Kölner Autor Frank BerzbachWie aus einem Geburtstagsgeschenk ein Liebesroman wurde

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Autor Frank Berzbach

Köln – Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne – das wusste schon Hermann Hesse. Und jeder, der einmal verliebt gewesen ist, weiß das auch. Wie aber verhält es sich mit einer Liebe, die nie endet, sondern 32 Mal beginnt und zwar jedes mal anders? Die Gefahr, mit seinem neuen Buch „Die Schönheit der Begegnung. Zweiunddreißig Variationen über die Liebe“, ins Kitschige abzugleiten, war dem Kölner Autor Frank Berzbach durchaus bewusst. „Aber das versuche ich durch die Szenerie, durch die Verortung nach St. Pauli, durch das Urbane wieder zu meiden. Es sind Großstadtgeschichten“, sagt Berzbach.

Sein Roman war zunächst nicht mehr als ein privates Projekt: „Die ursprüngliche Idee war ein Geburtstagsgeschenk für meine Freundin. Ich wollte unsere Kennenlerngeschichte festhalten“. Beim Schreiben sei ihm aber aufgefallen, dass das, was er da zu Papier brachte, eigentlich nicht der Wahrheit entspreche. Detail um Detail wog er ab, eine Ergänzung hier, eine Veränderung dort: Aus diesem Spiel mit Variationen wurde sein literarisches Debüt geboren. Die „wahre“ Version allerdings – die stehe nun nicht mehr im Roman. „Es gibt ein separates, privates Unikat, das die Grundlage für den Roman war. Der enthält aber keine privaten Dinge mehr.“

Der Protagonist als Autor? Eigentlich nicht

Sein Protagonist, der also nicht mit dem Autor verwechselt werden darf, obwohl Berzbach durchaus mit der Verwechslung der beiden spielt, begegnet seiner Linh an vielen Orten: auf einer Sitzbank, in einem Café, in einer Kirche, im Yogakurs, im Zug von Köln nach Paris, in einem Teegeschäft – den Ausgang jeder Erzählung bildet der Alltag.

Sympathische Zufälle in einer Fülle, die manche Leser in Zeiten von Online-Dating nostalgisch stimmen könnten: So etwas gibt es noch? „Ich glaube schon. In einer Geschichte geht der Protagonist immer in dasselbe Café und sieht dort dieselbe Frau. Irgendwann ist es leicht, ins Gespräch zu kommen“. Als Plädoyer gegen Tinder will der 49-Jährige seinen Roman jedenfalls nicht verstanden wissen. „Im Nachhinein finde ich es schade, dass Tinder nicht vorkommt. Heute geht das Kennenlernen dadurch viel schneller. Man schreibt ein paar mal und hat schon das Gefühl, dass es begonnen hat. Manche wollen schnellen Sex, auch darüber entstehen Geschichten.“

Ein Leben zwischen Hamburg und Köln

Berzbach lebt zwischen Hamburg und Köln. Er unterrichtet Literaturpädagogik an der Technischen Hochschule und hat bisher Sachbücher geschrieben, wie etwa „Die Kunst, ein kreatives Leben zu führen“ oder „Die Ästhetik des Alltags“. Auch der Alltag seines Protagonisten ist ästhetisch durchkomponiert: das hochgeschlossene rote Polo-Hemd seiner Angebeteten taucht mehrfach auf.

Eingestreute Songtitel und Bezüge zu Beatles, Nick Cave, Johnny Cash und Jimi Hendrix könnten glatt einen Soundtrack bilden. Doch die übergeordnete Struktur liefert die Klassik. „Die Goldberg-Variationen von Bach kommen im Roman vor. Linh spielt sie am Klavier. Das Buch hat die Struktur einer Fuge: Es gibt ein Thema und davon gibt es mehrere Variationen – 32, wie bei Bach.“

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Seinem Faible für Musik und Schallplatten geht Berzbach in Köln gerne nach: „Der Parallel-Plattenladen ist für mich der Beste. Hier gibt es Beutel mit kryptischen Zitaten, die man nur erkennt, wenn man sich gut auskennt.“ In seinem Roman kehrt einer dieser Beutel wieder, auf dem geschrieben steht: „I am Damo Suzuki“. Es ist der Titel eins Songs von The Fall, der vom Sänger der Kölner Band Can handelt: ein raffinierter Ortsbezug. Kölner und Hamburger Szenen wechseln sich ab, wie im wahren Leben pendelt Berzbach auch erzählerisch zwischen den beiden Metropolen. „Es sind Städte, die sich gegenseitig mögen, wegen der Fußballfangemeinschaften“.

Während ihm in Hamburg das starke soziale Gefälle auffalle, sei Köln viel durchmischter. „Köln hat nicht so eine Neigung zur Subkultur. Dafür gibt es hier viel Jazz und legendäre Kneipen wie das Metronom. Das ist für mich ein sehr kölnischer Ort.“ Auch in der hiesigen Literaturszene fühlt er sich wohl. „Es gibt einen Autoren-Stammtisch, den Melanie Raabe gegründet hat und an dem auch Annette Wieners teilnimmt. Der Austausch ist sehr bereichernd“.

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