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Neues Hotel in der InnenstadtKölner Studierende können zur Miete wohnen

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Tante Almas Hotel 1

Blick in den „Wohnzimmer“ genannten Aufenthaltsraum mit Stickbildern und Häkeldecken 

Köln – Hoteleröffnungen sind in Corona-Zeiten eher die Ausnahme und schon deshalb mitteilenswert. Im Fall des neuesten Kölner Gästehauses gibt es jedoch weitere Besonderheiten: Es wurde dafür nicht ein einziges neues Bett angeschafft.

Statt dessen hat man den gesamten Ebay-Markt nach alten Häkeldecken durchforstet und alles gekauft, was zu kriegen war. Ohne Reminiszenzen an die gute alte Zeit geht in „Tante Alma's Hotel Lasthaus am Ring" nämlich gar nichts.

Beim Betreten des Wohnzimmers ist das Auge hin und hergerissen zwischen Cocktailsesseln und Samt-Canape; zwischen Lampenschirmen aus Plisseefalten und Goldbordüren und alten Nähkäschen auf dem gut erhaltenen Parkett; zwischen gestickten Blumen-Stilleben an der Wand, einer Porzellan-Hundemeute auf der Marmorfensterbank, einer ebenso großen Anzahl an Topforchideen, Teekannen mit Streublümchendekor, Brokatkissen und Dekotellern in der antiken Vitrine.

Altes Mobiliar des Hotelier-Ehepaars Lasthaus 

Ein Großteil des Mobiliars stammt noch von Hans Lasthaus und seiner Frau Monika, die das Drei-Sterne-Hotel am Ring nach dem Tod ihres Mannes noch bis Ende 2020 geführt hat. Zu dieser Zeit hatte Professor Stephan Gerhard, einer der Mit-Initiatoren der 25-Hours-Hotelkette, gemeinsam mit ein paar anderen innovativ denkenden Menschen seiner Solutions Holding GmbH bereits ein Konzept für eine neue Art von Hotel geschmiedet.

Ausgehend von dem Gedanken, dass es für junge Menschen in der Großstadt heutzutage oft leichter ist, einen Studienplatz als eine Bude mit Bett  zu finden, wurde die Geschichte eines Studenten ersonnen, der sich in der Not seiner alten Tante Alma erinnert, die schon viel zu lange allein über Perser und Parkett ihrer großen Wohnung schleicht.

Einzelzimmer ab 650 Euro im Monat

Die Story wurde weiterentwickelt: vom Kaffeekränzchen mit Filterkaffee und selbst gebackenem Blechkuchen, den die imaginäre Tante Alma immer um Punkt 16 Uhr serviert haben möchte, über den morgendlichen Frühsport bis hin zu einer weiteren Gemeinschaftsveranstaltung im „Wohnzimmer“ genannten Gruppenraum: dem gemeinschaftlichen „Tatort“-Gucken am Sonntagabend.

Tante Alma's Hotel im Lasthaus verfügt über 45 Zimmer. Die Hälfte haben eine hotelübliche Drei-Sterne-Ausstattung; bei den übrigen wurde das Nostalgie-Konzept mit Stickbildern an den Wänden, Deko-Kissen mit Mopsgesichtern, Häkeldecken, und Himbeerdrops durchkomponiert.

Zehn der Zimmer werden nach Angaben von Geschäftsführer Marc Schlieper für Studenten reserviert, die dort ab einem Monatspreis von 650 Euro im Einzelzimmer bis zu einem halben Jahr bleiben dürfen. Der Übernachtungspreis für Touristen, die irgendwann hoffentlich auch wieder kommen dürfen, liegt bei 79 Euro im Einzelzimmer.

Nach Köln folgen Bonn, Mannheim und München

Das neben dem Filmpalast gelegene Hotel wurde zwar erst am gestrigen Mittwoch eröffnet, Übernachtungsgäste gibt es dort jedoch schon seit knapp einem Monat. Luis aus München, der an der Sporthochschule eingeschrieben ist, ist einer von derzeit sieben Langzeit-Studenten im Haus.

Der Preis sei gemessen an manch einem WG-Angebot „völlig okay“, sagt der junge Mann, dem die nostalgische Ausstattung des Hauses gut gefällt.

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Tante Alma mag in der erdachten Geschichte zwar eine alleinstehende alte Dame sein, in der Realität pflanzt sie sich gerade munter fort: Außer einem gerade fertig gewordenen Tante-Alma-Ableger in Bonn, wo nach Worten von Gerhard das Thema „Hippie-Zeit“ gespielt wird, entstehen gerade zwei weitere Häuser in Mannheim und München. Weitere sollen folgen.

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