In der Kölner Mozartstraße fallen rund 20 Parkplätze weg. Was Anwohnende bemängeln, ist Teil des Radverkehrskonzepts der Stadt.
Einbahnstraße geöffnetWegen Radfahrenden gibt es erneut weniger Parkplätze im Kölner Rathenau-Viertel

Die Parksituation am Kölner Rathenauplatz ist problematisch (Archivbild vom Juli 2024)
Copyright: Michael Bause
Anwohnende der Kölner Innenstadt, die ein Auto besitzen, kennen die Situation: Um einen Parkplatz zu finden, müssen sie teilweise stundenlang „um den Block“ fahren. Wer auf seinen Pkw angewiesen ist, um zur Arbeit zu kommen, nimmt diese Tortur täglich auf sich. Je später man abends nach Hause kommt, desto aussichtsloser ist diese Suche.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Rathenau-Viertels verschärft sich die Lage jetzt noch einmal: Es fallen rund 20 Parkplätze auf der Mozartstraße weg, weil die Parkbuchten von Schräg- in Längsparkplätze umgewandelt werden und sich der Parkraum damit insgesamt verringert. Grund ist die Öffnung der Einbahnstraße Mozartstraße ganz offiziell für den Radverkehr in beide Richtungen. Dies ist Teil des Radverkehrskonzepts Innenstadt und erscheint im Maßnahme-Katalog für 2025.
Mehr Sicherheit für Radfahrende auf der Kölner Mozartstraße
Die Abschaffung der schrägen Parkplätze soll für mehr Sicherheit der Radler sorgen, die nun in beide Richtungen fahren dürfen. Naturgemäß haben Autofahrende beim Ausparken aus quer oder schräg zur Fahrbahn stehenden Buchten eine eingeschränkte Sicht auf den Straßenraum hinter sich. Bei längs zur Straße parkenden Fahrzeugen ist dies anders. Zudem wird durch die Maßnahme mehr Platz für den „Begegnungsverkehr“ geschaffen.
Anwohnende des Rathenau-Viertels sehen den neuerlichen Wegfall von Parkplätzen kritisch. Erst 2023 waren in der benachbarten Engelbertstraße Parkflächen zugunsten des Rad- und Fußverkehrs umgewandelt worden. Von den bisher rund 140 Kfz-Parkplätzen entfielen hier 84. Außerdem wurden mehr Abstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen. Eine Anwohnerin aus dem Veedel äußert sich im „Express“ kritisch über den Umbau nun auch der Mozartstraße. Dies komme bei vielen nicht gut an, berichtet sie.
Bürgergemeinschaft Rathenauplatz sieht Parksituation kritisch
Michael Neumann von der Bürgergemeinschaft Rathenauplatz kann den Frust der Anwohnerin in Teilen nachvollziehen. Er selbst bewegt sich mit dem Auto, auf dem Motorrad und mit dem Rad durch sein Viertel. Neumann findet die Maßnahmen der Stadt „nicht zu Ende gedacht“. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass durch die jetzt erfolgende Verteuerung der Anwohnerparkausweise und den Wegfall von Parkraum automatisch mehr Menschen ihr Auto abschaffen würden.
„Es war in der Mozartstraße schon manchmal kritisch“, gibt er mit Blick auf gefährliche Situationen zwischen Autofahrenden und Fahrrädern zu. Allerdings fehle es einfach an Alternativen für Menschen, die auf ihr Auto angewiesen seien. Beim Thema Quartiersgarage in Uninähe, wie sie der Verein bereits 2022 vorschlug, habe sich bislang noch nicht viel getan. Die verschärfte Parksituation führt aus Neumanns Sicht dazu, dass Autos immer häufiger auf nicht erlaubten Flächen oder halb-legal abgestellt werden. Dies trüge letztlich auch nicht zur Sicherheit bei.
Kölner Radverkehrskonzept bringt Einschränkungen für Autofahrende mit sich
Was für Anwohnende zu Einschränkungen führt, ist aus Sicht vieler Kölnerinnen und Kölner und auch der Stadtverwaltung auf lange Sicht jedoch unumgänglich. Um die Stadt klimafreundlicher und lebenswerter zu machen, ist eine Zurückdrängung des Autos unumgänglich. Auch die Umwandlung von Parkflächen zugunsten der Gastronomie, wie sie bereits im Rathenau-Viertel erfolgte, gehört dazu. Mit dem Radverkehrskonzept soll seit rund neun Jahren die Radverkehrsinfrastruktur verbessert werden, nicht nur in der Innenstadt.
Zum Wegfall von Parkplätzen heißt es im Radverkehrskonzept bereits 2016: „Parken in Schräg- oder Queraufstellung soll in den Fahrradstraßen grundsätzlich ausgeschlossen werden“. Die Umwandlung der schrägen Parkplätze oder sogar Querparkplätze in Parkplätze längs zur Fahrbahn ist immer mit einem Verlust von Abstellmöglichkeiten verbunden. Bis zu 60 Prozent Parkraum fällt so weg. Es wird allerdings deutlich an Sicherheit gewonnen, und es gibt mehr Platz für Fußgänger auf den Bürgersteigen.
Nicht nur in Köln fallen nach und nach viele schräge Parkplätze weg, dieser Trend ist auch in anderen Städten zu beobachten. Grund ist eine Neufassung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung vom November 2021. Hier wird für Fahrradstraßen empfohlen, grundsätzlich auf Senkrecht- oder Schrägparkstände zu verzichten. Selbst wenn es sich wie bei der Mozartstraße nicht um eine ausgewiesene Fahrradstraße handelt, sind hier in beide Seiten viele Radler unterwegs. Diese dürften froh sein, wenn mit Schwung ausparkende Autos ihnen nicht gefährlich in die Quere kommen.