Bei der Saisoneröffnung am Kölner Tanzbrunnen setzten Kasalla ein Zeichen gegen Fremdenhass. Auch das Feuerwerk durfte wieder stattfinden.
Kölner TanzbrunnenKasalla singt mit Überraschungsgast gegen Fremdenhass
Als um knapp 19.30 Uhr der sprichwörtliche Vorhang fällt, ist der Jubel im Tanzbrunnen groß. Mit „Home es wo d’r Dom es“ eröffnen Kasalla ihr Konzert zur Saisoneröffnung am Tanzbrunnen. Manch einer dürfte zuvor sorgenvoll den Wetterbericht beobachtet haben, waren doch für Samstag Regen- und Gewitterschauer angesagt. Doch pünktlich zu Beginn fiel kein Tropfen mehr vom Himmel. Schöner hätte es kaum kommen können, der Tanzbrunnen ist dazu rappelvoll. „12.000 Leute sind ein verdammt großes Rudel“, freut sich Kasalla-Frontmann Bastian Campmann. Seine gesungene Frage aus „Rudeldiere“ „Ist da einer?“ beantwortet die feiernde und tanzende Masse bis in die hinteren Reihen mit einem „Wir sind viele“ – viele, und laut.
Planschemalöör und Rapper Eko Fresh auf der Bühne mit Kasalla
Das große Publikum nutzen Kasalla nicht nur um gute Stimmung via Kölschrock unter die Leute zu bringen, sondern auch für politische Botschaften. Dafür holen sie sich zu „Jröne Papageie“ als Überraschungsgast Rapper Eko Fresh auf die Bühne, der gleich noch für mit „Quotentürke“ – so der Titel seines Songs – bleibt. Auch die Vorband Planschemalöör unterstütze Kasalla noch einmal mit einer Zugabe.
Sänger Juri Rother erzählt von den Anfängen der Band, als sie in einer Kneipe spielen wollten, und der Köbes ihn „lobte“, dass so „jemand wie er“ kölsche Musik spiele. „Das fühlte sich so seltsam an“, sagt Rother. „Es ist doch scheißegal, wo du herkommst“, ruft er unter Jubel und stimmt „Heimat“ an.
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Prominente und Politiker im VIP-Zelt am Tanzbrunnen
Szenenwechsel: Am Bühnenbereich vorbei, vor dem Staatenhaus, hat Kölnkongress-Chef Ralf Nüsser einen großzügigen VIP-Bereich aufbauen lassen. In mehreren Zelten versammeln sich geladene Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Sport, Medien und Unterhaltung, die sich vor dem Konzert bei Antipasti und einem Grill-Buffet stärken. Es hat ein bisschen was von einem Klassentreffen. Umso größer die Wiedersehensfreude bei so manch unerwarteter Zusammenkunft.
Alt-OB Jürgen Roters trifft auf seine Nachfolgerin Henriette Reker, die sich unter anderem mit Stadtdirektorin Andrea Blome, Bürgermeistern, Dezernenten sowie mehreren Fraktionschefs der Kölner Ratsparteien mit Blick auf die Open-Air-Bühne tummelt. Nicht nur um Sport geht es bei den Gesprächen von Sportstätten-Chef Lutz Wingerath und Lanxess-Arena-Boss Stefan Löcher.
Auch Karnevals-Legende Ludwig Sebus ist beim Tanzbrunnen-Saisonstart dabei
Außerdem dabei sind Ex-Viktoria-Köln-Präsident Günter Pütz, Ulrich S. Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, Ex-Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, RTL-Moderatorin Claudia Hassel, Ex-NRW-Innenminister Ingo Wolf, Horst Müller, Agentur-Chef und Strippenzieher im Karneval, Gaffel-Marketing-Chef Thomas Deloy sowie der langjährige Kölnkongress-Geschäftsführer Bernhard Conin. An Ralf Nüsser gerichtet, meint er nur: „Mein Nachfolger macht das super. Und ich kann jetzt einfach nur genießen.“
Gefragtester Gast des Abends ist der Älteste unter allen Geladenen: Karnevals-Legende Ludwig Sebus. Der 97 Jahre alte Sänger zeigt sich wie immer bester Laune, schüttelte unzählige Hände und genoss die zahlreichen Umarmungen – bis ihn seine Begleitung und Haushälterin Inge Hellwig streng ermahnt: „Nun hol’ Dir doch auch mal was zu essen.“ Gesagt, getan – wenig später strahlt die neue Hänneschen-Intendantin Mareike Marx an seiner Seite: Sebus hatte ihr soeben per Handschlag die Zusage für ein Engagement in naher Zukunft gegeben. Auf die Frage, um welches es sich genau handelt, meint Sebus nur augenzwinkernd: „Jung, du musst nicht alles wissen…“
Kein Platz für Rassismus bei Kasalla und Eko Fresh
Zurück im Getümmel des Konzerts. Auf den LED-Wänden leuchten zu „Fleisch un Bloot“ die Schriftzüge von „Arsch huh – zäng usseinander“ und „FCK AFD“ auf. Musik ist eben immer auch Politik, und die Zuschauer stimmen der klaren Botschaft lauthals zu. Fremdenhass hat hier keinen Platz. Auch der Klimawandel findet seinen Platz: Und zwar in „Köllefornia“, das, so Campmann, viel schneller Realität zu werden scheint als im Releasejahr 2012 gedacht. „Em Meer versunke: Düsseldorf, Paris un Amsterdam“, heißt es, aber immerhin: „dofür fährt die 13 jetz treck am Meer entlang.“
Besonders groß ist die allgemeine Freude im Publikum aber, als Kasalla die ersten Töne von „Pirate“ anspielen. Jetzt singen wirklich alle mit, auch die vielen Kinder, die tanzend auf den Schultern ihrer Eltern sitzen. Die Fans und die Band beweisen so einiges an Ausdauer – zweieinhalb Stunden dauert das Konzert, das Kasalla mit der dritten Zugabe „Sing mich noh hus“ um 22 Uhr beenden. Im Tanzbrunnen wenden sich die Blicke der 12.000 andächtig nach oben: In diesem Jahr wird der Abend endlich wieder mit einem spektakulären Höhenfeuerwerk beendet.