Auch viele Familien fanden den Weg an den Rhein, um beim „Rhine Clean Up Day“ Plastikflaschen, Zigaretten, Nasenspray-Flaschen oder tote Möwen einzusammeln.
„Alle Tüten sind krass voll“Hunderte Kölner beteiligen sich am „Rhine Clean Up Day“
In seiner linken Hand hält Christian Stock eine tote Möwe. Eine dicke Angelschnur aus Plastik ist eng um den Kadaver gewickelt. Die Möwe hat sich wohl an der Schnur stranguliert. „Genau das ist der Grund, warum wir das hier machen“, sagt Stock und hält die Möwe wie zum Beweis in die Luft. In seiner rechten Hand hält er eine Kreditkarte und eine alte Festplatte, die ebenfalls am Rheinufer gefunden wurden. Hinter ihm türmen sich bereits dutzende, orange Müllsäcke, die sorgsam mit einer Kofferwaage abgewogen werden.
Die Organisation „Rhine Clean Up“ hatte an mehr als 30 Standorten entlang des Rheins zum kollektiven Aufräumen gerufen. Bundesweit beteiligten sich laut die Veranstalter rund 40.000 Freiwillige. Kölns Müllsammelgruppe die „Krake“ hat sich den Uferabschnitt entlang des Jugendparks in Deutz ausgesucht. Christian Stock, Gründer des Vereins, freut sich über 300 Menschen, die bei bestem Wetter gekommen sind, um für Ordnung zu sorgen, darunter auch viele Familien.
„Manchmal wird man schief angeschaut“
„Wenn man alleine Müllsammeln geht, wird man manchmal schief angeschaut“, erzählt Yves, während er mit seiner Müllzange nach einer zerknautschen Plastikflasche kneift, die sich an der Uferböschung verheddert hat. Deswegen sind organisierte Aktionen wie diese so toll, ergänzt er. Der Lindenthaler ist mit seinem achtjährigen Sohn Fabian zum zweiten Mal beim „Rhine Clean Up Day“ dabei. Zusammen sammeln sie aber auch auf Spielplätzen und Parks in ihrer Nachbarschaft. Dort falle ihm auf, dass immer mehr E-Zigaretten und Lachgaskartuschen liegengelassen werden.
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Mit Flip-Flops, Uno-Karten, Nasenspray-Fläschchen, Reisekoffern und vielen, vielen Zigarettenstummeln und Glasscherben erweitert sich die Sammlung der Helfer und Helferinnen über den Vormittag aber schnell um weitere unerwünschte Exponate. Der Uferbereich wird sorgfältig durchkämmt, und auch am angrenzenden Jugendpark sammeln die Freiwilligen fleißig. Eine Radfahrerin sagt erstaunt zu ihrer Begleitung: „Guck mal, alle Tüten sind krass voll!“.
Allein in Köln 1,5 Tonnen Müll gesammelt
Mit gleich drei Generationen sammelt die Familie von Aurora. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern, ihrem Mann und der Schwiegermutter sucht sie unter der Zoobrücke nach Unrat. Sie verbinden Familienausflug und Umweltbildung: „Hiermit können wir die Basis für unsere Zukunft legen“, sagt sie und zeigt auf ihren Sohn und ihre Tochter.
Dass er mal mit so vielen Menschen gemeinsam Müll sammeln würde, damit hätte Christian Stock wohl nicht gerechnet, als er vor neun Jahren die Krake gegründet hat. Mittlerweile zählt die größte Müllsammelgruppe Kölns etwa 360 Mitglieder und ruft regelmäßig zu Aktionen auf. „Gemeinsam macht es einfach mehr Spaß“, sagt der 43-Jährige, der eigentlich Schauspieler ist. Und je mehr Menschen mit anpacken, desto mehr Unrat kann auch entfernt werden.
So dauert es nicht einmal vier Stunden, da ist der anfängliche Haufen, zu einem stattlichen Berg aus orangen Müllsäcken angewachsen, die von der AWB zur Verfügung gestellt wurden. Etwa 1,5 Tonnen wurden allein an diesem Uferabschnitt gesammelt, in der ganzen Aktion waren es bundesweit rund 300 Tonnen, wie die Organisation „Rhine Clean Up“ am Abend bekannt gab.