Abo

Kölner DJ bleibt in Uganda„Rückholaktionen wie aus den Touristenorten gibt es nicht“

Lesezeit 3 Minuten
Uwe Lehr

Der Kölner DJ und Produzent Uwe Lehr

  • DJ und Produzent Uwe Lehr ist zurzeit für ein Musikprojekt in Uganda.
  • Eigentlich wollte er bis Mai bleiben, jetzt wartet er ab was passiert.
  • Rückholaktionen wie aus Touristengebieten gibt es dort nicht, die Flüge sind teuer – auch weil eine Maschine leer hinfliegen müsse.

Kampala – Für den Kölner Uwe Lehr ist Uganda zum Ort ohne Ausgang geworden. Seit einer Woche hat das ostafrikanische Land seine Grenzen geschlossen. „Niemand kommt mehr rein oder raus, egal welcher Nationalität“, berichtet der 53-Jährige.

Noch vor zwei Wochen sei Corona kein Thema gewesen. „Das spielte für die Ugander irgendwo in Europa und Asien, und es gab sogar vermehrt Gerüchte, Afrikaner könnten es gar nicht bekommen.“ Erst als der populäre Schauspieler Idris Elba positiv getestet wurde, sei Skepsis aufgekommen. Dann wurden die ersten Corona-Fälle in den Nachbarländern Ruanda, Kenia, Demokratische Republik Kongo, Südsudan und Tansania bekannt. Präsident Yoweri Museveni ordnete die sofortige Schließung aller Bars und Clubs an. Der Flugverkehr mit stark betroffenen Ländern wurde eingestellt. Vor ein paar Tagen wurde auch der öffentliche Verkehr lahmgelegt. „Wer sich jetzt noch fortbewegen will und kein eigenes Auto hat, nutzt ein Uber-Taxi oder geht zu Fuß.“

„Man versucht verzweifelt, alle unter Kontrolle zu behalten“

Stand Sonntag seien 523 Personen auf Corona getestet worden, davon 30 positiv. 1001 Menschen seien in Quarantäne. „Man versucht verzweifelt, alle unter Kontrolle zu behalten, die mit den ersten positiv Getesteten aus Dubai eingereist waren oder in Kontakt standen.“ Aber bei so wenigen Tests könne niemand sagen, wie stark das Virus sich unter den 42 Millionen Bewohnern ausbreitet.

Eine Ausgangssperre wie in China oder Europa sei kaum durchsetzbar. „Die Leute leben und überleben auf der Straße“, so Lehr. Deshalb scheue die Regierung weitere Restriktionen. „Unterdessen hat hier jeder Angst vor dem Virus, aber noch mehr vor der zu erwartenden Kriminalität.“ An seinem Aufenthaltsort im Süden Kampalas fühlt er sich nach eigenen Worten dennoch sicher. „Es gibt aber auch Geschichten von anderen Deutschen in Kampala, die wegen ihrer Hautfarbe angefeindet wurden.“ Corona gelte – wie überall in Afrika – als „Krankheit der Weißen“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Produzent und DJ (Razoof) arbeitet zur Zeit mit ugandischen Musikern – „im »Social Distancing«, also immer nur zu zweit im Studio, und das meiste wird daheim am Laptop vorbereitet.“ Lehr, der bis Mai bleiben wollte, wartet nun erst einmal ab. Rückholaktionen wie aus den Touristengebieten gebe es für Uganda nicht. „Wer jetzt noch raus wollte, konnte über die deutsche Botschaft einen Sonderflug mit KLM buchen.

„Wann genau der Flug geht und wie viel er kostet, erfuhr man nicht. Es hieß nur, er werde wohl erheblich teurer als ein normaler Transfer, da die Maschine ja leer hinfliegen müsse. Die Botschaft hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie nicht für die Kosten aufkommt. Man solle im Notfall Verwandte und Bekannte um Hilfe bitten.“ 450 Bewerber soll es gegeben haben. „Die sind aber sicher nicht alle mitgekommen.“

KStA abonnieren