Kölner Imker erklärtLuxusgut Obst und Gemüse – Warum wir Wildbienen schützen sollten

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Zum Weltbienentag am 20. Mai erklärt der Kölner Imker Ralf Heipmann, warum Bienen so wichtig sind – und wie jeder helfen kann, die bedrohten Insekten zu schützen.

„Ich versuche, eine Königin zu finden. Wenn die Arbeiterbienen in der Mitte des Brutraums Platz gelassen haben, ist das ein erstes Zeichen für die Anwesenheit einer Königin.“ Stück für Stück sucht Ralf Heipmann die Brutwaben seines Honigbienenstocks in Köln-Ehrenfeld ab.

Seit 17 Jahren ist er Imker beim Kölner Imkerverein. Was Heipmann sieben Jahre lang ausschließlich als Hobby betrieb, wurde schließlich ein  Nebenerwerb. Ohne eine Königin könne ein Bienenvolk nicht überleben, ohne ein Bienenvolk nehme Bestäubung ab. Und ohne Bestäubung würden Obst und Gemüse zu Luxusgütern werden, sagt der 61-Jährige.

Bienenkönigin: So wichtig ist sie für das Bienenvolk

Bienen bestäuben rund 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen. Herrscht Mangel an Bestäubern, fallen die Ernten gering aus, erklärt der Imker. „Ohne Bestäubung würde ein Birnenbaum zwar blühen, aber nachdem er verblüht ist, würde der Baum ohne Frucht zurückbleiben.“

Nach genauer Inspektion der Brutwaben einer seiner Bienenstöcke findet Heipmann die Königin. Egal welche Bienenart, die Königin ist immer größer als die Arbeiterbienen und hat einen deutlich längeren Hinterleib. Trotz ihrer Größe ist sie im Gewimmel der Arbeiterbienen nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Man sieht Arbeiterbienen und eine Bienenkönigin in einer Honigwabe. Die Königin ist größer und heller als die Arbeiterbienen, die sie umgeben.

Die Bienenkönigin ist größer und heller als die Arbeiterbienen, die sie umgeben.

Eine Königin legt befruchtete und unbefruchtete Eier. Aus unbefruchteten Eiern schlüpfen Drohnen, männliche Bienen, deren einziger Zweck darin besteht, eine junge Königin zu begatten. Danach sterben sie oder werden aus dem Stock vertrieben.

Aus dem befruchteten Ei schlüpft eine Larve, die eine Arbeiterin oder Königin werden kann. Braucht ein Bienenvolk eine neue Königin, dann wird die zukünftige Bienenkönigin ausschließlich mit sogenanntem Gelee Royal gefüttert, das von den Kopfdrüsen der Honigbiene stammt. „Der führt dazu, dass sich die Geschlechtsorgane entwickeln, eine Königin Eier legen kann und so das Fortbestehen des Volkes sichert“, sagt Heipmann.

Weltbienentag: Wildbienen sind bedroht – und auf Schutz angewiesen

„Es ist bereits sehr wichtig, dass Honigbienen Pflanzen bestäuben, aber sie schaffen das nicht allein, sie brauchen ihre Kollegin, die Wildbiene“, sagt Heipmann. Die bestäube nämlich auch Pflanzen, an die die Honigbiene nicht rangehe und sei dabei teilweise sogar effektiver. So führe die Arbeit der Wildbienen zu einem besonders reichen Ertrag von Erdbeeren, Kirschen, Raps, Kaffee und Wassermelonen.

Wildbienen stellen allerdings keinen Honig her, sie sind Einzelgänger – und stark bedroht. Durch die Art und Weise, wie wir Menschen leben, und insbesondere durch Flächenversiegelung, so der Imker. „Sie haben immer weniger Möglichkeiten, Brutstätten zu finden und sich zu vermehren sowie adäquate Pflanzen und Blumen zu finden, von denen sie sich ernähren können – unsere Lebensweise kann letztlich zum Tod der Wildbiene führen.“

Am 20. Mai ist Weltbienentag: Was kann jeder Einzelne für die Wildbiene tun? „Jeder, der einen Garten, Balkon oder auch einen breiteren Fenstersims hat, kann helfen, indem er etwas pflanzt, was die Wildbiene mag“, sagt Heipmann. Insbesondere Sonnenblumen, Margeriten und Ringelblumen, aber auch Kräuter bieten viel Nektar und Pollen.

Urban Beekeeping: In der Stadt fühlen sich Bienen wohler

Ralf Heipmann hat zahlreiche Honigbienenstöcke in Ehrenfeld und Esch. In Ehrenfeld stehen sie auf einem begehbaren Dachvorsprung, in Esch auf einem Feldweg. Wo können Bienen besser arbeiten: in der Stadt oder auf dem Land? „Auf dem Land sorgen Monokulturen, Pflanzenschutzmittel und gemähte Wiesen dafür, dass Bienen beim Bestäuben nicht viel Auswahl haben.“ In städtischen Parks und Gärten fänden sie hingegen eine vielfältige Auswahl, sagt Heipmann.

Man sieht eine Honigwabe mit Bienen. Links in der Wabe ist dunkelbrauner, noch zu wässriger Nektar. Rechts in der Wabe ist der Wassergehalt des Nektar verdunstet, Honig bleibt übrig. Foto von Jekabs Krumins

Links in der Honigwabe: dunkelbrauner, noch zu wässriger Nektar. Rechts: der Wassergehalt des Nektars ist verdunstet, Honig bleibt übrig.

Das zeigt sich auch in der Honigernte. Je nach Standort und Stadt könne ein Bienenvolk durchschnittlich 40 Kilogramm Honig produzieren, auf dem Land seien es 25 Kilogramm. Bienen nutzen den Honig auch selbst als Nahrung und lagern ihn im Bienenstock für kalte Wintermonate.

Honigbienen überwintern gemeinsam im Bienenstock, während Wildbienen den Winter nicht überleben, sagt der Imker. „Bevor sie sterben, schützen Wildbienen ihren Nachwuchs in Brutzellen, damit sie im Frühjahr schlüpfen und zur nächsten, wichtigen Generation werden können.“

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