„Das ist Kulturbarbarei“Vereine fordern Erhalt des Fachwerks in den Kölner Giebelhäuschen

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Zwei der Giebelhäuschen am Fischmarkt sind seit Monaten abgebaut.

Zwei der Giebelhäuschen am Fischmarkt sind seit Monaten abgebaut.

Die Stadt schreibt für den Wiederaufbau der Giebelhäuschen kein Fachwerk mehr vor. Dagegen protestieren drei Denkmalschutzvereine.

Drei deutsche Denkmalschutzvereine haben sich wegen der Pläne zu den beiden Giebelhäuschen am Fischmarkt in einem offenen Brief an die Stadt Köln gewandt. Darin heißt es: „Wir halten den Abriss und den leichtfertigen Verzicht auf eine exakte Rekonstruktion für eine Kulturbarbarei.“ Die beiden Fachwerkhäuser aus dem 16. Jahrhundert, die zusammen mit den drei benachbarten Häuschen zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt gehören, sind bis auf die gemauerten beiden unteren Stockwerke derzeit abgebaut.

Bei der Untersuchung der abgetragenen historischen Holzbalken hat sich laut Stadt herausgestellt, dass diese wegen einer fehlerhaften Sanierung in den 1930er Jahren so schwer geschädigt seien, dass sie nicht mehr für den Wiederaufbau genutzt werden können. Stadtkonservator Thomas Werner hatte vor kurzem mitgeteilt, dass dem Investor für den Wiederaufbau deshalb nur „grobe Vorgaben“ gemacht werden. So soll es wieder ein Steildach mit bisheriger Trauflänge und Firstlinie geben, ein Schieferdach, hochstehende Fensterformate und eine verputzte Fassade. Eine Rekonstruktion des Fachwerks wird dagegen nicht vorgeschrieben.

Giebelhäuschen gehören zu letzten Zeugnissen der Baugeschichte Kölns

Der Ortsverband Köln des Vereins Stadtbild Deutschland, die Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden und die Altstadtfreunde Nürnberg sehen darin „einen formalen Fehler der Denkmalpflege, da es in solchen Fällen üblich ist, das beschädigte Holz auszutauschen“. „Wir halten eine originalgetreue Wiederherstellung der Holzkonstruktion für unabdingbar.“ In seiner Blütezeit im Mittelalter sei Köln zu großen Teilen mit Fachwerkhäusern bebaut gewesen, ihr Anteil sei aber immer weiter zurückgegangen. „Die wenigen verbliebenen Fachwerkhäuser im Martinsviertel, die sich an nur noch an einer Hand abzählen lassen, sind deshalb die letzten Zeugen dieser Baugeschichte Kölns.“

Denkmalwürdig sei in so einem Fall nicht nur das originale Material, sondern auch die baukulturelle Idee dahinter. „Ist das originale Material wie in diesem Fall verloren, muss wenigstens die Idee und die Bauweise gerettet werden.“

Das beschädigte Fachwerk, das unter einer dicken Putzschicht von außen nicht zu sehen war, war bei Sanierungsarbeiten für das Hotel „Kleines Stapelhäuschen“ entdeckt worden, das Zimmer in den oberen Geschossen hat. Zum Wiederaufbau hatte Stadtkonservator Thomas Werner vor kurzem gesagt: „Eine Fachwerkstruktur erwarten wir nicht mehr. Was es wieder geben soll, ist das Steildach mit der bisherigen Trauflänge und Firstlinie, die hochstehenden Fensterformate und der Putzbau.“

Baudezernent Markus Greitemann sagte: „Mir ist wichtig, dass die Stadtsilhouette und der Charakter der Häuser beibehalten werden.“ Die Stadt warte nun auf die Pläne des Immobilienbesitzers, der Hamburger Centralis, und werde diese dann prüfen. Die drei benachbarten Giebelhäuschen sind nicht betroffen, da hier keine Fachwerkkonstruktion mehr erhalten ist.

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