Kölner Luxus-HotelWasserturm-Betreiber bekam Hausverbot und musste Insolvenz anmelden

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Der Wasserturm wird seit Januar 1990 als Hotel genutzt.

Der Wasserturm wird seit Januar 1990 als Hotel genutzt.

Innenstadt – Als Jochen Schwarz am 31. Mai auf sein Handy blickte, muss er zunächst an einen schlechten Scherz geglaubt haben. Ein Mitarbeiter informierte den Geschäftsführer des Hotels im Wasserturm, dass er in der von ihm betriebenen Luxusherberge ab sofort ein Hausverbot habe. Der neue Eigentümer des Gebäudes, die Vicus Group aus Leipzig, hatte Schwarz und die von ihm geleitete Hotel im Wasserturm GmbH & Co. KG kurzerhand herausgeworfen und ersetzt. Ab dem 1. Juni übernahm das Unternehmen Travel 24, an dem Vicus beteiligt ist, den Betrieb.

„Ich war davon überrascht, weil Vicus uns eigentlich behalten wollte, nachdem sie das Gebäude im März gekauft hatten“, sagt Schwarz. Die Hotel im Wasserturm GmbH war zuvor bereits 28 Jahre lang Betreiber des Hotels gewesen. Da die neuen Manager von Travel 24 sofort das Kassensystem austauschten, musste Schwarz am 8. Juni Insolvenz anmelden. Denn obwohl er aus dem Hotelbetrieb keine Einnahmen mehr erhielt, musste er die laufenden Verbindlichkeiten der Lieferanten und Dienstleister bezahlen.

Ungewöhnlich rascher Betreiberwechsel

Das Amtsgericht bestellte daraufhin Jens Schmidt von der Kanzlei Runkel Schneider Weber als Insolvenzverwalter. „Dieser Fall war von Beginn an sehr ungewöhnlich“, sagt der Jurist rückblickend. „Einen Betreiberwechsel über Nacht habe ich bislang höchstens bei einem Kiosk erlebt“, sagt Schmidt, der sich an das Landgericht wandte, um juristisch dagegen vorzugehen. Die zuständige Kammer gab ihm recht und erklärte am 3. Juli den Betreibervertrag von Travel 24 als unwirksam. Die Einnahmen aus dem Hotelbetrieb fließen seitdem wieder an die Hotel im Wasserturm GmbH.

Wendeltreppe in der Lobby

Wendeltreppe in der Lobby

Schwarz konnte danach in das Hotel zurückkehren – doch Travel 24 hatte die Zeit seit dem 1. Juni bereits für Veränderungen genutzt. „Die Minibars wurden ausgeräumt, die Gäste bekamen keine Bademäntel mehr und das Restaurant „W“ im Erdgeschoss war geschlossen“, sagt Schwarz. Der Service, den die Gäste fast 30 Jahre lang geschätzt hätten, sei reduziert worden. Die Preise blieben allerdings gleich. „Wenn man sich die Pläne von Travel 24 für das Hotel anschaut, dann ist das ein Unterschied zu vorher, der jeden Kölner erstarren lässt“, so Insolvenzverwalter Schmidt.

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Die Devise lautet jetzt, die vorherige Servicequalität wiederherzustellen und das Restaurant wieder zu öffnen. „Das Tagesgeschäft hat sich stabilisiert“, sagt Schmidt. Alle Reservierungen bleiben gültig. Der Erhalt des Hotels sei auch für die Gläubiger das beste Ergebnis. Er plane die Zukunft des Betriebs unbefristet, wohlwissend, dass es Verhandlungen um einen Pachtvertrag geben wird. Vicus als Eigentümer des Gebäudes könnte mittelfristig trotz der einstweiligen Verfügung des Landgerichts durchsetzen, dass Travel 24 Betreiber des Hotels im Wasserturm wird. „Wir pflegen mittlerweile einen sehr kommunikativen Austausch“, sagt Schmidt. Es gebe jedoch noch immer unterschiedliche Vorstellungen für die Zukunft des Fünf-Sterne-Superior-Hauses.

Geschäftsführer Jochen Schwarz

Geschäftsführer Jochen Schwarz

Einen anonymen Hinweis auf Baumängel in dem von 1868 bis 1872 erbauten denkmalgeschützten ehemaligen Wasserturm bestätigt Geschäftsführer Jochen Schwarz nicht. „Das wird zurzeit alles geprüft“, sagte er, die Lebensmittelhygiene und die Wasserqualität seien einwandfrei. Der Brandschutz und die Aufzüge würden in den nächsten Tagen untersucht. Die Schließung des Sterne-Restaurants „Himmel un Äd“ im Mai 2018 hänge mit dem Betreiberwechsel nicht zusammen, sagt Schwarz. Es handele sich um eine rein betriebswirtschaftliche Entscheidung, da der Personaleinsatz zu groß gewesen sei.

Die Vicus Group wollte sich am Montag auf Anfrage nicht zu den Vorgängen äußern.

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