Kölner Country-BandProtestsongs beim Lagerfeuer

Alexander Meyer-Köring (v.l.), Chris Mock, Tobias Körner, Michael Remijn und Yann Harz sind das Quintett Tobey Trueblood.
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Tobey Trueblood schaffen, was nicht jedem gelingt. Sie spielen ihre Songs im Studio so ein, dass sie spontan und warm genug klingen, um Lagerfeuer-Atmosphäre zu verbreiten. Die Musik der fünf vereint jene Arten von besonders abenteuerlustigem Country und Folk, Americana genannt. Die Reibeisen-Stimme von Frontmann Tobias Körner und der etwas blecherne Klang der halbakustischen Gitarre von Alexander Meyer-Köring machen den speziellen Sound aus, der perfekt zu einer Fahrt über endlose amerikanische Wüsten-Highways passt.
"Inspiriert hat mich die Musik von ehemaligen Punkrockern wie Chuck Ragan und Brian Fallon, die mittlerweile mit der Akustik-Gitarre durch die Lande ziehen", sagt Körner, der für alle Texte verantwortlich ist. Mit Gitarrist Yann Harz hat er das Projekt Tobey Trueblood vor drei Jahren gestartet. Anfangs haben die beiden die Songs von Körner mit wechselnden Session-Musikern vertont - rein akustisch mit Gitarre, Cello und Cajón. So ist in 2011 das erste Album entstanden. Für den zweiten Longplayer fand sich dann im Frühjahr 2012 eine feste Besetzung mit Schlagzeuger Michale Remijn, Bassist Chris Mock und Gitarrist Alexander Meyer-Köring. "Wir haben eine lose Bandstruktur, wenn einer mal nicht kann, wird er auf der Bühne einfach von befreundeten Musikern vertreten", so Frontmann Tobias Körner.
Anklage statt Liebe
Im Kern ist Tobey Trueblood immer noch ein Singer-Songwriter-Projekt. Körner schreibt die Texte und bringt die Songstrukturen mit ins Studio. "Das Skelett eines jeden Stücks basiert auf einem Akustik-Gitarren-Song, der am Lagerfeuer funktionieren soll", so der gebürtige Berliner. Im Proberaum bringen die anderen dann ihre Ideen mit ein und das Stück bekommt seine endgültige Form.
KSTA.de-Mitarbeiter Alexander Figge sprach mit den Musikern über ihre Einflüsse und die ersten musikalischen Gehversuche.
TOBIAS KÖRNER: Mein Vater singt hauptberuflich als Tenor im RIAS Kammerchor in Berlin, deshalb lief bei uns nur Klassik. Musik fand ich damals schon cool, aber Klassik nicht. Mein Antikonzept als Teenager war dann, harte und laute Musik zu hören. Zuerst Rockabilly, dann auch Hardcore, Punkrock und Metall-Kram. Fan war ich aber auch immer schon von Singer-Songwriter Bob Dylan zum Beispiel.
ALEXANDER MEYER-KÖRING: Am 16. August 1977 - am Tag als Elvis starb. Mein Vater war ein großer Fan. Wir haben Kerzen im Wohnzimmer angezündet und meine Eltern haben zur Musik von Elvis Presley Rock 'n' Roll getanzt. Die Intensität, wie sie die Musik zelebriert haben, hat mich als Achtjähriger stark berührt. Das war ein Aha-Erlebnis. MICHAEL REMIJN: Meine Mutter wollte, dass ich Klavierunterricht nehme. Ich habe mich aber geweigert. Mit 17 Jahren habe ich dann mit einem Musikprogramm am Computer experimentiert. Später habe ich angefangen, auf dem Schlagzeug meines Bruders zu trommeln. Ich habe wie ein Berserker darauf rum gekloppt und versucht, Rammstein-Lieder zu spielen. Und heute studiere ich Jazz-Schlagzeug an der Rheinischen Musikschule in Köln.
"Die Songs werden langsam angefettet", beschreibt Alexander Meyer-Köring den Prozess. Am Anfang stehen immer die Liedzeilen. "Für mich war das Projekt ein Befreiungsschlag, weil ich endlich die Songs von den Worten her entwickeln kann und nicht wie in früheren Bands die Strophen nach der Musik ausrichten muss", so Körner. Die Texte sind überwiegend sozialkritisch, eher selten drehen sie sich um die Liebe. So rechnet das Stück "Don't Dance to Rebelsongs" mit der modernen Form der Protestbewegung ab, bei der die meisten ihr Aufbegehren nur noch durch einen Klick bei Facebook am heimischen Computer ausdrücken.
Im Song heißt es: "I don't know why you're so excited / when you're about to join the Masquerade / participating riot 2.0 / oh Im afraid we're going nowhere but back home (Ich weiß nicht warum du so aufgeregt bist / wenn du kurz davor bist an der Maskerade teilzunehmen / teilzunehmen am Aufstand 2.0 / oh, ich glaube wir gehen nirgendwo hin außer nach Hause)." Eigenwillig ist sie, diese Kölner Country-Musik.