Nur noch zwei statt vier Spuren?Lanxess-Arena-Chef macht Stadt Köln Vorschläge zur Gummersbacher Straße

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Blick von oben auf die Gummersbacher Straße an der Lanxess-Arena.

Die Gummersbacher Straße soll von vierspurig auf zweispurig zurückgebaut werden.

Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher mischt sich weiter in die Kölner Verkehrspolitik ein. Grund ist seine Sorge vor einer Umgestaltung der Gummersbacher Straße.

Auf der Gummersbacher Straße soll es nach Plänen der Stadt bald nur noch zwei statt vier Autospuren geben soll, damit Radfahrer mehr Platz haben. Nachdem Löcher im November vor einer Insolvenz der Arena warnte, weil Zuschauer so nicht mehr ohne Verkehrschaos in die und aus der Arena kommen würden, und die geplanten Maßnahmen damals bloß kritisierte, präsentiert er nun Lösungsvorschläge und mögliche Kompromisse.

Der erste Vorschlag: Eine grundsätzliche Einschränkung des Autoverkehrs im Sinne der Stadt, die bloß an etwa 50 Abenden pro Jahr eingeschränkt wird. Denn so viele Großevents werden in der Lanxess Arena ausgerichtet, für kleinere Veranstaltungen ist die Zweispurigkeit der Zufahrtstraße aus Sicht von Löcher nicht zwingend notwendig.

Arena-Chef schlägt Stadt Köln geeignetes Modell vor

So könnte die neue Radspur „95 Prozent der Zeit uneingeschränkt genutzt werden“, betont Löcher gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Lediglich in der restlichen Zeit müssten Radfahrerinnen und Radfahrer demnach mit einer entsprechenden Lichtsignalanlage eingeschränkt werden, Löcher schlägt der Verwaltung sogar ein geeignetes Modell vor.

Als zweite Variante schlägt Löcher vor, statt zweier Radstreifen einen breiten Radweg zu installieren, der zweispurig befahren werden kann. So bliebe Löcher zwar nur eine Spur im Abflussverkehr, zwei Spuren würden aber weiterhin in Richtung Arena führen. Er erwarte mit dieser Lösung mit Blick auf Gäste, die die Halle wieder verlassen, „starke Herausforderungen, die man aber durch eine Umprogrammierung der Ampelanlage zumindest etwas entschärfen könnte.“ Er betont, die Lösung werde nicht nur in anderen Städten, sondern „bereits jetzt völlig unproblematisch an der Rheinpromenade gelebt, hier sogar noch im Kombination mit dem Fußgängerweg". Auch auf der Ostheimer Straße habe diese Variante „nie zu einer erhöhten Unfallgefahr geführt“.

Stadt Köln ist bereit für Gespräche

Löcher skizziert für den Fall, dass die Fahrbahn wie aktuell geplant auf zwei Spuren reduziert wird, ein Schreckensszenario: Mehr Wildparker, Anzeigen wegen Freiheitsberaubung durch Gäste, die die Arena nicht pünktlich verlassen können, fehlende Fluchtmöglichkeiten im Brandfall und mögliche Schadensersatzansprüche durch Veranstalter und Kunden würden Arena und Stadt drohen, fürchtet er. Die neuen Vorschläge seien „aus unserer Sicht sowohl partnerschaftlich als auch für alle Seiten praktikabel“, die Geschäftsgrundlage seines Hauses könne so erhalten bleiben.

Die Stadt goutiert den konstruktiven Ton, den Löcher neuerdings anschlägt, offenbar: „Die durch Herrn Löcher ins Spiel gebrachten Vorschläge für das Erreichen von Verbesserungen für den Radverkehr auf der Gummersbacher Straße werden durch die Verwaltung geprüft“, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. In einem geplanten Kolloquium am 20. Dezember wollen sich Politik, Verwaltung und Geschäftsführung der Arena über diese und weitere Vorschläge austauschen.

Kölner Anwohner drängen auf Radweg ohne Kompromisse

In dieser Auseinandersetzung dürften auch die Ansichten von Anwohnerinnen und Anwohnern vorkommen, von denen nicht wenige auf die schnelle Umsetzung moderner Radwege drängen. „Seit Jahren warten Radfahrende aus Mülheim, Kalk und Bergisch-Gladbach darauf, dass auf der Gummersbacher Straße endlich eine sichere Fahrradinfrastruktur entsteht“, sagt Marek Fritsche, der für die Bürgerinitiative „Buchforst Mobil“ spricht.

Seit sechs Jahren warte man auf die Umsetzung des Beschlusses von 2016, auf der Gummersbacher Straße Radverkehrsinfrastruktur zu schaffen. Aus Sicht der Initiative besteht aktuell eine Gefahrenlage für Radfahrer: Selbst für Kinder ab zehn Jahren sei es Pflicht, mit dem Rad über die vier Autospuren zu fahren. Viele Rechtsabbieger von der Straße des 17. Juni „wären schon überfahren worden“, so Fritsche, wenn sie nicht freiwillig auf ihre Vorfahrt verzichtet hätten. Auch Parkplätze am Straßenrand, wegen denen Radfahrer auf die schnelle linke Spur ausweichen müssen, seien eine „große Gefahr“.

Zudem gebe es für die Radroute in Richtung Innenstadt keine Alternative zur Gummersbacher Straße, während Autos mit wenigen Minuten Umweg laut Fritsche über umliegende Straßen zur Arena gelangen könnten. „Schließlich darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Arena nicht nur aus allen Himmelsrichtungen so oder so über die Autobahn erreichbar ist, sondern perfekt mit dem ÖPNV und Fernverkehr per Bahn erreichbar ist“, so Fritsche weiter. Aus Sicht von Löcher zählt dieses Argument nicht ganz: Der Deutzer Bahnhof sei nicht barrierefrei. Die Entscheidung zur Zukunft der Gummersbacher Straße fällt im Frühjahr 2023. Stadt und Politik stehen vor der Herausforderung, entgegenstehende Interessen abzuwägen.

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