Zum Geburtstag sammelten die Spillmanngasser Junge für die Kölner Berg-Eimermacher-Bethanien-Stiftung und demonstrierten für Brauchtum.
Kölner SüdstadtSpillmannsgasser Junge feiern 70. Geburtstag

Auch beim Schull- un Veedelszöch feierten die Spillmannsgasser Junge ihr Jubiläum.
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Am Anfang der Spielmannsgasse an der Mauer steht er und sieht recht unspektakulär aus. Es ist der Stein, über den die Pänz aus der Südstadt früher spielerisch sprangen. Noch heute ist er Teil des Wappens der Spillmannsgasser Junge e.V. Die Abbildung zeigt einen Jungen, der über den Stein einen Bocksprung macht. Er repräsentiert die Geschichte des Vereins zur Erhaltung kölnischen Brauchtums, der dieses Jahren sein 70-jähriges Bestehen feiert.
In Erinnerung an seine schöne Jugendzeit in der Spulmannsgasse, wie sie früher hieß, kam Alois Ulderich, der bekannte Boxsportler, auf den Gedanken, die ehemaligen Mädchen und Jungen aus der Spulmannsgasse zusammenzurufen. Etwa 150 ehemalige Spulmannsgässer kamen zusammen und teilten Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse. Daraufhin beschlossen sie, sich jeden ersten Samstag im Monat zu treffen und einen ersten Verein zu gründen, der sich jedoch aufgrund von Uneinigkeiten trennte.

v.l.: Hans-Josef Zweigart-Stolzenwald, Vereinsvorsitzender Spillmannsgasser Junge, und Dieter Eimermacher, Gründer und Kuratoriumsvorsitzender der Berg-Eimermacher-Bethanien-Stiftung.
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Veedelsverein in der Südstadt: Spillmannsgasser Jungen feiert 70-jähriges Bestehen
Heinrich Hansmann und Adolf Edeling gründeten dann schließlich im März 1955 in der Gaststätte Lob in der Waisenhausgasse den Kölner Veedelsverein „Spillmannsgasser Junge e.V.“. Ziel des Vereins sollte die Pflege kölnischen Brauchtums, Kölner Kultur und Mundart sein. Offen war er trotz seines Namens schon damals für Männer und Frauen, alle, die interessiert waren. Als erster Vorsitzender wurde Hein Pauli gewählt, er unterstützt noch heute als „Ahle Präses“ den Verein.
Seither orgnisiert der Verein immer wieder Veranstaltungen in der Südstadt, so unter anderem zu Karneval, Nikolaus und Weihnachten und von Anfang an einmal im Jahr ein Seniorentreffen. „Da kommen immer ungefähr 150 Senioren zusammen, für sie ist alles kostenlos und das ist jedes Mal eine super tolle Sache“, sagt Vereinsvorsitzender Hans-Josef Zweigart-Stolzenwald. Darüber hinaus trifft sich der Verein einmal im Monat zur Mitgliederversammlung, bis 2017 gab es noch jährlich die Veedelskirmes mit großem Feuerwerk.
„Die mussten wir leider einstellen, weil wir das personell einfach nicht mehr stämmen können“, sagt Zweigart-Stolzenwald. Zu Hochzeiten hatte der Verein über 500 Mitglieder, mittlerweile sind es gut 60. „Wir haben ein großes Nachwuchsproblem“, sagt der Vorsitzende, „damit sind wir ja bei weitem nicht die einzigen“. Zweigart-Stolzenwald habe das Gefühl, dass kölsches Brauchtum aussterbe. Gerade dem möchten er und der Verein entgegenwirken.

1955 gründete sich der Verein in der Südstadt. Schon 1957 nahm er am Schull- un Veedelszöch teil.
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Köln-Südstadt: Spillmannsgasser Junge setzen sich für den Erhalt des Brauchtums ein
„Kölsche Sproch, kölsche Mentalität und kölsche Lieder sind das schönste und das wollen wir beibehalten“, erklärt er, „es gehört einfach zu Köln dazu“. Er sei damit aufgewachsen und wünsche sich, dass sie weitergetragen wird. Bei den Veranstaltungen spreche er deshalb Kölsch, habe aber auch nie ein Problem damit, für Menschen zu übersetzen, denen die Sprache weniger vertraut ist. Immerhin sei in dem Verein jede und jeder willkommen. Auch deshalb haben die Mitglieder den Anspruch, Veranstaltungen bezahlbar zu gestalten.
Außerdem wolle der Verein immer auch Gutes tun, erzählt Zweigart-Stolzenwald. So gebe es immer wieder Benefiz-Events. Und auch zum 70. Geburtstag gab es eine Benefizveranstaltung. Ende April zogen die Spillmanngasser Junge durch die Südstadt, demonstrierten für den Erhalt des Brauchtums und trafen sich danach zur Jubel-Feier im Pfarrsaal St. Severin. Dabei sammelten sie Spenden für die Kölner Berg-Eimermacher-Bethanien-Stiftung.
Die Stiftung unterstützt ehemalige Bethanien-Kinder, also Kinder, die in Kinderdörfern aufgewachsen sind und danach ins Leben geworfen werden. „Die Einrichtungen werden finanziell unterstützt, aber den Jugendlichen und Erwachsenen, die sie verlassen, haben dann kein finanzielles Polster“, erklärt Dieter Eimermacher, Gründer und Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, „und da setzen wir an und geben unbürokratische Hilfe“. Seit Gründung 2019 habe die Stiftung bereits über 100.000 Euro für hilfsbedürftige Menschen ausgegeben.
Mit dem gesammelten Geld von der Benefizveranstaltung können sie das weiter tun. „Es war ein tolles Ereignis und ein super Ergebnis für die Stiftung“, sagt Eimermacher. Die Stimmung sei fantastisch gewesen und sie hätten mit dem Umzug für ordentlich Aufsehen gesorgt. „Da habe ich zwar wieder gemerkt, dass die Kölsche Sproch ausstirbt und die Leute damit nicht vertraut sind“, sagt Zweigart-Stolzenwald, „aber wir haben sie mit Liedern ins Veedel getragen, und viele haben mitgesungen und getanzt“.