Die Heliosschule in Ehrenfeld, auf die Schüler der ersten bis elften Klasse gehen, wird auch das nächste Schuljahr an ihren drei Interims starten.
Verzögerung im SchulbauHeliosschule wird doch nicht 2026 fertig – erster Jahrgang vielleicht nie im Neubau

Die neuen Gebäude der Heliosschule in Ehrenfeld werden offenbar nicht wie geplant zum kommenden Schuljahr fertig.
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Der Neubau der Ehrenfelder Heliosschule wird nicht zum nächsten Schuljahr fertig. Eigentlich hätten die mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler aus ihren drei Interimstandorten zum Start des Schuljahres 2026/27 umziehen sollen.
Doch die Stadt kann diesen Termin nicht einhalten, wie sie am Donnerstag auf Anfrage bestätigte. Wann die Schule nahe dem S-Bahnhof Ehrenfeld stattdessen eröffnet, ist momentan unklar. Es ist schon das zweite geplante Einzugsdatum, das platzt.
Die Eltern der Helios-Grundschule hatten am Montag dieser Woche, 15. September, durch einen Elternbrief davon erfahren. Mutter Inga Sondermann hat drei Kinder auf der Schule. Sie gehen jeweils auf einen der drei Interimstandorte, einer ist in Sülz, die anderen beiden sind in Ehrenfeld.
Heliosschule: Kölner Leuchtturmprojekt verzögert sich
Zwar sind diese Standorte immerhin beide in Ehrenfeld, aber trotzdem fünfeinhalb Kilometer voneinander entfernt (20 Minuten mit dem Fahrrad). Sondermann sagt: „Bei der Einschulung 2015 fanden wir, das tolle Konzept rechtfertigt den Weg. Zehn Jahre später ist viel Geduld und Lebenszeit auf der Straße geblieben.“
Sondermann sagt: „Die Logistik ist unbeschreibbar.“ Vom Konzept und den Lehrkräften sei Sondermann weiterhin überzeugt, das ist ihr wichtig zu betonen, jedoch fragt sie: „Aber warum ist es so schwierig, dieses Leuchtturmprojekt fertig zu stellen? Warum werden wir seit Jahren vertröstet?“ Die Stadt hat zuletzt 156,5 Millionen Euro für den Neubau angesetzt.
In dem Brief der Grundschule heißt es: „Wir wurden von offizieller Stelle darüber informiert, dass der geplante Umzug nach Ehrenfeld zum Schuljahresbeginn 2026/27 nicht stattfinden kann. Die Gründe für die Verzögerung, einen neuen Bauzeitplan und Informationen zum voraussichtlichen Umzug werden wir in den kommenden Wochen erhalten.“
Die Grundschule ist im Interim noch immer in Sülz untergebracht, zur Hälfte in einem Gebäude, zur Hälfte in Containern. Inga Sondermann schulte dort ihren ersten Sohn 2015 mit der Schulgründung ein – in der Hoffnung, er wechsle in den kommenden Jahren an den Standort auf dem Helios-Gelände.
Die Heliosschule verfolgt einen Ansatz, der Lernende ganzheitlich begleiten soll, also von der ersten bis zur 13. Klasse. Formal besteht die Heliosschule aus einer städtischen Grundschule mit 200 Kindern und einer städtischen Gesamtschule im Aufbau mit 850 Schülerinnen und Schülern.
Die Eltern der Gesamtschule haben bislang noch keine Information über den geplatzten Einzugstermin erhalten. Der Schulgemeinschaft aber war bekannt, dass ein Gespräch mit der Stadt über den Baufortschritt und den Einzugstermin für Anfang September geplant war. Doch das wurde verschoben, ohne dass die Eltern den Grund kannten – sie werteten das als schlechtes Zeichen.
