Hansaring in KölnStadt will gegen zentimeterdicken Taubenkot vorgehen

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Taubenpaare verbringen viel Zeit miteinander.

Taubenpaare verbringen viel Zeit miteinander.

Innenstadt – Regelmäßigen Nutzern der U-Bahnhaltestelle Hansaring ist die Ecke am Abgang zu den Gleisen vertraut, in der sich weißer Taubenkot zentimeterdick schichtet. Unansehnlich wäre in diesem Fall eine zurückhaltende Beschreibung der Situation. Das städtische Umweltamt und die Kölner Arbeitsgruppe gegen die Stadttaubenproblematik haben deshalb beschlossen, bis Ende des Jahres gegenüber dem Hansa-Gymnasium ein Taubenhaus aufzustellen. Die Tiere sollen ihre Brutaktivitäten dorthin verlagern. So können die Mitarbeiter ihre Eier problemlos gegen Attrappen austauschen. Auf diese Weise soll die Population reduziert werden, ohne einer einzigen Taube Leid anzutun.

Taubenhaus am Ubierring 1991

Taubenhaus am Ubierring 1991

Voraussichtlich wird ein Container zum Taubenschlag umfunktioniert, der mit einer Fläche von 20 Quadratmetern äußerst großzügig bemessen sein soll. Das hat den Hintergrund, dass die Tiere ihre neue Behausung möglichst oft benutzen sollen. „Taubenpaare verbringen besonders während des Brütens sehr viel Zeit miteinander“, sagt Gwendolin Wonneberger, Vorsitzende des Vereins Kölner Arbeitsgruppe gegen die Stadttaubenproblematik. So würde sich auch das Koten von der Haltestelle in das Taubenhaus verlagern.

Schlechtes Futter macht die Tiere krank

Darüber hinaus werden die Vögel dort mit artgerechtem Futter versorgt, was auch Auswirkungen auf die Konsistenz ihrer Hinterlassenschaften hat. Die als besonders störend empfundene Zusammensetzung entsteht laut Wonneberger nur bei falscher Ernährung und bei Hunger. „Tauben fressen eigentlich nur Körner, auf der Straße ist es dann aber eben auch mal ein Stück heruntergefallene Currywurst“, sagt die Expertin. Das schlechte Futter sorge dafür, dass die Tiere krank werden. Die Taubenhäuser dienen also sowohl dem Zweck der Geburtenkontrolle als auch der Gesundheit der Vögel.

Die Dombauverwaltung setzt in den beiden Türmen der Kathedrale bereits seit Jahren auf künstliche Nistplätze und tauscht die Eier gegen Attrappen aus. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Sprecher Matthias Deml. Die Population rund um den Dom sei zurückgegangen. Tauben haben seit langer Zeit einen schlechten Leumund. Ihr Kot steht im Verdacht, gesundheitsgefährdend zu sein und Beton zu zerfressen.

Großzügiger Taubenschlag in Berlin als Vorbild

Großzügiger Taubenschlag in Berlin als Vorbild

Rund 150 Tauben leben am Hansaring

Beide Annahmen treffen laut des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin jedoch nur in ganz bestimmten Fällen zu. Das Risiko einer menschlichen Infektion durch Kontakt mit freilebenden Tauben sei nicht höher einzustufen als das Risiko einer Infektion durch den Kontakt mit Zuchttauben, Heim- oder Ziervögeln. Das sei nur dann anders, wenn aufgrund einer Massierung von Tauben verwahrloste Nistplätze und Kotansammlungen in der Nähe von Menschen entstehen.

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Wonneberger schätzt den Bestand freilebender Tauben in Köln auf etwa 10.000 – 2.000 davon sollen sich dauerhaft in der Innenstadt aufhalten. Die Kolonie am Hansaring bestehe aus etwa 150 Vögeln. Es handele sich um die Nachkommen von Brief- und Hochzeitstauben, die nicht mehr nach Hause gefunden hätten und nicht um Wildtiere. Daher seien sie Menschen gegenüber auch nicht scheu.

Taubendreck an der U-Bahn-Station Hansaring

Taubendreck an der U-Bahn-Station Hansaring

Wonnebergers Verein wird das Taubenhaus am Hansaring betreuen. Zwei Pfleger sollen dort regelmäßig den Kot entfernen und für frisches Futter und Wasser sorgen. Bis Ende des Jahres soll das Projekt starten. „Wir wollen das exemplarisch testen und im Erfolgsfall ausweiten“, sagt Konrad Peschen, Leiter des Umweltamts. Möglicherweise käme Porz als zweiter Standort infrage.

1990 hatte die Stadt am Ebertplatz, am Ubierring sowie am Rathenauplatz schon einmal Taubenhäuser aufgestellt. Die Tiere verschmähten sie damals jedoch, weshalb sie wieder aus dem Stadtbild verschwanden. „Das lag daran, dass die Türme nur mit einer Leiter zu erreichen und schwierig zu pflegen waren“, so Peschen. Außerdem hatten die Vögel darin viel zu wenig Platz.

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