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Bilanz 2020Wie sehr hat Corona dem Tourismus in Köln geschadet?

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Touristenbus Köln

Köln-Besucher im Sommer 2020 an Bord eines Touristenbusses

Köln – Reisebeschränkungen, Beherbergungsverbot, geschlossene Museen und Attraktionen – der Tourismus in Köln ist im Jahr 2020 durch die Corona-Pandemie hart getroffen worden. Es gab 1,44 Millionen Ankünfte und 2,56 Millionen Übernachtungen – das ist ein Rückgang um jeweils rund 62 Prozent im Vergleich zu 2019.

„Die Einbrüche im Tourismus sind drastisch und die Auswirkungen auf die gesamte Branche extrem. Dennoch hätte es für Köln noch schlimmer ausfallen können“, sagte Jürgen Amann, Geschäftsführer der Köln-Tourismus GmbH, bei der digitalen Bilanz-Pressekonferenz.

Dass der Rückgang im Jahresdurchschnitt nicht noch drastischer ausfiel, liegt vor allem an den sehr guten Zahlen der ersten beiden Monate – der Februar war der beste aller Zeiten – und dem kleinen Hoch in den vier Sommermonaten zwischen den beiden Lockdowns.

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„Wir haben gleich im ersten Lockdown dafür gesorgt, präsent zu bleiben. In der Zeit der Lockerungen über die Sommermonate hat sich dies ausgezahlt, wir konnten viele Freizeitgäste aus dem Umland und den Nachbarländern nach Köln zu locken.“

Dementsprechend hat sich die Gästestruktur 2020 verändert. Normalerweise sind zwei Drittel der Köln-Besucher Geschäftsreisende. Die fielen nun fast komplett weg, weil keine Messen und Kongresse stattfanden. Auch viele internationale Gäste, die normalerweise ein Drittel stellen, konnten wegen der Reisebeschränkungen nicht kommen. Stattdessen kamen nun vor allem Besucher aus Deutschland – und die blieben mit durchschnittlich 1,8 Tagen auch länger.

Amerikaner größte ausländische Gästegruppe

Während Köln in normalen Zeiten vor allem bei Niederländern und Briten beliebt ist, bildeten 2020 untypischerweise die US-Amerikaner die größte Besuchergruppe. „Wir haben lange gerätselt, warum“, sagte Amann. Die Erklärung ist so einfach wie überraschend: Es sind die Mitarbeiter der großen US-Frachtflugfirmen wie Fed Ex, die auf dem Flughafen Köln-Bonn starten und landen.

„Wir müssen realistisch sein, auch in 2021 werden wir weiterhin Krisenmanagement betreiben. Wir haben da aber eine gewisse Resilienz und werden das meistern. Köln ist nach Hamburg und München die stärkste Stadtmarke Deutschlands“, so Amann. Köln-Tourismus werde das „Recovery“-Programm fortführen, das 2020 mit Promi-Videoclips, einem Fotowettbewerb und kostenlosen Stadtführungen begonnen wurde. Hinzu kommen werden unter anderem ein Podcast und digitale Stadtführungen.

Medizintourismus als neues Feld

Außerdem werden die Zielgruppen und ihre Bedürfnisse erforscht. Klassische Geschäftsreisen werde es so nicht mehr geben. Ein neues Feld könnte dagegen der Medizintourismus sein. „Ich denke, da haben wir mit unseren Kliniken und Fachleuten ein gutes Potenzial.“

2021 sei ein Jahr des Übergangs, die Besucherzahlen würden erst einmal auf dem jetzigen Level bleiben. „Wir gehen davon aus, dass sich der Tourismus nach Köln konzentrisch entwickeln und erholen wird, zunächst aus der Region und aus Deutschland, dann aus den Nachbarmärkten wie den Niederlanden und Belgien.“ Ein Post-Lockdown-Angebot der Kölner Hotellerie, Gastronomie und der anderen Partner ist bereits zusammengestellt und kann je nach den politischen Entscheidungen zu Lockerungen sofort Online gehen.

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Möglicherweise, so Amann, werde die Nachfrage nach hochwertigen Angeboten wie Luxushotels und feinen Restaurants steigen, weil die Menschen gespart haben und sich nun etwas gönnen wollen.

30.000 Arbeitsplätze

30.000 Arbeitsplätze hängen in Köln mit dem Tourismus zusammen. Wie viele Betriebe die Krise nicht überleben werden – darüber gebe es keine verlässlichen Zahlen, so Amann. Er selbst habe nur von sehr wenigen Hotels erfahren, die aufgegeben haben. Viele würden sich mit Kurzarbeit über Wasser halten. Auch sei die gelockerte Insolvenzmeldepflicht eine Entlastung. „Eine Prognose ist schwierig.“ Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga gab zuletzt an, dass sich 30 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz bedroht fühlen.

Mit einer Normalisierung des Tourismus rechnen Branchenkenner erst 2023/24. „Langfristig werden wir aber auch wieder Rekorde sehen“, so Amann. Das Reisen und Entdecken liege in der DNA des Menschen.  

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