Kölner GeschichteFilmemacher Rheindorf blickt auf die 1980er Jahre

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Zeittypisch: Rollschuhfahrer auf der Domplatte

Zeittypisch: Rollschuhfahrer auf der Domplatte

Köln – Ab dem Jahr 1896 hat sich Filmemacher Herrmann Rheindorf Schritt für Schritt durch die Kölner Geschichte gearbeitet und eine Dokumentation nach der anderen vorgelegt. Seine jüngste DVD widmet sich einem Jahrzehnt, an das er sich selbst gut erinnern kann: die 1980er Jahre. Rheindorf war damals Schüler, Zivildienstleistender und Student und auch in Köln bewegte sich viel. „Es war der Beginn von Köln als Medienmetropole“, sagte der 53-Jährige , als er im Kölnischen Stadtmuseum die erste von zwei DVDs vorstellte. Darin geht es um die Jahre zwischen 1980 und 1985, Folge zwei erscheint im Herbst und widmet sich dem Rest dieses ereignisreichen Jahrzehnts.

Hermann Rheindorf musste für sein 110-minütiges Werk mehrere hundert Stunden Filmmaterial durchforsten, denn so viele private Aufnahmen wie in den 1980er Jahren gab es niemals zuvor: „Wir fangen plötzlich an, mit Video zu arbeiten“, so Rheindorf. Professionelle Bilder wechseln sich mit verwackelten Privatmitschnitten ab, auf diese Weise bekommt sein Köln-Porträt eine authentische und persönliche Note.

Neue Medien, alte Industrie

Amateuraufnahmen zeigen etwa Jugendliche, die vor der Kamera in einem Sketch ein Problem verarbeiten, das viele Kölner Jugendliche in dieser Zeit umtreibt: Arbeitslosigkeit. Denn Köln gewinnt nicht nur schillernde Medienunternehmen hinzu, es verliert auch viele alte Industriebetriebe. Und es verliert in der Südstadt die Gebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik Stollwerck.

Sechs Wochen lang besetzen 1980 Aktivisten das zum Abbruch freigegebene Gelände, um gegen Grundstücks-Spekulationen und für sozialverträgliche Wohnformen zu protestieren. Die alte Fabrik wird zum Zentrum der Kölner Protest- und Jugendkultur. Doch am Ende siegen die Abrissbagger. Die freie Künstler-Szene darf sich immerhin in einem selbstorganisierten Kulturzentrum entfalten. Hochkarätige Bands wie Can spielen auf, Kunst-Performances erregen Aufmerksamkeit. Die Lebenswelten differenzieren sich aus. Köln wird vielfältiger.

Rund um den Dom geht es 1980 gesitteter zu. Die Kathedrale ist seit 100 Jahren vollendet, was mit einer großen Schreins-Prozession zelebriert wird. „Espress“-Fotograf Heinz-Walter Friedriszik feiert auf seine Weise: Er tanzt am Dom auf Rollschuhen. Als „Zik“ wird er später zum Kult-Reporter, seine Rollschuhe sind das passende Fortbewegungsmittel für ein temporeiches Jahrzehnt. Michael Euler-Schmidt vom Kölnischen Stadtmuseums, spricht von einer „positiven Explosion“, die sich damals ereignet habe. Er selbst sei in den 1980er Jahren von Düsseldorf nach Köln gezogen, „weil Köln in der Zeit einfach viel spannender war“. Auch das Zeughaus explodiert förmlich: Die „Tutanchamun“-Ausstellung von 1980 lockt 1,4 Millionen Menschen zu den Grabschätzen des ägyptischen Pharos – bis heute die meistbesuchte Einzelausstellung Kölns.

Der Rhein schwappt 1983 gleich zwei Mal kurz hintereinander in die Altstadt, der Juli des Jahres hingegen bietet an keinem Tag Temperaturen unterhalb der 25 Grad. Für Hermann Rheindorf eine weitere Erkenntnis: „Wir hatten auch in den 1980-er Jahren Wetterextreme.“

„Köln – Filmreise in die 80er Jahre“, Teil 1 – Die Jahre 1980-85. Die DVD ist auch im DuMont Shop im DuMont-Carré, Breite Straße 80-90, Tel. 0221/56 79 93 03 oder www.ksta.de/shop

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