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Beim ZahnarztWie ein Kölner Feuerwehrmann eine 62-Jährige zurück ins Leben holte

Lesezeit 3 Minuten
Feuerwehrmann Benno Hanses

Feuerwehrmann Benno Hanses hat einer 62-Jährigen das Leben gerettet.

Köln – Ihn als Feuerwehrmann zu beglückwünschen, weil er ein Leben gerettet hat, ist für Benno Hanses in etwa so, als wenn man einem Lokführer zu einer pünktlichen Fahrt gratulieren würde. Nein, die Glückwünsche will er nicht entgegennehmen für das, was er in seiner Freizeit am Montagmorgen in einer Arztpraxis geleistet hat.

Ohne sein Eingreifen, das habe ihm der Notarzt gesagt, wäre eine 62-jährige Frau nach akuter Kreislaufschwäche wohl nicht mehr am Leben. Seine Freunde zollten ihm den größten Respekt, sagt er, aber weil Hanses mehr als die Hälfte seines Lebens Feuerwehrmann ist, will er so nicht denken. „Das ist nun mal mein Job. Die Frau war nicht die Erste, der ich das Leben gerettet habe“, sagt Hanses erstaunlich abgeklärt.

Es ist gegen Viertel nach acht, und damit ein paar Minuten vor seinem Termin, als Hanses an einem freien Tag seine langjährige Zahnarztpraxis am Ubierring betritt. Die Sprechstundenhilfen wissen, wer da kommt und was er beruflich macht. Es ist nicht voll, aber es herrscht eine aufgeregte Stimmung, wird sich Hanses später erinnert. „Aus meiner langen Berufserfahrung wusste ich, dass da etwas nicht stimmt, also habe ich sofort gefragt, ob sie Unterstützung brauchen. Sie riefen mich dann in das Behandlungszimmer, wo die Frau leblos zusammengebrochen war“, berichtet Hanses.

Per Herzdruck-Massage zurück ins Leben geholt

Eine Allgemeinmedizinerin aus einer Praxis im gleichen Haus hat schon mit der Ersten Hilfe angefangen, bevor er als langjähriger

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Rettungssanitäter die Reanimation übernimmt. Die Herzdruckmassage ist für ihn tägliches Geschäft. „Das ist wie Fahrradfahren. Das verlernt man nicht“, sagt Hanses. Während der Reanimation wird er gefragt, ob er nicht zusätzlich eine Mund-zu-Mund-Beatmung machen wolle. Aber Hanses kennt sich aus: „Nach dem neuesten Stand der Rettungsdiensttechnik ist das nicht mehr nötig, zumindest nicht als Erstmaßnahme. Klar, irgendwann muss Luft in den Körper, aber nicht direkt.“ Wegen Corona raten Experten ohnehin von Mund-zu-Mund-Beatmungen ab.

Persönliche Betroffenheit ausgeschaltet

Es dauert nicht lange, bis Hanses die Frau, deren Namen er nicht kennt und an deren Gesicht er sich nicht erinnert, zurück ins Leben holt. Der Kreislauf stabilisiert sich kurz darauf und die im Einsatz befindlichen Kollegen vom Rettungsdienst übernehmen und fahren die Patientin ins Krankenhaus. „Wenn ich ihr jetzt auf der Straße begegnen würde, wäre ich nicht sicher, sie wiederzuerkennen“, sagt Hanses. Er wolle sich aber beim Leitenden Notarzt nach ihrem Zustand erkundigen. „Ich habe getan, was jeder Laie auch getan hätte“, sagt Hanses. „Nur dass wir unsere persönliche Betroffenheit in solchen Momenten ausschalten können. Dafür sind wir bei der Feuerwehr. Also habe ich erledigt, wofür ich ausgebildet wurde und bin wieder gegangen. Fertig.“

Bei einem Herzstillstand zählt jede Sekunde

Vor Situationen wie diesen, in denen das eigene, beherzte Eingreifen nötig ist, haben viele Menschen Sorge. „Deshalb sollte Jede und Jeder wissen, was im Ernstfall zu tun ist und seine Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen“, sagt Hanses. „Bei einem plötzlichen Herzstillstand zählt jede Sekunde.“ Deshalb sei er froh, rechtzeitig dagewesen zu sein. „In meiner Laufbahn sind auch mal Dinge in die Hose gegangen. Da habe ich mich geärgert, dass ich nicht drei Minuten früher da war.“ Hanses erzählt das mit 36 Jahren Berufserfahrung in Uniform, in denen er in unterschiedlichen Positionen bei der Feuerwehr und im dortigen Rettungsdienst eingesetzt wurde. Ende dieses Monats geht der dann 60-Jährige, der zuletzt in der Leitstelle arbeitete, in den Ruhestand. Kurz davor hat er sich noch ein Denkmal gesetzt, das der bescheidene Vogelsanger so aber nicht annehmen will.

Vielleicht reicht es ja, nicht Glückwünsche für eine Heldentat auszurichten, sondern einfach nur von einem erfolgreichen Tag zu sprechen. Ja, das schon eher, sagt Hanses. „Wenn man hinterher sagen kann, dass man ein Leben gerettet hat, war das ein besonderer Tag.“