Ein Verletzer, 1194 VerwarnungenVeranstalter und Ordnungsamt ziehen Bilanz nach Deutzer Kirmes

Lesezeit 3 Minuten
Die Deutzer Kirmes leuchtet in der Abenddämmerung: Im Vorfeld hatte es auch Streitigkeiten um die Stromversorgung gegeben.

Die Deutzer Kirmes leuchtet in der Abenddämmerung: Im Vorfeld hatte es auch Streitigkeiten um die Stromversorgung gegeben.

Wie die Stadt und Deutzer Anwohner die erste Deutzer Kirmes des neuen Veranstalters Wilfried Hoffmann bewerten.

Neun Tage haben sich die Karussells auf der Deutzer Werft gedreht. Mit einem Feuerwerk ging die Osterkirmes am Sonntag zu Ende: Das neue „Deutzer Riesenrad“ zieht nun weiter nach Kassel. Seine Jungfernfahrt feierten die Schausteller mit der Öffnung der Kirmes in Köln, den Namen zur Ehrung des Kölner Veedels mit dem Festplatz am Rhein wird es behalten. 

Zwischen 90.000 und 100.000 Besucherinnen und Besucher kamen laut Veranstalter dieses Jahr zur Kirmes. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Sprecher Hugo Winkels. „Die Ostertage waren schon gut besucht“, sagte er, danach sei es wetterbedingt weniger voll gewesen. Am letzten Wochenende gab es dann mitten im Frühling schon Tage, die wie Sommer wirkten. Die Temperatur von bis zu 25 Grad in Köln kam den 80 Ausstellern zugute: „Samstag und Sonntag waren gigantisch“, sagte Winkels zu dem Abschluss.

Nach neun Tagen Rummel endete die Deutzer Kirmes vergangenen Sonntag mit einem Feuerwerk.

Nach neun Tagen Rummel endete die Deutzer Kirmes vergangenen Sonntag mit einem Feuerwerk.

Die Massen auf der Werft wurden mit Kameras überwacht. In einem Fall habe die Polizei das Material tatsächlich gesichtet, sonst dienten sie der Vorsorge, sagte Winkels. Eine Schlägerei gab es nicht. Aber ein Mitarbeiter des Ordnungsdienstes soll beleidigt worden und durch einen Schlag ins Gesicht leicht verletzt worden sein. Das teilte die Stadt auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Der Ordnungsdienst war jeden Tag vor Ort und achtete besonders auf den Jugendschutz. Die Mitarbeitenden stellten Verwarnungen wegen Rauchens und Konsums von Alkohol aus. Der verletzte Mitarbeiter hat Strafanzeige gestellt.

Alles zum Thema Polizei Köln

Verkehrsüberwachung stellt 1194 Verwarnungen aus, ein Mitarbeiter des Ordnungsdienstes verletzt

Für die Kirmestage war wieder das Viertel an der Siegburger Straße gesperrt. Anwohnende erhielten vorab Parkausweise, auch für ihre Familie und Freunde, die über Ostern zu Besuch kommen wollten. Das Ordnungsamt setzte unter der Woche zwei Mitarbeitende der Verkehrsüberwachung im Bereich der Kirmes ein, am Samstag waren zwei und Sonntag drei Teams im Einsatz. Zwischen dem 2. und 7. April stellten die Mitarbeitenden 1194 Verwarnungen aus, davon 463 allein am Sonntag. Sie stellten 18 Fahrzeuge sicher.

Es war die erste Deutzer Kirmes des neuen Leverkusener Veranstalters Wilfried Hoffmann. Er gewann die Ausschreibung der Stadt für die Oster- und Herbstkirmes 2024. Seine Vorgängerin, die Gemeinschaft Kölner Schausteller (GKS), hatte sie die vergangenen 50 Jahre ausgerichtet und noch während des Aufbaus versucht, sich gegen die Neuvergabe zu wehren. Der Streit mit der Stadt landete vor dem Landgericht, die Stadt bekam in erster Instanz Recht. Ein Großteil der Schausteller kam also dieses Mal nicht aus Köln. Es gab mehrere neue Attraktionen.

Bürgervereinigung Deutz zieht positive Bilanz der Deutzer Kirmes

„Ich habe keinen Unterschied gemerkt“, sagte Georg Klein über die Auswirkungen auf die Anwohnenden. Der Vorsitzende der Bürgervereinigung Deutz sagte, auch das Absperren des Viertels habe gut funktioniert. Anwohnende hatten sich in den vergangenen Jahren erfolgreich gegen die Lautstärke der Kirmes gewehrt. Statt der früheren 16 Kirmestage zu Ostern, gab es schon 2023 nur noch neun sowie ein Betriebsende um 21 Uhr. „Es gibt doch so wenig Feste auf der Deutzer Werft, mit der Kirmes zweimal im Jahr kann ich gut leben“, sagte hingegen Klein. Auch das Ordnungsamt berichtete nur von vereinzelten Meldungen der Anwohnenden.

Im Sommer schreibt die Stadt die Ausrichtung für die kommenden fünf Jahre aus. Hoffmann will weitermachen. Und er hat schon neue Pläne, für deren Umsetzung im Frühjahr die Zeit zu knapp gewesen sei. Während dieser Kirmes zogen Mitarbeitende einen kleinen Müllwagen über die anliegenden Straßen, um nicht nur das Kirmesgelände, sondern auch das Viertel sauber zu halten. Bei dem nächsten Fest im Herbst, das Hoffmann ausrichten wird, soll Plastik zum Beispiel beim Geschirr reduziert werden. Und die Inklusion will der Leverkusener verbessern. In das neue Riesenrad passten schon jetzt Rollstühle. Sein Sprecher kündigte für die nächste Kirmes auch Guides für Blinde an.

KStA abonnieren