Kölner Einzelhändler zu Lockdown„Viele Geschäfte werden es nicht überleben“

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Die Schildergasse im Lockdown

Die Schildergasse im Lockdown

Köln – Der Einzelhandel bleibt bis mindestens 7. März geschlossen. Und danach wird nur geöffnet, wenn die Inzidenzzahl konstant unter 35 liegt – für die Kölner Geschäftsleute ist das ein harter Schlag. „Wir sind sehr erschöpft“, sagt Elke Wocke, die mit ihrem Mann den Concept Store „Strandgut“ mit Mode und Deko in Rodenkirchen führt – und für das Geschäftsmodell gerade vom Handelsverband Aachen-Düren-Köln ausgezeichnet wurde.

„Man bekommt immer mehr Angst. Wir sind ein gesundes Unternehmen, aber langsam wird die Lage dramatisch.“ Im Oktober 2019 hatte das Ehepaar noch investiert, einen weiteren Standort an der Dürener Straße in Lindenthal eröffnet.

„Wir fühlen uns allein gelassen. Die Ungewissheit belastet uns sehr.“ Das Ehepaar ist jeden Tag in Rodenkirchen im Laden, um nach dem im Lockdown erlaubten „Click and Collect“-Prinzip bestellte Ware an die Kunden auszugeben. „Aber das steht natürlich in keinem Verhältnis zum Gewinn.“ Und dass am 7. März tatsächlich wieder geöffnet werden kann, daran glaubt Elke Wocke nicht.

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Verwirrende Vorschriften für Hilfen

Was sie sich wünscht: Eine feste Perspektive. „Dass die Politik sagt: Wenn ihr bis dahin geschlossen haben müsst, dann kriegt ihr die Summe X.“ Bisher sei es ungeheuer kompliziert, Hilfe zu beantragen. Die Regeln würden sich dauernd ändern. Werden die Gewinne aus dem „Click and Collect“-Verkauf von der Hilfe abgerechnet? Und ist die Herbstkollektion, die jetzt bestellt werden muss, abschreibungsfähig? „Das überfordert selbst manchen Steuerberater.“

Wilhelm Josten, Geschäftsführer und Gründer der Kölner Deko-Kette Butlers sagt: „Für den Einzelhandel ist die Entscheidung eine Katastrophe.“ Und sie entbehre auch einer sachlichen Grundlage. Es gebe gute Hygienekonzepte und längere, ungeschützte Kontakte fänden im Einzelhandel gar nicht statt.

Zweifel an Öffnung am 7. März

Hans-Günther Grawe, Handelskümmerer bei der Industrie- und Handelskammer in Köln (IHK) und Kontaktperson für die Interessengemeinschaften der Einzelhändler, verzeichnet eine gewisse Resignation bei den Mitgliedern. „Es ist schon jetzt absehbar, dass am 7. März nicht wieder geöffnet wird. Wie soll konstant eine Inzidenzzahl von unter 35 erreicht werden? Den Unternehmen geht das Geld aus.“ Es sei jetzt ein „breaking point“ erreicht. „Wir werden viele Geschäfte nach der Krise nicht mehr sehen.“

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Nicole Grünewald, Präsidentin der Kölner IHK, sagt: „Die erneute Verlängerung des Lockdowns ist für alle, die seit Monaten kaum oder gar nicht ihrer Arbeit nachgehen können, ein herber Rückschlag. Hier ist die Not groß, auch weil die versprochenen Hilfen zum Teil nach wie vor nicht oder nicht in voller Höhe angekommen sind und die Überbrückungshilfe III erst jetzt beantragt werden kann.“

Das Ehepaar Wocke will trotz allem weiter kämpfen – und wird weiterhin im „Strandgut“ vertreten sein.  

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