Fantasy-Roman von Nippeser Bezirkvertreter„Untote leben in Köln mitten unter uns“

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Ina Elbracht und Nippeser Bezirksvertreter Alexander Schmalz mit ihrem neuen Fantasy-Roman.

Ina Elbracht und Nippeser Bezirksvertreter Alexander Schmalz mit ihrem neuen Fantasy-Roman.

  • Ina Elbracht und Nippeser Bezirksvertreter Alexander Schmalz haben einen Fantasy-Roman geschrieben.
  • In „Klunga und die Ghule von Köln“ werden auch viele Elemente der Stadt am Rhein aufgegriffen.
  • Wie sie zu der Idee kamen und wieso sich die Lektüre als Kölner lohnt.

Nippes – „Klunga und die Ghule von Köln“ ist ein etwas anderer Köln-Krimi „made in Nippes“: Er arbeitet die Kölner Stadtgeschichte mit Fantasy-Elementen auf – im Hintergrund ziehen Ghule und Vampire die Strippen des städtischen Handelns. Eine überragende Rolle nimmt dabei der Entscheid zur Opernsanierung ein, für die das Buch eine so ganz andere Erklärung liefert. Die Autoren des Werks sind Ina Elbracht und ihr Mann Alexander Schmalz, der zugleich Bezirksvertreter von Bündnis 90/Grüne in Nippes ist. Mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ sprachen sie über ihr Werk.

Frau Elbracht, Herr Schmalz, Sie haben Ihr Buch „Klunga und die Ghule von Köln“ unter dem gemeinsamen Pseudonym „Adam Hülseweh“ veröffentlicht. Wie kamen Sie auf den Namen?

Elbracht: Wir haben gedacht: Wenn zwei Autorennamen auf dem Buch stehen, fragt sich der Leser vielleicht, ob sich am Ende noch alles zusammenfügt. Und der Name passt zu einem Fantasy-Roman. Herr Hülseweh ist der Chef, wir die Gehilfen.

Wie haben Sie sich die Arbeit aufgeteilt?

Schmalz: Die Hauptarbeit hat meine Frau gemacht, ich habe nur einzelne Kapitel beigesteuert. Als gelernter Historiker habe ich mich um die verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte gekümmert, in denen der Roman spielt – die Römerzeit, die Schlacht von Worringen, die Napoleon-Ära, die 1950er Jahre und das Jahr 2009. Ich hatte die Aufgabe, zu bestimmten Figuren Hintergründe zu entwickeln.

Im Roman geht es zentral um die Riphahn-Oper, und den damaligen Streit um Neubau oder Sanierung. Sie präsentieren eine neue Deutung der Vorgänge, nämlich dass die im Geheimen wirkenden Ghule von Köln hinter der Sanierungs-Entscheidung stehen.

Elbracht: Ja, das ist die Grundidee der Geschichte. Im Dezember 2009 wurde entschieden, die Oper zu erhalten, statt abzureißen und neu zu bauen. Unsere Version für den Fantasy-Roman ist: Die Ghule und die anderen nicht-menschlichen Bewohner Kölns haben alles darangesetzt, dass sie nicht abgerissen wird – damit die im Fundament der Oper eingeschlossenen Vampire nicht freikommen können.

Schmalz: Wir haben mal an einer Führung durch die Oper teilgenommen. Dort haben wir erfahren, dass 1955 nachts Lkw gekommen seien und Beton in die Baugrube gekippt hätten. Wohl weil man wegen möglicher archäologischer Grabungen keine Verzögerungen beim Bau in Kauf nehmen wollte. Da kam mir der Gedanke: Was, wenn der Grund dafür ein ganz anderer war, nämlich dass dort unten etwas lauert? Da war die Idee für den Roman geboren. Und dieser Grundgedanke durchzieht alles: Immer, wenn in Kölns Geschichte etwas Merkwürdiges passiert, lag und liegt es an den Vampiren und Ghulen, die im Hintergrund agieren.

Wie kann man sich die Hauptpersonen, die Ghule, vorstellen?

Schmalz: Ghule stammen aus der persischen Mythologie. Sie sind untote Wesen, die sich von menschlichem Aas ernähren. Wir haben dem einen neuen Dreh gegeben: Sie sind bei uns nicht – wie in Filmen – hirnlose, gewalttätige Monster, sondern sie leben im Alltag unter uns und sind im Grunde genommen harmlos, so etwas wie die Geier des Menschenreichs und recht freundlich, auch wenn sie etwas komisch wirken. Am ehesten wie eine Person, neben der man nicht so gern in der Bahn sitzt.

Elbracht: Wenn sie auch keine richtigen Menschen sind, menscheln die Ghule recht stark. Nicht umsonst heißt die Hauptfigur Klunga – das kommt aus dem Althochdeutschen und verweist natürlich auf den kölschen Klüngel. In unserer Geschichte wurden die Ghule einst von den Vampiren versklavt. Als die dann in der Oper eingemauert wurden, waren die Ghule sie endlich los. Seitdem gilt das Motto: Leben und untot sein lassen. Denn im toleranten Köln darf jeder nach seiner Façon selig werden, es sei denn, es handelt sich um einen Vampir.

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Wie lange schreiben Sie schon Fantasy-Literatur?

Elbracht: Eigentlich schreibe ich schon immer. Veröffentlicht habe ich bisher Kurzgeschichten in Fanzines, Anthologien und Magazinen. Über jene lernten wir auch unseren Illustrator Daniel Bechthold kennen. Wir holten ihn für den Roman aus dem hessischen Langenselbold nach Köln und zeigten ihm die Original-Schauplätze. Zwischen Stadt und Illustrator hat es zum Glück direkt gefunkt.

Wie viel Zeit brauchte es von der ersten Idee bis zum fertigen Werk?

Elbracht: Insgesamt rund zwei Jahre, bis zum letzten Korrekturdurchgang. Aber die Ideen waren schon weit vorher da.

Schmalz: Interessant ist dabei die Entwicklung der Figuren. Zunächst wirkt sie für den Autor abstrakt. Aber je länger die Romanfigur existiert, desto mehr versetzt man sich in sie hinein. Man denkt schließlich, die Person kann ja gar nicht anders handeln als so und so.

Elbracht: Wir haben Collagen in unserer Wohnung gemacht, mit den Personen und den Verbindungen zueinander. Ähnlich, wie man es aus dem „Tatort“ kennt.

Das Buch haben Sie im Selbstverlag veröffentlicht...

Elbracht: Das hat mehrere Gründe. So sind sich die Verlage ziemlich einig, keine lokalen Romane mit fantastischen Elementen zu bringen. Dagegen wollten wir nicht unnötig anrennen, sondern aus der vermeintlichen Not eine Tugend machen. Denn der Selbstverlag bietet auch Vorteile; so behält man die Kontrolle über das Werk und kann – die Arbeit des Lektorats eingeschlossen – alles so schreiben und gestalten, wie man möchte.

„Klunga und die Ghule von Köln“ (ISBN 978-3-7485-5049-5) ist für 12,99 Euro in allen inhabergeführten Nippeser Buchhandlungen erhältlich oder direkt bei den Autoren per E-Mail bestellbar.

Klungakoeln@gmail.com

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