Berufskolleg LindenstrasseWohncontainer mit Waschsalon

Florian Link (v.l.), Dennis Rekow, Fabian Gödderz und Jonas Jochheim stellten ihre Idee vor.
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Innenstadt – Für die Ehemaligen steht fest, dass ihre Zeit am Berufskolleg in der Lindenstraße gut investiert war. „Bei vielen Kölner Unternehmen ist der Abschluss mindestens genauso angesehen wie der Bachelor“, sagt Miriam Saadallah, die in einer Runde von Absolventen unterschiedlichen Alters sitzt und von ihren Erfahrungen berichtet. Alle sind staatlich geprüfte Betriebswirte und loben den Praxis-nahen, interaktiven Unterricht an der städtischen Schule. Ein Studium wäre für Saadallah keine Alternative gewesen: „Ich brauche das, mit anderen Menschen in Lerngruppen zusammenzusitzen und das gemeinsam durchzustehen.“ Auch das „feste Gerüst“, in dem der Unterricht organisiert ist, habe ihr geholfen. Drei Jahre lang besuchen die Schüler der Wirtschaftsfachschule – so nennt sich der Zweig des Berufskollegs – die Kurse abends, nach ihrer Arbeit. Dass Weiterbildung und Beruf vereinbar sind, ist für viele eine notwendige Voraussetzung. Saadallah hätte nicht auf ein festes Einkommen verzichten wollen, gibt sie zu.
Bildungscontrolling, Wissens- oder Gesundheitsmanagement, Marktpotenzialanalyse, Kostenblöcke und Personalentwicklung sind nicht nur abstrakte Konzepte, die es für die Prüfungen zu lernen gilt. Sie münden in konkreten Projekten, die zumeist in den eigenen Betrieben entstehen. „Da wird etwas draus entwickelt“, weiß Lehrerin Anja Huth aus Erfahrung. Oft greifen die Schüler ein Vorhaben auf, das ihre Chefs schon lange umsetzen wollten, das im Alltag aber liegen bleibt.
Und so haben sich die 16 Teams des aktuellen Jahrgangs mit der Motivationssteigerung in einem Bauunternehmen, mit Gesundheitsaspekten, Neukundengewinnung einer Salatbar, Nutzenanalyse eines denkmalgeschützten Altbaus und der Neuausrichtung eines Gastronomiebetriebs befasst. Eine Gruppe von Lehrer Karl Diel hat an einer Alternative für Studentenwohnungen gearbeitet. Ergebnis ist der Plan für ein Unternehmen, das Wohncontainer aufstellt und vermietet.
Florian Link, Fabian Gödderz, Dennis Rewok und Jonas Jochheim haben genau gerechnet, orientiert am Bafög-Satz. Sie würden hochwertig ausgestattete Wohn-Container aufeinander stapeln, sodass drei Gebäude mit je 60 Apartments entstehen. Sie präsentieren den Quadratmeterpreis, ein geeignetes Grundstück, Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten, Aufbau und Ausstattung der Module und Vorschläge, wie das Image solcher Unterkünfte aufgewertet werden kann. „Container werden zu selten beworben“, sagt Gödderz. Dabei könnten die Stahlkuben zeitgeistig sein, an die Ästhetik der Industriekultur anknüpfen. TV-Anschlüsse, Car-Sharing-Stationen, Kiosk, Waschsalon, Copyshop, Aufenthaltsräume und eine Ladestation für Elektro-Autos könnten das Leben in der Siedlung attraktiv machen. Angesichts des demografischen Wandels seien Container leicht für andere Zwecke umzurüsten, etwa als Flüchtlingsunterkünfte oder Seniorenwohnungen.