Mauritiusviertel in KölnLärm, Dreck und Drogen – Spielplatz in der Südstadt sorgt für Ärger

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Zahlreiche junge Menschen stehen nachts auf der Schaafenstraße.

Security überwacht abends die Schaafenstraße. Im Mauritiusviertel wird besonders an den Wochenenden lang und laut gefeiert.

Die Menschen im Mauritiusviertel haben ein massives Problem. Der Spielplatz an der Rubensstraße ist ein lauter und schmutziger Party-Hotspot.

„Liebe große und kleine Spielplatznutzerinnen und -nutzer, der Aufenthalt auf dem Spielplatz ist in der Zeit von 22 Uhr bis 8 Uhr nicht gestattet. Ansprechpartner: Amt für Kinder, Jugend und Familie.“ So steht es freundlich und unmissverständlich auf dem Schild vor dem Eingang zum Spielplatz an der Rubensstraße im Mauritiusviertel.

Doch hinter der Freundlichkeit offenbare sich eine große Hilflosigkeit der Verwaltung, sagt Martina Hancke, die gegenüber vom Spielplatz wohnt. Den während die kleinen Nutzerinnen und Nutzer um 22 Uhr längst im Bett sind, feiern die großen in den Nächten im Mauritiusviertel ausschweifende Partys. Die Schaafenstraße ist eine Feiermeile. Und die Gäste aus den zahlreichen preiswerten Hostels im Veedel seien auch feierfreudig, hat Hancke beobachtet.

Bürgerinitiative Mauritiusviertel fordert Zaun um den Spielplatz

„Da passieren Sachen, die wollen Sie nicht wissen“, sagte Hancke während der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt. Sie vertrat die Bürgerinitiative Mauritiusviertel, die in einer Bürgereingabe unter anderem dauerhaft „einen überkletterungssicheren und abschließbaren Zaun“ für den Spielplatz fordert. 

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Ein Schild mit der Aufschrift „Liebe große und kleine Spielplatznutz*innen, der Aufenthalt auf dem Spielplatz ist in der Zeit von 22 Uhr bis 8 Uhr nicht gestattet“ steht vor dem Spielplatz Rubensstraße.

Nachts ist der Aufenthalt auf dem Spielplatz an der Rubensstraße verboten.

Nach intensiver Diskussion entschieden sich die Bezirksvertreter gegen den Zaun. Auch ein Verkaufsverbot von Alkohol und Glasflaschen in den benachbarten Kiosken, wie von der Initiative gewünscht, wird es nicht geben. „Die Umsetzung eines solchen Verbotes ist aufgrund der bestehenden Gesetzeslage und auch aus praktischen Gründen kaum realisierbar“, antwortet die Verwaltung auf die Forderung. Allerdings soll der Ordnungsdienst der Stadt Köln den Spielplatz in den Abendstunden häufiger kontrollieren. Und die AWB sollen öfter den Müll beseitigen.

Mauritiusviertel: Spielplatz wird an Karneval und am Christopher Street Day gesperrt

Bei besonderen Ereignissen wie Karneval, Gamescom und dem Christopher Street Day soll der Spielplatz komplett gesperrt werden. Thomas Gruner vom Amt für Kinderinteressen erklärte, dass das Problem schon länger bekannt sei. Und ein Zaun habe beim diesjährigen Karneval auch gut funktioniert. Auch er erteilte einem dauerhaft errichteten Zaun eine Absage: „Wir haben nicht genug Personal, um den täglich auf- und abzuschließen.“ Außerdem stünde den Kindern dann nur noch ein Fluchtweg offen, der leicht zu blockieren sei.

Tim Cremer, Fraktionsvorsitzender der SPD, erinnerte daran, dass zahlreiche Spielplätze für Partys missbraucht würden. Es gebe aber auch Gegenbeispiele: „Denken Sie an den Spielplatz, Ecke Zugweg/Rolandstraße. Dort wird nicht gefeiert. Der Platz ist komplett umzäunt. Vielleicht wirkt das als psychische Barriere.“

Lärmmessungen an der Rubensstraße sind laut Ordnungsamt zu teuer

Auch Michael Scheffer von den Linken meldete sich zu Wort: „Jeder weiß, dass ich kein Law-and-order-Typ bin. Aber an dieser Stelle schon. Da muss der Kontrolldruck deutlich erhöht werden.“ Günter Leitner von der VDU verwies auf das Belgische Viertel: „Dort verkauft der Rewe nach 23 Uhr keinen Alkohol mehr.“ „Das machen die aber freiwillig“, warf Dirk Schmaul vom Ordnungsamt ein, der auch an der Sitzung der Bezirksvertretung teilnahm.

Schmaul wandte sich gegen nächtliche Lärmmessungen am Spielplatz, die Leitner ins Spiel gebracht hatte. "Das ist technisch sehr schwierig. Da müssen Sie alle Fremdgeräusche, wie etwa das Martinshorn von einem Krankenwagen herausfiltern. Solche Messungen kosten schnell mal einen fünfstelligen Betrag pro Tag." Martina Hancke nahm das alles zur Kenntnis. Ihr Fazit: „Wir machen natürlich weiter.“

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