Kölner GesundheitsamtDie irritierende Suche nach der Virusvariante

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Omikron Symbolbild

Die Omikron-Variante macht in Köln die Hälfte aller Infektionen aus.

  • Unser Autor wurde positiv auf das Coronavirus getestet.
  • Es folgte ein tagelanges Auskunftswirrwarr aus Missverständnissen und Fehlinformationen – ohne Ergebnis. Ein Protokoll.

Köln – Zwei Tage nach meinem positiven PCR-Befund, das Gesundheitsamt ruft an. Nein, derzeit gebe es keine schwerwiegenden Symptome, das Ergebnis in einer privaten Teststation in der Kölner Südstadt habe mich überrascht, sage ich. Welche Variante ist es denn? Jedenfalls nicht Omikron, sagt die nette Dame vom Amt: „Das würde sonst hier stehen.“

Kann das wirklich sein, frage ich mich nach dem Telefonat. So schnell geht die Typisierung des Virus doch eigentlich nicht, habe ich gegoogelt. Einen Tag später melde ich mich noch einmal beim Gesundheitsamt.

Ein bisschen Durcheinader

Nein, es sei noch nicht klar, welchen Virusstamm ich erwischt habe, widerspricht der Mitarbeiter der Behörde seiner Kollegin. Bei den sich ständig ändernden Erlassen und Vorschriften gebe es halt auch mal ein wenig Durcheinander bei den Informationen vom Amt, beschwichtigt er.

Detlef Schmalenberg Porträt

Die Untersuchungen jedenfalls würden wohl noch laufen. „Sobald das Labor eine Virusvariante bestimmt hat und es sich dabei um Omikron handelt, wird diese Information automatisch an das zuständige Gesundheitsamt weitergeleitet“, heißt es: „In diesem Falle würden wir nochmal telefonisch mit Ihnen in Kontakt treten und Sie über das weitere Vorgehen informieren.“

Der nächste Widerspruch

Na ja, passiert eben, denke ich. Auch wenn man sich eigentlich eine bessere Beratung wünscht: „Die kriegen bestimmt so viele Anfragen, dass sie kaum hinterher kommen, da muss man halt Verständnis haben.“ Aber wissen, mit welcher Variante ich es zu tun habe, würde ich trotzdem gerne. Ich frage also per Mail bei dem Labor nach, das für meinen PCR-Test zuständig war. Ein paar Stunden später lautet die Antwort: „Wir führen derzeit keine variantenspezifischen PCR durch.“

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Wie jetzt? Die typisieren meine Probe überhaupt nicht? Ich sei irritiert, teile ich dem Gesundheitsamt mit. Die Aussage des Labors würde sie auch sehr erstaunen, sagt die Mitarbeiterin der Behörde, die mich am nächsten Tag zurückruft. Seit eineinhalb Wochen gebe es eine bundesweit geltende Vorschrift, nach der die Labore positive PCR-Tests auf Omikron untersuchen - und dies dann bei wiederum positivem Befund den Gesundheitsämtern melden müssten.

Der Verwirrung ist komplett

Tja, was mache ich denn jetzt, damit geklärt wird, welche Virusvariante ich habe? Das wisse sie nicht, sagt die Frau. Das Ganze sei halt die Angelegenheit des Labors. Ob ich einen neuen PCR-Test machen dürfe, frage ich. Nein, denn ich dürfe die Wohnung derzeit ja nicht verlassen, wird mir gesagt.

Wenig später, nachdem ich aufgelegt habe, schreibt die nette Dame vom Amt mir noch eine Mail, die die Hoffnung auf den Nullpunkt sinken lässt: „Sehr geehrter Herr Schmalenberg, nach Rücksprache mit meiner Teamleitung muss ich meine ursprüngliche Aussage zur seriellen Sequenzierung aller positiven PCR-Tests korrigieren. Tatsächlich werden in Köln alle von uns, dem Gesundheitsamt Köln, durchgeführten positiven PCR-Tests auf die Omikron-Variante untersucht. Diese Regelung gilt jedoch nicht für andere Kölner Teststellen. Wir haben auch keine Kenntnis darüber, wo die dort entnommenen Proben ausgewertet werden und wie andere Labore die Sequenzierung auf Omikron handhaben.“

Wow, jetzt ist das Durcheinander komplett. Vier Anfragen, fünf verschiedene Antworten. Einige Tage später wird meine Freundin positiv gestestet. Vom Gesundheitsamt. Auf Omikron. Erkenntnisgewinn über Bande: „Ob ich sie wohl angesteckt habe?“

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