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30 Jahre auf dem Rhein in KölnWie sich ein kleines Familienunternehmen gegen die großen Schiffe behauptet

Lesezeit 4 Minuten
Das Team von Köln-Tourist auf dem Deck eines Schiffes, im Hintergrund der Dom und der Musical Dome

Das Team von Köln-Tourist (v.l.): Michaela Herzog, Janina Dreßen, Ferdinand Barthel, Hans Adam und Michael Schmitz

Seit 30 Jahren fahren die Schiffe von Köln-Tourist auf dem Rhein. Wie das Familienunternehmen im Schatten der großen Köln-Düsseldorfer besteht.

Hans Adam macht klar Schiff. Mit einem Wasserschlauch spritzt er das Deck der „Rheincargo“ ab, Nieselregen hin oder her. Adam (55) ist der Chef-Nautiker, der Schiffsführer, und zu seinen Aufgaben gehört auch das Saubermachen mit einem Spezialreiniger. „Shipclean, biologisch abbaubar“, erklärt er. Mit 16 Jahren hat er auf einem Boot angefangen. „Vom einfachen Schiffsjungen aufwärts.“ Und beim Unternehmen Köln-Tourist, das in diesem Jahr sein 30 -jähriges Bestehen feiert, ist er von Anfang an dabei. „Mit dem Herzen.“

Schiffe starten auf der Höhe des Musical Dome

Und auch nach den vielen Jahren sei es am Kölner Rheinufer doch immer wieder anders. Adam hat den Rheinauhafen wachsen sehen und sieht nun die Ellmühle teilweise verschwinden. Die „Rheincargo“ und die „Rheinland“ lagen nebeneinander vertäut den ganzen Winter am Anleger gleich unterhalb des Musical Dome. Nun startet die Saison. Am Wochenende werden sechs eineinhalbstündige Panorama-Fahrten bis nach Rodenkirchen und zurück angeboten.

Auf der „Rheinland“ werden noch Einstellungsgespräche mit Gastro-Aushilfen geführt. Die Serviceleiterinnen Michaela Herzog und Janina Dreßen und der Juniorchef des Familienunternehmens, Michael Schmitz (25), übernehmen das. Die Familie Schmitz hatte nach dem Zweiten Weltkrieg die Firma in Bonn gegründet, 1993 kam der Kölner Standort hinzu. Michaels Mutter Angi Schmitz stieg mit 19 als Chefin ein. Michael Schmitz, genannt „Käpt’n Micha“, ist die vierte Generation. „Aber leider haben sie uns den Kapitänstitel in der Binnenschifffahrt ja genommen.“ Er ist auf den Rheinschiffen aufgewachsen. „Früher in der Schule habe ich lange nicht erzählt, dass wir Schiffe haben. Ich wollte nicht angeben und dann hätten alle gefragt: Können wir umsonst mitfahren.“

Köln-Tourist sieht sich als Ergänzung zur Köln-Düsseldorfer

Er hat seine dreijährige Nautiker-Ausbildung beim Flusskreuzfahrt-Unternehmen Viking gemacht. „Hier bei uns hätte man mir ja nichts mehr beibringen können.“ Zur Flotte von Familie Schmitz zählen auch noch die „Rheinperle“ und die „Rheintreue“. Damit ist Köln-Tourist nach der riesigen Köln-Düsseldorfer (KD) der zweitgrößte Anbieter in Köln. Ansonsten liegen am Kölner Ufer nur noch die Messe-Fähre „Strolch“ der Firma Weisbarth und die „Willi Ostermann“ von der Dampfschifffahrt Colonia.

„Natürlich sind wir immer ein bisschen im Schatten der KD. Aber wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung“, sagt Ferdinand Barthel, der die Buchungen managt. Das größte Schiff „Rheinland“ kann höchstens 200 Passagiere aufnehmen – für die KD-Schiffe sind solche Gruppen oft zu klein. Das Geschäft läuft, allerdings reicht die Bedienung von ein bisschen Nostalgie-Sehnsucht nicht.

Tagesfahrt zum Drachenfels wurde gestrichen

Die „Rheinland“ ist innen gerade aufgemöbelt worden. Unter Deck stehen nun Lounge-Sitzgruppen in Steingrau. „Da kann man aber nicht gut drauf sitzen“, witzelt Hans Adam. Aus dem Programm gestrichen wurden die Tagesfahrten zum Drachenfels, Abfahrt 9.30 Uhr, Rückkehr, 19 Uhr. „Das war purer Stress, einfach zu lang für die Mitarbeiter und die Gäste“, sagt Barthel. Dafür gibt es seit einigen Jahren die dreistündige Hafentour, die in Bereiche etwa des Niehler oder Mülheimer Hafens führt, die normalerweise nicht zugänglich sind. „Erst dachten wir: Das ist doch langweilig, wer will das denn sehen. Doch es hat wahnsinnig eingeschlagen.“

Es gibt Grilltouren, Charterfahrten für Feiern und „kulinarische Weltreisen“ mit den Themen USA und Spanien, ganz neu dabei ist „Kalispera Griechenland“. Das Essen wird von einem Caterer geliefert. „Kölsche Tön“ werden ebenso an Bord gespielt wie Techno. Bei letzterem drückt sich Hans Adam ganz gern. „Das wummert so.“

Ungebrochen beliebt ist das Heiraten auf dem Schiff. Da Binnenschiffer nicht selbst trauen dürfen, kommt ein Standesbeamter oder eine Standesbeamtin an Bord, sie werden nach der Trauung am Schoko-Museum wieder abgesetzt. „Ich habe meinen Mann hier am 11.11. 2011 geheiratet“, sagt Ferdinand Barthel. Sein Mann sitzt übrigens im Kassenhäuschen am Ufer. „Es ist eben alles sehr familiär hier.“

Michael Schmitz und Hans Adam entfernen noch die letzten Flatterbänder von den Decks. Die haben in der Winterpause erfolgreich verhindert, dass sich Möwen oder Tauben an Deck ausbreiten und Spuren hinterlassen. Gestrichen werden muss auf der „Rheinland“ und der „Rheincargo“ auch noch, bevor es an diesem Wochenende auf Panorama-Fahrt geht. Es gebe schon viele Online-Reservierungen, sagt Ferdinand Barthel.  

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