Kunstwerk auf Kölner Hohenzollernring„Der 'Ruhende Verkehr' soll bleiben, wo er ist“

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Die Beton-Plastik „Ruhender Verkehr“ von Wolf Vostell auf dem Hohenzollernring soll versetzt werden.

Köln – Für eine Plastik, die den Titel „Ruhender Verkehr“ trägt, hat das Werk des Kölner Künstlers Wolf Vostell, das seit 1989 auf dem Mittelstreifen des Hohenzollernring steht, ein recht bewegtes Leben.

In zwei Aktionen im Oktober 1969 von Vostell vor einer Kunstgalerie in der Domstraße erst verschalt und dann in Beton eingegossen, war sie viel auf Achse, parkte unter anderem vor dem Musée d’art moderne de la Ville de Paris, vor der Berliner Neuen Nationalgalerie und der Kunsthalle am Josef-Haubrich-Hof.

Bekanntes Kölner Kunstobjekt wird verlegt

Vom Hohenzollernring wird sie nach 33 Jahren jetzt verschwinden. Das hat die Bezirksvertretung Innenstadt auf Antrag der Grünen mehrheitlich beschlossen und folgt damit einer Empfehlung des Kunstbeirats.

Zum 90. Geburtstag des 1998 verstorbenen Künstlers müsse sie dort platziert werden, wo Vostell sie haben wollte. In einer Parkreihe. Dort könne sie die „ideale gesellschaftliche Relevanz“ entfalte. Schließlich ist Vostell ein herausragender Vertreter des Fluxus, einer Kunstrichtung, bei der es nicht auf das Kunstwerk ankommt, sondern auf die schöpferische Idee.

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Aus Parkreihen sind längst Biergärten geworden

Nun konnte der Künstler damals ja nicht ahnen, wie problematisch das im Amazon-, Hermes- und Flaschenpost-Zeitalter ist. Unter einer Parkreihe versteht der Kölner heute etwas völlig anderes: Anhalten, Warnblinker anschalten, Brötchen holen, Kölsch liefern lassen. Vorzugsweise in schmalen und viel befahrenen Straßen wie der Venloer oder der Dürener.

Das, was Vostell 1969 mit dem dem Begriff Parkreihe verband, heißt seit Corona Park-Biergarten. Im Zuge der Pandemie haben die Kölner völlig neue Wege gefunden, die autogerechte in eine menschengerechte Stadt zu überführen. Sie trinken sich die Autos einfach weg und die Stadt schön.

„Der Ruhende Verkehr soll bleiben, wo er ist“

Was würde wohl der Künstler dazu sagen, wenn man seinen „Ruhenden Verkehr“ – ich wage es kaum auszusprechen – zu einem Zweite-Reihe-Kunstwerk degradierte? Nachgerüstet mit einer Dauer-Warnblinkanlage auf der Dürener Straße zwischen dem beliebtesten Blumenladen Kölns und Aldi.

Nein. Der „Ruhende Verkehr“ soll bleiben, wo er ist. Auf der Mittelinsel am Hohenzollernring, wo die Radwege so breit werden können wie sie wollen, die Kunstform des tiefergelegten Boliden-Balztanzes in den Partynächten vor den Shisha-Bars und Nachtclubs können sie niemals verdrängen.

Mittendrin der Vostells Betonklotz, in dem, was viele nicht mehr erinnern, ein alter Kapitän Baujahr 1960 steckt. Der ist schon lange nicht mehr fahrtüchtig. Das hat er gemein mit den meisten der Ring-Besucher, wenn sie nachts über die Straßen stolpern, sich an seine Betonhülle lehnen und ein letztes Kölsch trinken. 

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