingsunterkunft fand die Leiche in der Nacht. Tags darauf rief Mehdi K. seinen Schwager an und sagte, Tina G. sei verschwunden.  Anschließend versuchte er, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Die Polizei, die vom Schwager verständigt worden war, suchte Mehdi K. in  der Uniklinik auf, wo er behandelt wurde. Bei der ersten Vernehmung verschwieg er die Täterschaft noch, dann knickte er ein.

Ein Polizist sagte im Zeugenstand: „Man spürte, dass er mit der Wahrheit herauskommen wollte.“  Mehdi K. habe allerdings auch gesagt, er habe „eigentlich vorbeischießen“, also seine Ehefrau nicht treffen wollen. Die Verteidiger haben erklärt, ihr Mandant werde keine Angaben zu Tat machen. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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