Kölner AidshilfeRiesiger Ansturm auf anonyme HIV-Tests

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Die Kölner Aidshilfe bietet an vier Tagen in der Woche in ihrem Checkpoint anonyme Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen an. (Symbolbild)

Köln – Die Kölner Aidshilfe kann sich vor Anfragen kaum retten: An vier Tagen in der Woche bietet sie in ihrem Checkpoint, der sich seit dem kürzlich erfolgten Umzug an der Beethovenstraße befindet, anonyme Tests auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen an. Pro Tag können sich derzeit rund 25 Personen testen lassen – dabei liegt der Bedarf nach Schätzungen der Aidshilfe etwa doppelt so hoch. „Wir werden überrannt. Ab 18.30 Uhr öffnen wir die Türen, doch meist bildet sich schon weit über eine Stunde vorher eine lange Schlange, so dass wir ab 19 Uhr leider Leute abweisen müssen“, sagt Pressesprecher Erik Sauer.

Bedarf steigt weiter

Auch das Gesundheitsamt der Stadt verzeichnet einen steigenden Bedarf an HIV-Tests. Wurden im Jahr 2015 noch 3706 Tests durchgeführt, waren es 2017 bereits 4254. Auch die Zahl der Beratungen insgesamt sei gestiegen. Die Tests können anonym, kostenlos und ohne Terminabsprache montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 10.30 Uhr durchgeführt werden. (jac)

Die Aidshilfe würde das Angebot gerne ausweiten, doch dafür fehlt dem Verein das Geld. Derzeit können sich Hilfesuchende montags bis donnerstags von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr testen lassen – anonym und ohne vorherige Terminabsprache. Im Checkpoint stehen dafür ein Arzt und zwei Berater zur Verfügung.

6000 Tests wurden im vergangenen Jahr durchgeführt

Ein HIV-Test kostet zehn Euro, Verfahren zum Nachweis anderer Infektionen sind teilweise teurer. Im vergangenen Jahr wurden rund 6000 Tests bei 3200 Menschen durchgeführt. „Wenn wir pro Abend zwei Ärzte einsetzen und einen Tag zusätzlich öffnen würden, könnten wir dreimal so viele Menschen erreichen“, so Sauer.

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Dass der Andrang im vergangenen halben Jahr so deutlich gestiegen ist, führt Sauer auf den gestiegenen Bekanntheitsgrad auch jenseits der Stadtgrenzen zurück. „Manche Leute nehmen eine Anreise von 100 Kilometern in Kauf, um sich bei uns testen zu lassen. “ Gerade in ländlichen Regionen gebe es oft kein entsprechendes Angebot. „Die Anonymität, die wir gewährleisten, ist für viele ein wichtiges Argument.“ Die späten Öffnungszeiten am Abend ermöglichten zudem einen Besuch außerhalb der Arbeitszeiten.

Eine Ausweitung des Angebots würde 30.000 Euro kosten

85.000 Euro an Eigenmitteln gibt der Verein jedes Jahr für die Tests aus. Nach Berechnungen der Aidshilfe würde eine Ausweitung des Angebots zusätzlich 30.000 Euro kosten. Geld, das der Verein nun mit einer Spendenaktion sammeln möchte. Unter dem Motto „Deine 10 Euro für mehr HIV-Tests“ wirbt er um Unterstützung.

Auch während des Christopher Street Day am 8. Juli wird die Aidshilfe mit Ständen für die Aktion werben. „Der Checkpoint ist eine Erfolgsgeschichte, doch wir müssen mitwachsen, um der Nachfrage gerecht zu werden“, sagt Erik Sauer. „Sonst können wir das Projekt über nicht fortführen.“

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