Satirischer WochenrückblickKöln hat einfach nur Esch gehabt

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
29.02.2024, Köln: Das Stadthaus Deutz beherbertgt das Technische Rathaus der Stadt Köln. Das Gebäude ist ein Sanierungsfall, aber die Stadt ist hier nur Mieter. Die Zukunft der Liegenschaft ist offen. Foto: Uwe Weiser

Das Stadthaus Deutz beherbergt das Technische Rathaus der Stadt Köln. Das Gebäude ist ein Sanierungsfall, aber die Stadt ist hier nur Mieter. Die Zukunft der Liegenschaft ist offen. Foto: Uwe Weiser

Warum die Stadt Köln den Deal um den Bau des Stadthauses in Deutz nach einem Vierteljahrhundert bitter bereuen dürfte.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich habe mich in all den Jahren, seit das Stadthaus in Deutz steht, hin und wieder gefragt, warum der riesige Kasten in gewissen Kreisen den hässlichen Begriff „Mantelbebauung“ trägt. Bestimmt nicht, weil er sich so eng an die Arena schmiegt oder es einem angesichts der architektonischen Meisterleistung warm ums Herz wird.

Jetzt weiß ich es. Weil dieser Mantel für die Investoren auch nach mehr als 25 Jahren immer noch schön kuschelig ist und keinerlei Abnutzungserscheinungen erkennt lässt. Und das auch nur, weil diejenigen, die das Projekt vor knapp 30 Jahren vorangetrieben haben, alles andere als Wohltäter und bestimmt nicht gewillt waren, ihren schönen Mantel wie St. Martin mit der Bedürftigen zu teilen. Im Gegenteil. Sie haben sie ausgenommen wie eine Martinsgans.

Eigentum verpflichtet!

Die Bedürftige hieß und heißt Stadt Köln und war damals so naiv zu glauben, sie bekomme nicht nur eine wunderschöne neue Mehrzweckhalle, sondern ein neues Rathaus noch obendrauf, für das sie 30 Jahre lang eine Wuchermiete zahlt und es danach zu einem festgelegten Restwert übernehmen kann. So einen Mieter muss man erstmal finden.

Peter Berger

Peter Berger

Chefreporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jahrgang 1959, Schwerpunkte NRW, Verkehrsinfrastruktur, öffentlicher Nahverkehr und Verkehrswende, Kohleausstieg und Energiewende. Seit 2001 beim KStA, zuvor ...

mehr

Bei so viel Großzügigkeit der Geldgeber, einer Immobilienholding namens Oppenheim-Esch, die vorher kaum jemand kannte, hat die Stadt Köln beim Kleingedruckten im Mietvertrag nicht mehr so genau hingeschaut und deshalb nicht gecheckt, dass die riesige Eingangshalle als Bürofläche ungeeignet ist, aber trotzdem als solche bezahlt werden muss.

Dass der Mieter für sämtliche anfallende Reparaturen der gesamten Bürofabrik verantwortlich ist, erschien ihr auch selbstverständlich. Ist doch klar: Eigentum verpflichtet! Ein Anruf beim Mieterverein hätte genügt, um zu erfahren, dass das nicht den normalen Gepflogenheiten entspricht.

Aber was soll’s? Irgendwann gehört das alles uns. Das haben zumindest die Politiker geglaubt und wundern sich jetzt, dass der Mieter Stadt Köln gar kein Vorkaufsrecht für diesen gepflegten Mantel besitzt. Und jetzt gucken sich in der Stadtverwaltung alle an und jammern: Wat han se bloß met uns jemaat?

Nichts. Köln hat einfach nur Esch gehabt.

KStA abonnieren