„Der kölsche Klang“Dokumentation über Schulchor vom Großen Griechenmarkt begeistert

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Bömmel Lückerath und Hartmut Prieß begleiten den Schulchor bei der Filmpremiere im Odeon-Kino

Bömmel Lückerath und Hartmut Prieß begleiten den Schulchor bei der Filmpremiere im Odeon-Kino

Innenstadt – Die Sängerinnen und Sänger des Schulchores der Hauptschule Großer Griechenmarkt haben schon auf einigen Bühnen gestanden. Vor der großen Leinwand des Odeon-Kinos die kölsche Hymne von der „Kayjass Nummer Null“ zu singen und sich anschließend selbst im Film zu sehen, war eine gänzlich neue Erfahrung. Ein Team um die Filmemacherin Sharmila Deltgen hat den Chor anderthalb Jahre begleitet.

Herausgekommen ist eine sehr beeindruckende Dokumentation, die nicht nur vom besonderen Engagement einer Kölner Schule berichtet. „Schon nach dem ersten Drehtag war uns klar, dass es eine viel weiter gehende Geschichte wird“, so Deltgen. Sie habe einen Film „über die Freunde an der Musik und der kölschen Sprache, über gelebte Toleranz und Offenheit“ machen können.

Premiere im Odeon

Tatsächlich ist ihr noch viel mehr gelungen: Mit viel Respekt und Einfühlungsvermögen porträtiert sie nicht nur einen Chor, sondern Jugendliche, über deren Köpfe hinweg viel diskutiert wird, die aber fast nie selbst zu Wort kommen. Es dauert nicht lange, bis man als Zuschauer die Wertschätzung teilt, mit der sie ihren Hauptpersonen begegnet.

„Der kölsche Klang“ heißt der Film, der im Rahmen der allwöchentlichen kölschen Filmmatinee im Odeon Premiere feierte. Der Verein der Freunde und Förderer der Katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt hat ihn finanziert; dort kann man ihn auch als DVD bekommen. Ob er irgendwann einmal im Fernsehen gezeigt wird, ist noch offen.

Nach der Premiere im rappelvollen Kinosaal waren sich die Besucher einig: Die Dokumentation hat viele Zuschauer verdient. Die Filmemacher begleiten den Chor und seinen Leiter Karl Becker bei Proben und Auftritten im Weißen Holunder, im Domforum, einem Altenheim oder der Philharmonie. Tief bewegend sind die Bilder vom Gesang auf der Intensivstation des Evangelischen Krankenhauses Weyertal. Es ist nicht die einzige Szene, die zu Tränen rührt, weil Bilder, Lieder und junge Sänger Herz und Seele berühren können.

Gelungene Integration im Chor

Wenn am Ende im Abspann eingeblendet wird, was aus den Jugendlichen nach der zehnten Klasse geworden ist, wird jedem klar, dass die Arbeit mit dem Schulchor exemplarisch für Grundsätzliches steht: Wer Kinder und Jugendliche fördert, ihre Begabungen verstärkt, ihnen Selbstvertrauen vermittelt und sie gesellschaftliche Anerkennung erleben lässt, prägt Persönlichkeiten, die selbstbewusst ihren weiteren Lebensweg angehen können. Obwohl es bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz wohl keiner schwerer als ein Hauptschüler hat, haben fast alle Jugendlichen Lehrstellen und gute Arbeit gefunden.

„Es wird viel über Schulformen geredet, aber zu wenig darüber, wie man eine gute Schule macht“, so Becker. „Wat heiß denn, mir sin nur en Hauptschull?“, singen die Jugendlichen. „De Hauptsaach is, mer han en Schull, wo mer all drop stonn.“ Ein Mitsänger sagt im Film, dass die Ferien für ihn eine schlimme Zeit seien, weil er in dieser Zeit nicht mit dem Chor zusammen sein kann.

Die altersübergreifende Gemeinschaft ist auch ein Beispiel für gelungene Integration. Wenn die Jugendlichen selbst davon berichten, schließen sie ihre Musiklehrer ausdrücklich mit ein. „Krass drauf“, sei der Chorleiter Karl Becker, lautet ein Kompliment. Bömmel Lückerath, der mit seinem Kollegen Hartmut Prieß von den Bläck Fööss schon einige Generationen an Chorsängern begleitet hat, sagt: „Von diesen Lehrern bräuchten wir einige mehr.“

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