Schulbau wichtig für ganzheitliches Konzept der inklusiven Universitätsschule
Das Schulgebäude soll laut der Stadt Köln neue Maßstäbe im Lernen setzen. Doch die Stadt verschob den Einzugstermin schon einmal um zwei Jahre. Um zumindest den Termin im nächsten Jahr einzuhalten, beauftragte die Stadt 2024 einen Generalunternehmer, der alle Gewerke in einer Hand managt. Bis dahin war der Bau der Heliosschule der einzige Schulneubau, den die Stadt noch selbst koordiniert hatte. Nun kann der kommende Sommer als Einzugstermin nicht gehalten werden.
Die Schulgemeinschaft war sowieso schon skeptisch, ob selbst mit der Übernahme des Generalunternehmers der Termin zu halten gewesen wäre. Der Neubau hätte zum Ende dieses Jahres fertiggestellt sein müssen, denn nach Bauende dauert die Einrichtung und technische Inbetriebnahme bei Schulen erfahrungsgemäß ein halbes Jahr.
Mittlerweile ist Sondermanns drittes Kind auch auf der Helios-Grundschule, immer noch in Sülz. Sie hat inzwischen drei Kinder auf der Helios-Grundschule und -Gesamtschule, alle an anderen Adressen. Denn die Jahrgänge fünf und sechs, die ihr mittleres Kind besucht, gehen in der Overbeckstraße 71-73 zur Schule und die Stufen ab der siebten auf dem Wassermann-Gelände in Vogelsang.
Gründungsjahrgang der Heliosschule hat neun Gebäudewechsel mitgemacht
Sondermanns erster Sohn, der Grundübungsjahrgang, ist nun in der elften Klasse und hat neun Gebäudewechsel mitgemacht, wie die Mutter leidgeplagt bemängelt: Nach der Grundschule in Sülz starte die fünfte Klasse zunächst in der Borsigstraße, dann wechselte er in die Overbeckstraße und wieder zurück, dort brannte 2021 der Dachstuhl und die Kinder wurden im Homeschooling unterrichtet, danach ging es zum Standort des Wassermann-Geländes ins „Snake“-Gebäude, dann in einen Container, dann in Büroräume der „Zwitschermaschine“(wo auch die Rheinische Musikschule ihr Interim gefunden hat), danach zurück ins „Snake“-Gebäude und wieder in die „Zwitschermaschine“.
Nur am finalen Ort auf dem Helios-Gelände ist Sondermanns ältester Sohn nicht gelandet und wird es womöglich in seiner Schulzeit auch nicht mehr: Dem ersten Helios-Jahrgang droht noch einmal mehr – wie zuletzt schon von den Eltern befürchtet – sein Abitur im Interim machen zu müssen.
Gesamtschulleiter Andreas Niessen sagte am Donnerstag: „Emotional ist das für den Gründungsjahrgang schon eine Enttäuschung.“ Aber: In Vogelsang hat die Oberstufe nun erstmals zwei Etagen mit offenen Lernlandschaften, das seien immer auch gute Bedingungen. Und er sagte: „Vielleicht kriegen wir es hin, die Abiturfeier im Saal des Neubaus zu halten.“ Niessen hofft allerdings noch auf einen möglichen unterjährigen Wechsel für die Schule, das werde er mit der Stadt besprechen wollen.
Bau der Heliosschule wurde schon um 70 Prozent teurer
Der Zeitdruck war sehr hoch. Die Stadtverwaltung hatte im März davon gesprochen, an dem Termin „notwendigerweise“ festzuhalten und ihn damals noch bestätigt. Die drei Interimstandorte sollten eigentlich zum kommenden Schuljahr für andere Schule freigegeben werden, hieß es zuletzt. Die Stadt teilte mit: „Die Interimsstandorte können weiterhin genutzt werden, ein zusätzlicher Umzug in ein weiteres Gebäude wäre nicht erforderlich.“
Im März war bereits bekannt geworden, dass die Kosten um 70 Prozent gestiegen sind: Statt wie im Baubeschluss 2019 beschlossene 91,7 Millionen kostet sie nach derzeitigem Stand 156,5 Millionen Euro. Ob diese Summe mit der Verzögerung weiter steigt, konnte die Stadt am Donnerstag nicht sagen. Auch nicht, wie der neue Zeitplan aussieht.